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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Dienstag, den 12. Januar 2010, um 10:53 Uhr
Betrifft: Die Grenze zwischen normal und verrückt

Hallo RainerK,

die Gedanken, die im Zusammenhang mit Deiner Frage nach der vermeintlichen Psychose von Joseph Smith geäußert worden sind, finde ich sehr interessant. Auch die Abwägung der Möglichkeit, dass er Drogen konsumiert hat, ist spannend. Ich fühle mich dabei an die These von Benny Shanon erinnert. Er ist Wissenschaftler an der Hebrew University of Jerusalem und machte vor nicht allzu langer Zeit auf sich aufmerksam, indem er glaubhaft darlegte, dass Moses unter dem Einfluss von Halluzinogenen stand, als er die zehn Gebote erhielt. Vielleicht litt er aber auch ohne Drogeneinfluss unter Wahnvorstellungen. Shanon hat mit seinen Äußerungen einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Für mich ist die Frage spannend, auf welcher Grundlage man religiöse Verhaltensweisen und Erscheinungen wertet. Was ist, wenn jemand ernsthaft behauptet: „Ich habe heute morgen mit Julius Caesar gesprochen und er hat mir geantwortet.“ So einen Menschen würden wir wohl für verrückt (bzw. psychotisch) halten. Wenn aber jemand erzählt, er hätte heute mit Jesus gesprochen, dann würde man ihn nicht als reif für die Klapsmühle ansehen. Aber warum nicht? Warum darf ich mich mit Allah, Maria, der Mond-Göttin oder Manjushri unterhalten, nicht aber mit Elvis Pressley? Die Erscheinungen von Joseph Smith wirken auf die meisten Leute befremdlich. Wer daran glaubt, ist ein Sonderling. Was ist aber mit den Leuten, die sich in einer katholischen oder evangelischen Kirche von der Kanzel herunter die Geschichten von der Bekehrung des Saulus oder von der Vision des Stephanus anhören? Sind das auch alles Spinner? Und wenn nein, warum nicht? Gerade ist Weihnachten vorbei und die meisten von uns haben mit ihren Familien Sätze wie „Hört der Engel Chöre singen“ oder „hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor“ angestimmt. Sehr viele Menschen glauben sogar an die Weihnachtsgeschichte. Sind wir noch ganz bei Trost? Ich persönlich glaube daran, dass Joseph Smith unter der Führung Gottes die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi bewerkstelligt hat. Er war dabei weder psychisch krank, noch stand er unter Drogeneinfluss. Damit mache ich mich angreifbar. Aber auf welcher Grundlage soll man den Glauben an Erscheinungen oder eigene spirituelle Erfahrungen werten? Wann spinnt man und wann ist man einfach nur religiös? Wer mit Jesus spricht, ist fromm, wer mit Napoleon redet, gehört ins Irrenhaus? Ist die Vision des Petrus in Apostelgeschichte 10 Ausdruck göttlicher Offenbarung, aber sind die Visionen im Kirtland-Tempel ein Symptom von exogen induzierter Massenpsychose? Wenn ja, warum?

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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