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zum Thema Weisheiten aus "Der Stern": WdW
Seite erstellt am 20.4.24 um 18:08 Uhr
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Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 15. Januar 2002, um 6:20 Uhr
Betrifft: neue HLT-Weisheiten zum WdW

Rein zufällig stieß ich in einem HLT-Werbevideo zum Wort der Weisheit auf eine Referenz zu der unter HLTs viel zitierten UCLA Studie, wonach Mormonen bis zu 12 Jahre länger leben. Selbst zu meinen HLT-Zeiten hatte ich Probleme damit, das als glaubwürdig anzusehen. Aber genaue Auskünfte bekommt man bei den HLT-Mormonen ja nie. Jetzt habe ich die Gelegenheit genutzt und ein wenig recherchiert.

Die Studie wurde laut Merrill J. Bateman von James E. Enstrom von der UCLA School of Public Health durchgeführt und im Journal Of The National Cancer Institute, Jg. 81, S. 1807ff. beschrieben. Das Werbevideo der HLT-Mormonen findet sich unter http://www.lds.org/media2/videoclips/0,6267,896-1-37,00.html

HLT-Video: Resultate einer 14jährigen UCLA Studie belegen ...

richtig: Enstrom bespricht eine Studie, die acht Jahre andauerte, nämlich von 1979 bis 1987.

HLT-Video: Die Studie umfasste 9844 mormonische Ehepaare.

richtig: Die Studie umfasste 5231 mormonische Hohe Priester und 4613 Ehefrauen.

HLT-Video: Im Durchschnitt lebten sie acht bis zwölf Jahre länger als der US-Bürger.

richtig: Die Studie betrachtete im Vergleich explizit die weiße Durchschnitts-US-Bevölkerung.

Am 28. April 1997 war in der HLT-eigenen Deseret News ein Artikel zu lesen der von einer höhere Lebenserwartung zwischen acht und elf Jahren sprach. Dabei bezog man sich aber auf "die gesündesten HLT-Mitglieder". Dies referenziertaber gewiss auf die in der Studie genannte Gruppe, die niemals raucht, regelmäßig Sport treibt sowie ordentlich und ausreichend schläft. Das macht aber nur eine kleine Untergruppe der Hohen Priester und ihrer Frauen aus, so dass es irreführend ist anzudeuten, die HLT-Mormonen hätten generell eine solche Lebensdauer aufzuweisen.

Aber ich habe weitere wissenschaftliche Einwände gegen diese Darstellung vorzubringen. Leider liegt mir die Studie nicht in vollem Umfang vor, dennoch gehe ich davon aus, dass diese letzte Angabe darin nicht gemacht wird, da sie m.E. nach wissenschaftlich absolut unhaltbar ist.

1. Eine Vergleichsgruppe von Nichtmormonen/Weißen/Nichtrauchern/Kirchgängern wies vergleichbare statistische Werte auf. Die Ergebnisse sind also nicht HLT-spezifisch.

2. Eine Studie unter kalifornischen HLT-Mormonen verzehrt das Bild ohnehin, da Kalifornier im Vergleich zu anderen US-Bürgern als besonders ausgeglichen und glücklich gelten.

3. Die angegebene Altersspanne der Hohen Priester lag zwischen 25 und 99. Wir können jedoch aus Erfahrung davon ausgehen, dass das Durchschnittsalter der betrachteten Gruppe zwischen 40 und 50 gelegen haben dürfte, da man in der HLT-Organisation nicht viel eher zu diesem Rang aufsteigt. Zudem sind Hohe Priester bei ihrer Ordination zu diesem Amt höchst wahrscheinlich verheiratet, Unverheiratete erreichen das Amt nur selten – sagen wir 99%. Aus dem Umstand eines Defizits von 618 Ehefrauen könnte man jetzt mit den anzunehmend recht niedrigen Scheidungsraten von Hohen Priestern berechnen, wieviele dieser Ehefrauen bei Beginn der Studie bereits verstorben waren. Das deutet einerseits darauf hin, dass es an der Studie tatsächlich auch ältere Teilnehmer gab. Andererseits wird hierdurch die Problematik der angeblich von der Studie gemachten Aussage deutlich: Wenn man die Sterblichkeit von durchschnittlich 45jährigen mit der der (weißen) Gesamtbevölkerung vergleicht, muss man automatisch besser abschneiden, da sämtliche Sterblichkeit vor dem Alter des Beginns der Studie nicht mit einfließen kann (weil die potenziellen Teilnehmer nämlich bereits verstorben sind). Dadurch wird die Kindersterblichkeit ausgeschlossen und sämtliche Unfälle in der Kindheit und Jugend usw. Dieser Umstand verzerrt das Bild bei einem direkten Vergleich der Sterblichkeiten so sehr, dass die Angabe wissenschaftlich unhaltbar wird.

Aus diesen Gründen halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass dieser Vergleich der Lebensdauern in der Studie tatsächlich vorgenommen wurde. Die in der Studie vorgenommenen Vergleiche der standardisierten Sterblichkeitsraten für Krebs und Herzkranzgefäßerkrankungen bleiben davon unberührt.

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