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Seite erstellt am 19.4.24 um 2:34 Uhr

der Beitrag:

Verfasser: Nyu

Datum: Samstag, den 19. Juni 2010, um 16:51 Uhr

Betrifft: Ronny Lee Gardner - Ein Gedenken

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist der verurteilte DoppelmÃ¶rder Ronny Lee Gardner, nachdem er 25 Jahre in der Todeszelle verbracht hatte, im StaatsgefÃ¤ngnis des US Bundesstaates Utah in Salt Lake City hingerichtet worden.

FÃ¼nf Patronen, vier scharfe und eine Platzpatrone, wurden auf die fÃ¼nf ScharfschÃ¼tzen verteilt. Sie legten ihre Kaliber .30 Gewehre an und feuerten auf ein Kommando hin. Als Todeszeitpunkt wurde 0:20 Uhr Ortszeit, 18. Juni 2010 angegeben.

Seine Schuld an dem Verbrechen war unbestritten. Nachdem er einen Barkeeper erschoss, wurde er bei seiner Verhandlung vor dem Landesgericht im Jahre 1985 wieder straffÃ¤llig: Er griff sich eine, von einer Bekannten mitgebrachte, Kaliber .22er Handfeuerwaffe, und erschoss einen Anwalt und verwundete einen Gerichtsdiener schwer.

Was jedoch die Aufmerksamkeit der US- und der Weltpresse, vertreten durch eine Schar von hunderten Journalisten, erregte, war nicht so sehr die Vollstreckung der Todesstrafe an sich, sondern vielmehr die Art der Exekution. Firing Squad. In allen 35 Bundesstaaten der USA, die noch die Todesstrafe anwenden, ist diese Exekutionsmethode wegen ihrer Barbarei und Erinnerung an vergangene Zeiten zwar abgeschafft (in Utah im Jahre 2004), jedoch in Utah noch vollstreckbar, da dieses Gesetz nicht rÃ¼ckwirkend gilt und Gardner sich auf diese Todesart erneut festgelegt hatte.

"So steckt Utah nun in der peinlichen Lage, als abschreckendes Beispiel fÃ¼r Entschlusslosigkeit der USA dazustehen. ErschieÃŸungskommandos seien "Echo einer ganz anderen Ã„ra", sagt Richard Dieter, der Exekutivdirektor der Aktivistengruppe Death Penalty Information Center, und spricht von einem "schaurigen Schauspiel." "
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,701196,00.html

Zwar ist bekannt, dass der US Bundesstaat Utah weltweit immer wieder durch teilweise bizarre KuriositÃ¤ten auf sich aufmerksam machte. Diese Exekution fÃ¼hrt jedoch nunmehr auf krasse Art und Weise vor Augen, welche kulturelle Herkunft hier noch immer quicklebendig ist: eine martialische Wildwestmoral irgendwo zwischen Auge um Auge und BlutsÃ¼hne.
Ich denke an diese Exekution und kann nicht anders, als mich an finstere Gestalten des 19. Jahrhunderts wie Hosea Stout, John Doyle Lee und seine MÃ¶rderbande und Orrin Porter Rockwell erinnert zu fÃ¼hlen, sowie an jenes Volk, die Mormonen, die damals und seitdem deren Taten billigen oder direkt und indirekt befÃ¼rworten.
So sagte auch Gardner selbst im Jahre 1996 gegenÃ¼ber Deseret News, warum er denn das Exekutionskommando gegenÃ¼ber dem Tod durch die Giftspritze bevorzuge:
"I guess it’s my Mormon heritage," sagte Gardner damals "I like the firing squad. It’s so much easier â€¦ and there’s no mistakes."
Suchte er vielleicht die BlutsÃ¼hne, das Blood Atonement?

Auf der Basis eines solchen kulturellen Erbes, lÃ¤sst sich die live Berichterstattung des Generalstaatsanwaltes des Staates Utah, Mark Shurtleff, mittels des Mediums Twitter, erklÃ¤ren. Wie bizarr.
Shurtleff, selber aktiver Mormone, beschreibt im Folgenden, wie er, quasi Ã¼ber die Macht des Staates Utah verfÃ¼gend, die Exekution des MÃ¶rders (Gardner) durch "ein Kopfnicken" ("with my final nod") anordnen wird, um dann noch auf seine Pressekonferenz zu verweisen.

"We will be streaming live my press conference as soon as I’m told Gardner is dead. Watch it at www.attorneygeneral.Utah.gov/live.html"
8:15 AM Jun 18th via TwitBird iPhone

"I just gave the go ahead to Corrections Director to proceed with Gardner’s execution. May God grant him the mercy he denied his victims."
8:02 AM Jun 18th via TwitBird iPhone

"A solemn day. Barring a stay by Sup Ct, & with my final nod, Utah will use most extreme power & execute a killer. Mourn his victims. Justice "
9:18 PM Jun 17th via TwitBird iPhone
Quelle: http://twitter.com/MarkShurtleff

Ein Presseartikel zum Thema dieser Entgleisung auf Twitter:
http://www.law.com/jsp/article.jsp?id=1202462854193&rss=newswire

Auch Shurtleffs Stellvertretender Generalstaatsanwalt Tom Brunker (auch Mormone) vertrat, mit der MÃ¶glichkeit einer Vollstreckungsaufschiebung konfrontiert, eine ganz Ã¤hnliche Haltung.

"Assistant Utah Attorney General Tom Brunker said he doesn’t think Gardner is entitled to an appeal, but that he may be able to seek an expedited review of his case by the state’s highest court.
"We will vigorously oppose any further stays of execution," Brunker said."
Quelle: USA Today:
http://www.usatoday.com/news/nation/2010-04-24-utah-firing-squad_N.htm

Der katholische Bischof der DiÃ¶zese von Utah, John C. Wester, sagte noch im Zuge von Demonstrationen gegen die Exekution von Gardner und die Todesstrafe im April des Jahres:
"The firing squad is archaic, it’s violent, and it simply expands on the violence that we already experience from guns as a society,"

Donna Nu, Verlobte des 1985 im Gericht erschossenen Anwalts Michael Burdell gab an, ihr Lebenspartner glaubte nicht an die Todesstrafe.

"Die letzten Stunden verbrachte Gardner der Zeitung "Deseret News" zufolge "entspannt". Er habe vom Nachmittag an alle Teile der Fantasy-Trilogie "Herr der Ringe" gesehen. Kurz vor der Hinrichtung traf er sich dann noch mit einem Mormonen-Priester."
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,701411,00.html

Zu Essen gab es nichts, da er wohl schon seit Dienstag gefastet hatte.

Verurteilte MÃ¶rder mormonischen Glaubens werden in einem kircheninternen Disziplinarverfahren von der HLT Kirche exkommuniziert und ihre Taufe fÃ¼r null und nichtig erklÃ¤rt. Ein Zugung zur versÃ¶hnenden Gnade Gottes und den Sakramenten bleibt ihnen, auch nach einer demÃ¼tigen und aufrichtigen Bitte um Vergebung, in der Mormonenkirche verwehrt.