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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 18. Dezember 2009, um 19:13 Uhr
Betrifft: Stages of Faith

Lieber svenx,

Du schreibst:

> >Es scheint als ist der Mormonismus die ultimative Lebensschule, d. h. wenn man ihn komplett verdaut hat und nicht in ihm stecken geblieben ist.
> Diesem Satz kann ich nur zustimmen! Er hat auch etwas versöhnliches - werde ihm mir merken!

Ich bin anderer Meinung. Denn ich denke nicht, dass es grundsätzlich problematisch ist, im Mormonismus „stecken zu bleiben“. Aus meiner Sicht wird es vielmehr dann schwierig, wenn man in einer bestimmten Sichtweise des eigenen Glaubens verharrt. Kennst Du die „Stages of Faith“ von James Fowler? In diesem Buch geht es um verschiedene Phasen, in denen man sich als religiöser Mensch befinden kann. James Fowler hat bei seinen Untersuchungen mit Hunderten von Leuten festgestellt, dass diese Phasen konfessionsübergreifend sind. Es gibt also sowohl Katholiken oder Freichristen als auch Hindus oder Moslems, die sich beispielsweise in der Phase des „Synthetic-Conventional Faith“ oder in der des „Individuative-Reflective Faith“ befinden. Mir gefällt Fowlers Modell total gut. Natürlich kann mein Engagement in der HLT-Kirche für meine persönliche Entwicklung ungünstiger sein als ein Leben ohne jeglichen Glauben, ein Bekenntnis zum Buddhismus oder eine Mitgliedschaft bei den Baptisten. Der umgekehrte Fall ist aber genauso gut möglich. Es kommt viel weniger auf den Inhalt des eigenen Bekenntnisses an, als viel mehr auf die Art und Weise, wie ich meine Religion interpretiere und lebe. Eine Sichtweise, nach der ich die Menschheit in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Konfession in fehlgeleitete naive Lemminge und erleuchtete eigenständige Individuen einteile, ist demnach beispielsweise eine sehr unreife und ungesunde Einstellung. Angenommen, jemand hätte während seiner Mitgliedschaft in der HLT-Kirche den eigenen Glauben in einer sehr dogmatischen und elitären Weise gelebt, aber seine Religionsgemeinschaft dann doch irgendwann verlassen. Jetzt würde er noch ein ganz ähnliches Schubladendenken an den Tag legen und Mormonen als manipulierte und verblendete Roboter betrachten, während er sich selbst als einen Erleuchteten ansieht. Worin würde in diesem Fall der Fortschritt in der persönlichen Entwicklung bestehen? Es gibt wohl keinen. Ich bin der Ansicht, dass es sehr viel wichtiger ist, als Katholik, Moslem, Hindu, Buddhist oder Mormone nicht in einer ungesunden Glaubensphase, als in einer bestimmten Konfession stecken zu bleiben.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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