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 Seite erstellt am 25.4.24 um 12:26 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Mittwoch, den 1. September 2010, um 8:38 Uhr
Betrifft: Moralvorstellungen im Umfeld von Joseph Smith

> Jedenfalls ist  Amerika stark puritanisch geprägt und das hat sich ja in vielen Gesellschaftschichten bis heute erhalten. Denke die Uroma in Deutschland war womöglich sogar progressiver als viele damalige Zeitgenossen in den USA; insbesondere wenn es um Moral und Sitte ging.

Das ist nicht korrekt. In den Gebieten der östlichen USA, in denen Joseph Smith lebte, war die Bekenntnis zur „freien Liebe“ extrem populär. Auch und gerade in religiösen Kreisen. Erinnert sei nur etwa an den evangelikalen Prediger Isaac Bullard, der seine Gefolgschaft zunächst in Woodstock sammelte und mit ihnen dann durch New York marschierte. Er war ein extremer Verfechter der „freien Liebe“ und seine Thesen waren in der Gegend und zu der Zeit, in der Joseph Smith seine erste Vision hatte, auch ein Ausdruck damals weit verbreiteter Moralvorstellungen. Denn die Anhängerschaft von Isaac Bullard war eine von mehreren einflussreichen Gruppen, die einen promiskuitiven Lebensstil nicht nur tolerierte, sondern sogar als erstrebenswert propagierte. Auch die Swedenborgianer mit ihrem Glauben an „geistige Ehen für die Ewigkeit“ hatten seinerzeit in den östlichen USA einen nennenswerten Einfluss (vielleicht auch auf Joseph Smith). Sicher gab es auch wesentliche puritanische Strömungen, wären sie in der damaligen Gesellschaft jedoch sonderlich stark gewesen, hätten die Verfechter eines freizügigeren Lebensstils nicht so unbehelligt agieren dürfen. Die östlichen USA waren in dieser Hinsicht damals deutlich anders geprägt als z.B. die streng katholischen oder protestantischen Gebiete Mitteleuropas. Meiner Einschätzung nach hätte jemand wie Isaac Bullard Anfang des 19. Jahrhunderts in Zürich, München oder Salzburg einen ungleich schwereren Stand gehabt wie seinerzeit in der Gegend von Joseph Smith. Vielleicht wäre er bei uns sogar gelyncht worden.

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