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der Beitrag:
Verfasser: JesseX
Datum: Sonntag, den 3. Januar 2010, um 23:15 Uhr
Betrifft: Eine Rückmeldung wegen Feigheit vor dem Fliegen

Hi, Shana. Danke für die Rückmeldung und Deinem "Reisegruß" für 2010. Ich bin doch nicht abgereist, weil ich ehrlicherweise nicht mit dieser kleinen Maschine von Cross Air fliegen wollte und weil es auch so kalt ist. Außerdem hatten sie keinen Whiskey an Bord oder wollten mir nichts geben. Dann haben die mich mit einem Bus vom Rollfeld geholt, und ich bin mit der Taxe erst einmal nach St. Georg und habe mir einen ’reingeschüttet. Now I’m feeling better than in a tin that’s called a aeroplane and tomorrow I will have to find an explanation why I’m still here in merry old Hamburg and not in Mulhouse / France.

Die Wohnung hier gehört eigentlich meiner Schwester, aber sie ist nie da, weil sie sowieso verheiratet ist und gar nicht mehr in Hamburg wohnt. Und weil wir so viele Geschwister sind (ich habe drei (Halb-) Brüder, alle in Kalifornien oder was weiß ich, eine Halbschwester und noch eine Schwester, und die Wohnung hier in Wilhelmsburg bezahle ich, damit ich auch einen Platz habe in dieser Welt. Du hast schon keine Gespenster gesehen. Aber: was soll man machen, wenn man virtuell tot ist? Man kann nur virtuell auferstehen. Ist dies nicht legitim in Anbetracht all des wirklich Schlechtem und Bösem, das existiert? Es ist doch nur ein sehr kleines "Vergehen", und ist es so schlimm?

Aber es ist wahr: man soll thematische mainstreams in einem Forum nicht immer durch Blödheit konterkarrieren. Teilweise wird hier ja regelrecht eine Art von investigating journalism betrieben, was ich immer für gut hielt. Nur so kann man die Dummheit in Schach halten, nämlich indem man ihr den Spiegel  vor Augen hält und sie sich trotzdem weiterunterhalten, bis sie plötzlich merken, daß etwas nicht stimmt...

Soll man aber auch alles wegwischen, was durch das Christentum etabliert worden ist. Ich möchte meinen: wie würde die heutige Gesellschaft, also die Art menschlichen Zusammenlebens, unsere Kultur, wohl aussehen, wenn es in Europa nicht diese sich herausgeformte Religion namens "Christentum" gegeben hätte - mit all ihren dreckigen, abscheulichen und quasi-sadistischen Komponenten? Hätte es überhaupt einen ethischen "Codex" gegeben? Ich meine: ja!
Und warum? Gehen wir aus vom Dreißigjährigen Krieg, 1618 - 1648, der Deutschland verwüstet und entvölkert hatte, den wir den in Europa  bis aufs Blut widerstreitenden Christen als Folge der "Reformation" zu verdanken haben, und in dem der Generalissimo Wallenstein vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gegen die "Protestantenpest" ins Feld geschoben wurde. Also: der Dreißigjährige Krieg war ein Glaubenskrieg "im Namen Jesu Christi"! Nach dem Westfälischen Frieden 1648 mußte sich die Bevölkerung erst einmal regenerieren, und so gab es innerhalb des Deutschen Reiches über einen langen Zeitraum keine nennenswerten kriegerischen Auseinandersetzungen, bis dann später die Kriege gegen Napoleon folgten, also die Befreiungskriege mit der großen "Völkerschlacht" bei Leipzig (1813), nach der Neuordnung Deutschlands und der Gründung des Norddeutschen Bundes (1815) und dem darauffolgenden Scheitern der bürgerlichen Revolutionen folgte der Aufstieg Preußens als Resultat des deutsch-deutschen Dualismus. Es folgten dann noch der Dänische Krieg, der Deutsche Krieg (gegen Bayern) und der Deutsch-Französische Krieg mit dem Resultast der deutschen Einigung und der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1870/71 im Spiegelsaal von Versailles.

In diesem Zeitraum hatten die Kirchen mehr als genug Zeit, sich zu etablieren und zu institutionalisieren. Als dann der Erste Weltkrieg ausbrach, gab es keine Kirche, weder auf der einen noch auf der anderen Seite, die aktiv gegen das kriegerische Geschehen vorging bzw. es abzuwenden versuchte. Im Gegenteil: jede Seite wurde von ihrer Kirche gesegnet: die Katholiken der einen Seite von ihren Priestern, die Katholiken der anderen Seite von deren Priestern, die Evangelikalen in gleicher Form usw. Und hieß es nicht stets: "Gott mit uns!" usw., so daß jede Seite die Gunst Gottes erbat? Wir alle kennen das Resultat des Ersten Weltkrieges, die Unmenschlichkeit dieses Krieges (zum ersten Mal Giftgasgranaten, und unterirdische Mineure legten Sprengladungen, woraufhin es auf einen Schlag in den sich durch die gewaltige Detonation komprinierenden Schützenlinien  gleich tausende Tote gab), dem danach der Zweite Weltkrieg folgte usw. Wäre es ohne diese Kirchen schlimmer gewesen? Die schlimmsten Kriege der Antike waren doch nicht schlimmer als die der Neuzeit!  Und bestenfalls haben die Kirchen doch noch eher Feuer ins Wasser gegossen, als neuzeitliche Kriege zu verhindern.

Heute möchte ich sagen: Weg mit all diesen Soutaneträgern, mit diesen Irren, die den Gläubigen schon wieder Segensbriefe mit dem Signum des Pontifex Maximus andrehen (für  "lächerliche" dreißig Euro etwa), und zwar in Rom, wenn all die Wallfahrts-Geistes-Geschädigten und Büüüßenden dort aufkreuzen, um zu rufen: "Beeenedetto, Beenedetto!". Das ist doch nicht das Christentum! Und was machen die Evangelikalen, insbesonders die Ev.-Luth. Kirche?
Besonders in den ländlichen Gemeinden Deutschlands halten sie sich wacker, denn sie haben es verstanden, sich quasi unabkömmlich zu machen (etwa durch die Diakonie usw.), aber auch in den großen Städten. All das wird ja von den Taufscheinchristen finanziert, und zwar durch einen bestimmten Prozentsatz durch die Besteuerung des Einkommens. Das haben die wirklich gut hinbekommen: Kirchenbeiträge (katholisch oder evangelisch) sind steuerliche Tatbestände! Die bräuchten sich nicht einmal selbst die "Hände dreckig machen" (etwa durch gerichtlichen Mahnlauf im Zivilrecht), um an ihr Geld zu kommen: der Fiskus ist ihr Exekutivorgan! Leben wir nicht - gewissermaßen und kritisch betrachtet, einem Kirchenstaat? Und alle schimpft ihr auf Utah usw. Seht euch einmal dieses Land an! Und wer noch nicht davon gehört hat: da hat es doch tatsächlich schon Überlegungen gegeben, eine "Ethiksteuer" einzuführen, nämlich für diejenigen, die nicht in einer Kirche sind! Halleluja!

Aber gut, ich war und bin nicht in der LDS- oder HDL-Kirche, und ich werde auch dort nicht "landen" - mittlerweile glaube ich sogar, daß die hiesige Gemeinde nicht allzu viel Wert auf meine Wenigkeit legt. Ich behalte meine "Kohle" lieber in der Tasche, oder treibe es wie der Prophetenfürst Joseph Smith ("Money was melting in his hands."). Drei Jahre habe ich die schon hingehalten usw. - und daran bin ich irre geworden. Die machen einen regelrecht irre, ohne aktives Zutun, wohlgemerkt! Aber diese "Botschaft" kreist in einem und schafft einem Alpträume und Schuldgefühle. Aber was soll man erwarten, wenn man bereits genetisch dazu veranlagt ist, nämlich nach immerhin etwa 1000 Jahren indoktrinistischer Bearbeitung der Vorfahren? Können wir uns denn nicht einmal von diesem ererbten Joch des Christ-Seins befreien und uns direkt an den Allmächtigen oder das Allmächtige oder die Allmächtige wenden? Ich kann nicht ohne Gott sein, und ich bete nur zu ihm, nicht zu Jesus, nicht zu J.S., nicht zu irgendeiner anderen Canaille, nur zu ihm, so wie es Jesus und andere predigten und es den Idioten ihrer Zeit beizubringen versuchten. Genug der Worte - ich bin kein Weltverbesserer. X-(

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