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Seite erstellt am 28.3.24 um 18:40 Uhr
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Verfasser: Rainer
Datum: Samstag, den 22. Mai 2010, um 11:49 Uhr
Betrifft: Segen als göttliche Offenbarung

Ich vermute, du meinst den Patriarchalischen Segen?

Nach deiner Frage habe ich mal meinen eigenen Segen hervorgekramt, den ich im April 1990 ca. 3 Jahre nach meiner Taufe bekommen hatte. Ist schon ein seltsames Gefühl, das jetzt noch einmal zu lesen. Damals hat mir der Segen sehr viel bedeutet und - wie viele andere Mormonen auch - habe ich den Text im Kleinformat kopiert und laminiert, um ihn hinten in die Dreifachkombination legen zu können.

Aus meiner heutigen Sicht liest sich dieser Segen eher wie eines dieser Horoskope, die man in verschiedenen Zeitschriften findet und die so allgemein gehalten sind, dass sie irgendwie auf jeden zutreffen können. Es sind dort einige Verheißungen gemacht worden, die aber immer auch mit Bedingungen verbunden wurden.

Ein  kleiner Auszug:

"Der Vater im Himmel wird Dich in Deinem beruflichen Leben an die Hand nehmen und Dir die Kräfte geben, geistig und körperlich, die Du benötigst, um eine Familie zu gründen, und auch, daß du in SEINER Kirche dienen kannst, und daß du IHM immer geistig nahe sein kannst. Wenn du dies aus ganzem Herzen wünscht und Du alle Gebote Gottes achtest, und wenn du sie mit fröhlichem Herzen erfüllst, dann wird Dein Zeugnis, Dein Glaube und Deine Liebe zu IHM stärker sein als der Widersacher. [...] Du wirst an einen Platz auf dieser Erde gestellt werden, den der Herr für Dich schon vorgesehen hat, wenn Du bereit bist, jede Berufung in SEINEM Werk, in SEINER Kirche anzunehmen und darin zu dienen [...]"

Der patr. Segen ist - nach meinem Wissen - der einzige Segen, der auf Tonband aufgenommen und dann schriftlich niedergelegt wird. Viele HLT notieren sich aber Stichpunkte aus anderen Segen, die sie erhalten, um sich später daran erinnern zu können.

Ich selber habe mich immer sehr schwer damit getan, einen Segen zu geben, weil er für den der ihn empfängt, ja eben nicht nur ein Gebet darstellt, sondern göttliche Offenbarung sein soll. Leider hatte ich als Segnender aber irgendwie nie das Gefühl, eine göttliche Eingebung zu bekommen, sondern habe in meinen Gedanken nach allgemeinen Formulierungen gesucht. Anfangs habe ich mich dabei manchmal sehr schlecht gefühlt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Entscheidend war eigentlich, dass der Empfangende sich besser fühlte, weil er einen Segen bekommen hatte. Und immer gab es bei den Verheißungen, die ich ausgesprochen habe, das kleine Wörtchen "wenn".

Insbesondere ein Krankensegen kann aber auch zu schweren Enttäuschungen führen. Ich erinnere mich an einen sehr kranken jungen Mann in unserem Pfahl. In einem Krankensegen wurde ihm Besserung versprochen und der ganze Pfahl hat für ihn gebetet, aber leider ist er dann kurze Zeit danach doch gestorben. Eine ähnliche und sehr schmerzhafte Erfahrung hatten wir später auch mit unserer eigenen Tochter.

Auch das waren Erlebnisse, die mich der Erkenntnis näher gebracht haben, dass die HLT zwar eine Gemeinschaft ist, die viele sehr gute und nette Menschen beherbergt, dass sie aber ganz bestimmt nicht die "einzig wahre Kirche" auf dem ganzen Erdboden ist. Gott ist dort nicht mehr und nicht weniger zu finden als in vielen anderen Kirchen.

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