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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 27. November 2009, um 10:38 Uhr
Betrifft: Vorsicht vor Nebenwirkungen!

Lieber svenx,

Du schreibst:

> Wenn sich das alles so wie beschrieben zugetragen hätte, wären js die Anfänge der HLT-Kirche ein fürchterlicher Sumpf von Korruption und Verschlagenheit. Auch deine Abhandlungen über Drogen sind interessant. Wobei mir das teilweise etwas an den Haaren herbeigezogen scheint.
> So langsam verstehe ich die offiziellen Organe: zu viel Kommunikation über strittige historische Themen lässt die HLT in einem wirklich desaströsem Licht dastehen....

Nun ja, es ist ja nicht so, als ob man über Joseph Smith und die Anfangszeit der HLT-Kirche nicht viel wüsste. Inzwischen liegen wirklich richtig viele historische Quellen vor, deren Glaubhaftigkeit sich von Profis auch ganz gut einschätzen lässt. Wenn man da Experten ranlässt, die diese fachkundig auswählen und interpretieren, kommt am Ende keine Verschwörungstheorie über ein gemeinsames Komplott von Joseph Smith und Sidney Rigdon heraus. Nimm zum Beispiel die Biographie von Robert Remini (University of Illinois) über Joseph Smith her. Remini wurde 2005 zum „Historian of the United States House of Representatives“ ernannt. Es handelt sich bei ihm um einen der renommiertesten Geschichtswissenschaftler der Gegenwart. Ich gehe mal davon aus, dass er sein Handwerk versteht wie kaum sonst jemand. Die von ihm verfasste Biographie ist fundiert, sachlich, unspektakulär und professionell. Ich persönlich begrüße es sogar, wenn es viel Kommunikation über strittige Themen in der Geschichte der HLT-Kirche gibt. Wenn Leute hierbei auf reißerische Abhandlungen mit schockierenden Inhalten über das „Master Mind“ Sidney Rigdon und sein charismatisches „Ausführungsorgan“ Joseph Smith stoßen, animiert sie das womöglich, sich näher mit der Materie zu befassen und seriöse Quellen heranzuziehen (anstatt vornehmlich auf von Laien betriebene Internetseiten zurückzugreifen). Wenn sie das tun, merken sie oft, dass sich der Eindruck der HLT-Kirche als Sumpf von Korruption und Verschlagenheit ganz schnell relativiert und sie werden in Zukunft gegenüber Verschwörungstheorien skeptischer. So war es jedenfalls bei mir. Vieles in der Geschichte meiner Glaubensgemeinschaft ist immer noch mehr oder weniger schockierend, v. a. dann, wenn man es einseitig beleuchtet und aus dem Zusammenhang reißt. Aber ich habe gemerkt, dass nicht alles so heiß gegessen wird wie es gekocht wird. Meiner Auffassung nach gelingt es nur noch extrem kreativen Menschen mit einer sehr lebhaften Phantasie, ein durchweg von Korruption und Verschlagenheit gekennzeichnetes Bild meiner Glaubensgemeinschaft zu zeichnen, sobald sie sich mit den Werken seriöser Geschichtswissenschaftlern befassen. Wer also seine Meinung von der durch und durch schlechten HLT-Kirche mit ihren durchtriebenen Rattenfängern Smith, Rigdon, Young usw. aufrecht erhalten will, den kann ich nur warnen: Lest niemals Bücher von Remini, Davies, Shipps und anderen führenden Historikern. Ansonsten gerät das Weltbild ganz massiv ins Wanken. Also Vorsicht vor den Nebenwirkungen! Bleibt von diesen Büchern weg, sonst gibt’s in diesem Forum womöglich bald noch mehr Leute wie mich.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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