Beitrag 37 von 46 zum Thema LVZ: Ex-CDU-Landespolitiker Goliasch im engen Kontakt zu Schill-Partei |
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Verfasser: Gunar Datum: Montag, den 28. Januar 2002, um 8:17 Uhr Betrifft: Goliaschs Stasi-Akte: Information des IKMO vom 30.8.1989
BDVP Leipzig Leipzig, 30.8.89
K/Dezernat IIKMO "Henri Guhl"
Reg.-Nr.: O-158/85I n f o r m a t i o n
---------------------zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
1. DDR-Publikationen der Mormonen
Kürzlich führte der IKMO ein Gespräch mit dem Leiter der
Ãffentlichkeitsarbeit der Region, Gottfried R i c h t e r
(Karl-Marx-Stadt). R. ist der Inhaber der Papier- und Bürobedarfs-
groÃhandelsfirma "Rabus" KG.
R i c h t e r vertrat die Meinung, daà das Vorhaben R i n g g e r s ,
die readktionelle Bearbeitung der angestrebten DDR-Publikation
durch ihn in Frankfurt/Main durchführen zu lassen, nicht gut ist.
R. gab an, daà die Redakteure und Mitarbeiter in der Gebietsleitung
zu überheblich sind, um sich durch ihn redaktionelle Ãnderungen
für die DDR-Ausgabe des "Stern" gefallen lassen. Er schätzte ein,
daà selbst eine Weisungsbefugnis keine Garantie dafür wäre, daà die
DDR-Zeitschrift ordnungsgemäà und "sauber" erstellt wird. AuÃerdem
müÃte er monatlich nach Frankfurt/M. reisen, was ihn arbeitsmäÃig
auÃerordentlich belasten würde. Er hielte es für besser, die Redak-
tion in der DDR zu belassen und den Druck in der BRD vornehmen zu
lassen. Dieser Meinung schlossen sich auch S c h ü t z e und
B e r n d t an.
Der IKMO fand es günstig, wenn ein Anforderungskatalog für die
Genehmigung der Publikation vorhanden wäre.2. Auslandsaufenthalte
Im Juli befanden sich mehrere Kinder der Gemeinschaft aus Leipzig
im internationalen Lager der Gemeinschaft im Brexbachtal (BRD) .
Sie wurden durch einige Erwachsene (ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ , ÂÂÂÂÂÂÂ
 , Walter M ü l l e r ) begleitet. Nach Angaben der
Quelle wurde dort engere Verbindung zu Mormonen aus Schottland
und Finnland hergestellt. Diese wollen den Personenkreis aus der
DDR zu regionalen Sommerlagern 1990 einladen. Das Lager in der
BRD war mit 1000 Personen überbelegt, so daà es zu ernsten Ver-
sorgungsschwierigkeiten kam.Der Missionar ÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ (Leipzig) befindet sich
seit Juli 89 nach Absolvierung des Sprachseminars in Provo(USA)
auf Mission in Chile. Dort ist er im Gebiet Feuerland eingesetzt.
In Briefen an die Eltern berichtet er von unwahrscheinlicher Ar-
mut (Heizung ist dort unbekannt/Z.Zt. ist dort Winter 2-4 Grad C)
Wie Â. schreibt, sieht er jetzt besonders deutlich, welch
ein Wohlstand in der DDR herrscht. Die unwahrscheinliche
Härte des Einsatzes wird "durch viele Taufen" entschädigt.Wie bekannt wurde, versucht die Ehefrau des 2. Ratgebers der
Pfahlpräsidentschaft,  Â (Leipzig) über das
Staatssekretariat für Kirchenfragen einen Dienstreisepaà in
die BRD zu erlangen. Bereits 1988 sprach sie Ratgeber R i n g -
g e r an, daà sie bereits mehrere Einladungen von Mormonen-
gemeinden der BRD erhalten habe, worin sie zu Konzerten auf-
gefordert wurde. Daher bräuchte sie über die Kirche einen
Reisepaà für die BRD. R. lehnte dies strikt ab, da dies eine
Privatsache wäre. Die Â. wandte sich dieses Jahr in gleicher
Angelegenheit an das Staatssekretariat. Abteilungsleiter B e h n-
k e lud die Â. ein und sagte eine Reise für Oktober 89 zu.
Wohlwollend wolle er auch prüfen, ob ein Mehrfachvisum erteilt
werden könne.
In der Gemeinde Leipzig herrscht Entrüstung über die Skrupel-
losigkeit und das materielle Denken der Â. Die Â. ist bekannt,
daà sie alle ihre Wünsche ohne Hemmungen durchsetzt und versucht,
in den Besitz von freikonvertierbarer Währung zu gelangen. Offen-
sichtlich wird sie dabei von ihrem Ehemannindirekt bestärkt, da
er dies als Privatangelegenheit abtat. Das Ehepaar Â. kaufte 89
einen ausrangierten VW "Golf" vom Regionsbüro Dresden.
Gegen die Handlungsweise der Â. sprachen sich konkret ÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂ
ÂÂÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ und Christian F i s c h e r aus.
Der IKMO vertrat die Meinung, daà die Reise nicht genehmigt werden
sollte, um ein Ausufern der Reisepraxis zu verhindern. Die Â.
sollte kompetenterweise an das Ministerium für Kultur verwiesen
werden.
Weiterhin gibt es eine schriftliche Weisung von R i n g g e r ,
in der persönliche Anliegen im Namen der Kirche an Staatsorgane
in jedem Falle untersagt werden.3. Missionsarbeit
Die Missionare  und  wurden versetzt. Dafür
kamen ÂÂÂÂÂÂÂÂÂ aus Cottbus und ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ aus Berlin. ÂÂÂÂÂÂÂ
ging nach Berlin und ist für die 3 Nordbezirke zuständig. Â. wurde
nach Dresden versetzt und ist jetzt Assistent von Missionspräsi-
dent P a u l .
Am 23.8.89 erhielten die Städte Schwerin, Neubrandenburg und Wolgast
je 2 Missionare. Die Zweiggemeinde Halle soll ebenfalls Missionare
erhalten. Bei einer Beratung voriger Woche mit P a u l sagte dieser,
daà bald 40 Missionare in der Region sein werden. Er lobte dabei
die gute Zusammenarbeit mit den Staatsorganen der DDR. Die Mormonen
werden in der DDR geschätzt und man habe seinen Frieden mit dem
Staat. Staatssekretär L ö f f l e r habe ihm gesagt, daà er hoffe,
daà die Mormonen in der DDR bald 25.000 Personen stark seien.
P a u l zog eine Bilanz der ersten 5 Monate Missionarseinsatz in
der DDR. In der Region seien 250 Taufen durch die Missionare nur
an Erwachsenen vorgenommen worden sein. (Vergleich Vorjahr 15)
Leipzig und Dresden sind Schwerpunkt mit jeweils 50 Taufen. Dann
kommen Erfurt, Cottbus und Berlin mit jeweils ca. 30 Taufen. Ent-
sprechend der Einschätzung kommen nur lediglich 10% der Neuzu-
gänge nur kurze Zeit in die Gemeinden und trennen sich dann wieder
von den Mormonen. Gleichartige Zahlen gab es sonst auch. Man ist
also zunächst sehr zufrieden, wenn es in den Gemeinden auch oft
turbulent zugeht. Die meisten Neuglieder werden schnell integriert.
Gegenstand der Beratung waren auch die Einhaltung der
Missionsmethoden, wie sie im Einvernehmen mit den Staats-
organen festgelegt wurden. Das SchlieÃen von "Bekanntschaften"
durch die Missionare in öffentlichen Verkehrsmitteln soll
lt. S c h ü t z e gestattet sein. Gelegentliche Ãbertretungen
der Festlegungen wurde durch die Missionare dahingehend ent-
schuldigt, daà durch die Gemeinde nicht genügend Referale er-
arbeitet werden. Daher nutze man jede Gelegenheit, um mit
Bürgern ins Gespräch zu kommen. Ausdrücklich wurd nochmals
durch P a u l und S c h ü t z e darauf hingewiesen, daà Bür-
ger, die einen Besuch abgelehnt haben, auch in Ruhe gelassen
werden und man keine Hartnäckigkeit wie die "Zeugen Jehovas"
an den Tag legt.
Bisher gingen an die Gemeinde Leipzig keinerlei Beschwerden
von Bürgern über die Missionare ein. Auch beim Rat der Stadt
war dies bisher nicht Gegenstand von Gesprächen.4. Allgemeines
In der Gemeinde wurden die Vorkommnisse in der UVR und den
Botschaften stark diskutiert. ÂÂÂÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ und
ÂÂÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ haben dies selbst in Budapest verfolgen
können.
In den Diskussionen kam zum Ausdruck, daà hauptsächlich materielle
Gründe für die Ausreisen vorliegen. Leider stellen viele DDR-Bürger
materielle Dinge in den Mittelpunkt und vergessen die weitestge-
hende soziale Sicherheit. Daher sehen die Mormonen dies total
anders und identifizieren sich mit dem "Hierbleiben". Ein weiterer
Grund ist die Gruppenorientiertheit der Gemeinden.
Einige berichteten, daà evangelische Christen die Mormonen verächt-
lich daraufhin ansprachen, daà sie wohl die Letzten sind, die
das Licht ausmachen." Besonders positiv zeigte sich Christian
F i s c h e r in der Diskussion.
Umgestaltungen in der Wirtschaft wurden als notwendig erachtet,
insbesondere, daà das Leistungsprinzip konsequent durchgesetzt
werden muà und dadurch Leistungsbereitschaft erzeugt wird. Weiter-
hin müssen die Werktätigen in Entscheidungsfindungen mehr einbe-
zogen werden. Selbstherrliche Leiter müssen schneller und konse-
quenter zur Räson gebracht werden.Kürzlich wurde in Berlin ein ASTA in die Mormonengemeinde aufge-
nommen. Unter dem Einfluà der Gemeinde wollte diese Person, die
namentlich nicht bekannt ist, den Ãbersiedlungsantrag zurück-
ziehen. Dem wurde angeblich nicht stattgegeben und die Ausreise
muÃte vollzogen werden. Die Person fand sofort Anschluà in der
Mormonengemeinde in der BRD.Am 3.7.89 lud der ÂÂÂÂÂ ÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂÂ (Ltn.d.R.) 20 Kollegen
seines Betriebes Ingbaukombinat zur Besichtigung der Mormonen-
gemeinde ein. Dort wurden sie von den Missionaren erwartet und
ein Video über die Gemeinschaft gezeigt. Bei dem Personenkreis
handelt es sich um eine BetriebsfuÃballmannschaft, gegen die die
Leipziger Mormonen bereits mehrfach spielten. Ein Werbeerfolg
konnte nicht festgestellt werden.Am 27.8.89 besuchten ca. 40 Studenten unter der Leitung von
Prof. T o b l e r (alle Brigham-Young-University) die Gemeinde.Verteiler: 1 x Abt.I [gez.]
2 x FA Steinberg
3 x Dez.I Hptm.d.K.