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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Montag, den 8. März 2010, um 8:46 Uhr
Betrifft: Sind Obdachlose die glücklichsten Menschen?

Lieber Rainer,

Du schreibst:

> Vielleicht hätten die Mormonen im Schnitt aber auch noch eine viel längere Lebenserwartung, wenn es nicht die vielen Depressiven gäbe?;-)  Mit der Auslegung von Studien ist das immer so eine Sache - die von Misery erwähnte Studie scheint ja genau das Gegenteil zu belegen ...

Ich glaube nicht, dass man beide Studien gegeneinander ausspielen kann. Im einen Fall geht es um aktive Mitglieder der HLT-Kirche aus Utah, im anderen Fall um Einwohner von Utah. Die erste Gruppe ist also eine Teilgruppe der zweiten. Man weiß somit nicht, ob der Konsum von Antidepressiva unter nicht-mormonischen Einwohnern noch höher ist als der von mormonischen. Außerdem gilt es, Folgendeszu bedenken: Die Chance, dass sich ein wenig gesundheitsbewusster, ungelernter Lagerarbeiter in Detroit mit seinen Depressionen an einen Arzt wendet, sind geringer als bei einer depressiven BYU-Absolventin aus Utah, die aktives Mitglied der Kirche ist. Beide haben Depressionen, aber die Wahrscheinlichkeiten, Antidepressiva einzunehmen, sind in beiden Fällen nicht gleich. Während der Lagerarbeiter die Symptome vielleicht gar nicht erkennt, sich u.U. keinen Arzt leisten kann und seinen Frust womöglich mit Alkohol bewältigt, geht die aktive Mormonin mit ihrem Problem vermutlich anders um. Mitglieder der HLT-Kirche in Utah sind relativ gebildet, relativ gesundheitsbewusst und greifen zur „Selbstmedikation“ relativ selten zur Flasche. Eine Depression wird von ihnen eher als solche erkannt, sie wird eher als behandlungsbedürftig angesehen und sie wird eher nicht mit Alkohol oder Drogen bekämpft. Die Einwohner Utahs unterscheiden sich von den Einwohnern anderer Bundesstaaten nicht nur durch ihren Konsum von Antidepressiva. Und das muss man berücksichtigen. Ansonsten könnte man z.B. genauso gut davon ausgehen, dass Obdachlose die glücklichsten Menschen der Welt sind. Denn der Verbrauch von Antidepressiva ist in dieser Bevölkerungsgruppe sicher verschwindend gering.

> Die Belastung vieler HLT-Mitglieder ist sehr hoch. Ich kenne einige Mitglieder, die durch die Verantwortung und den Zeitaufwand für Beruf, Familie und zusätzlicher Berufung einer relativ hohen Belastung ausgesetzt waren. Nicht alle können mit dieser Belastung umgehen und da man als aktiver Mormone der Überzeugung ist, dass die Aufgaben von Gott gegeben wurden, kann das schon zu Konflikten führen.

Das kann ich gut nachvollziehen. Eine aktive Mitgliedschaft in der HLT-Kirche kann als entlastend, aber auch als belastend empfunden werden. Ich denke, dass es vielen Menschen hilft, gleich eine Gemeinde zu haben, wenn sie in eine neue Stadt ziehen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass ältere Leute weniger häufig Sinnkrisen durchlaufen, wenn sie durch ein Engagement in einer genealogischen Forschungsstelle oder als Finanzsekretär auch nach ihrer Pensionierung einer Aufgabe nachgehen, die sie als wichtig erachten. Ich denke, man kann zahlreiche Beispiele finden, die dafür sprechen, dass die HLT-Kirche vielen Menschen das Leben erleichtert. Trotzdem hast Du Recht: Eine aktive Beteiligung am Gemeindeleben kann zu Konflikten führen und als Belastung empfunden werden. Es sollte vielleicht mehr Ansprachen und Klassen darüber geben, dass man nicht schneller laufen soll, als man Kraft hat. Da das oft leichter gesagt als getan ist, sollten wir in meiner Glaubensgemeinschaft öfter darüber reden, wie dieser Ratschlag auch konkret umsetzbar ist.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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