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Beitrag 5 von 8
zum Thema Der Einfluß der Mormonen ...
Seite erstellt am 20.4.24 um 8:53 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Donnerstag, den 10. Januar 2002, um 15:36 Uhr
Betrifft: Feuer frei!!!

Thomas schrieb u.a.:

>Und dann stellt sich noch die Frage ob eine Ablehnung der Todesstrafe ueberhaupt zur LDS-Doktrin passt. Intuitiv moechte ich sagen, eher nicht.

Deine "Intuition" liegt genau richtig. Mormonen glauben, lehren, verkünden und vollstrecken die Todesstrafe (so weit sie können). Allein dies, insbesondere deren Begründung, ist m.E.n Grund genug ihre Glaubens- bzw. Lebenspraktiken in all ihrer Konsequenz aufzuzeigen. Was es bedeuten würde, käme der Tag, wo sie in einer Theokratie leben würden, was ja ihr erklärte Lehre und Ziel war und ist).

Die Begründung der Todesstrafe ist auch einer der elementaren Gründe, warum "Christen" den Mormonen nicht zugestehen ebenfalls "Christen" zu sein, weil diese an eine "andere" Erlösung durch Christus glauben und lehren. Ein Punkt der in den letzten Jahrzehnten nicht betont wird. Vielen Mormonen in ihrer Gänze und schwerwiegenden Bedeutung nicht bekannt ist.

Der ganze Spaß beginnt bereits mit Joseph Smith, der bereits 1843 die abstruse Lehre verkündetete,  er "wäre gegen das Erhängen, wenn ein Mann einen anderen tötet, werde ich ihn erschießen, oder seinen Kopf abschneiden , sein Blut auf den Boden vergießen ... und wenn ich je das Privileg haben werde ein solches Gesetz zu erlassen, werde ich es so haben." History of the Church, 5:296

Wie so oft wissen die Mormonen, insb. Joseph Smith, es natürlich besser wie die doofen "Heiden" (die "Christen" kriegen auch gleich ihr Fett weg), schreibt er doch:

"Hängen ist die populäre Methode der Exekution unter den Heiden in allen Ländern die vorgeben Christen zu sein, anstelle von Blut für Blut entsprechend dem Gesetz des Himmels." Ebd. 1:435

Hier wird schon deutlich das Todesstrafe und das sog. Gesetz, Lehre der Blutsühne (eng. blood atonement) eng miteinander verknüpft sind, genauer, sich begründen. Noch heute ist die Todesstrafe in Utah gültig, wird verhängt und durchgeführt. So war es z.B. 1977 der Fall, daß Utah nach einer Abstinenz von zehn Jahren von Nichtausführung der Todestrafe in den USA, den Vorreiter machte mit der Exekution von Gary Gillmore. Exekutiert per Erschießungskommando. Die Todesstrafe mit ihren Besonderheiten in den USA (als einziger Bundesstaat der USA kann der Verurteilte über seine Hinrichtungsart selbst entscheiden, allerdings nur zwischen dem Erschießungskommando und dem Erhängen), wurde von mormonischen Legislatoren eingebracht und verabschiedet. Sie ist bis zum heutigen Tage in Kraft, Section 77-36-16, Utah Code Annotated 1953, Vol. VIII, S. 73: "Punishment of death must be inflicted by hanging the defendant by the neck until he is dead or by shooting him, at his election. If the defendant neglects or refuses to make election, the court at the time of the making of this sentence must declare the mode and enter the same as part of the judgment".

Oberflächlich betrachtet, und von annähernd 60.000 Missionaren tagtäglich verkündet, errettet das "Sühnopfer Christi" bedingungslos vom körperlichen Tod aller Menschen, will heißen, von der "Trennung" zwischen Körper und "Geist", dies ja ein Resultat der "Übertretung Adams." Vollzug natürlich bei einer (von mehreren) "Auferstehungen." Es errettet den Menschen auch vom sog. "geistigen Tod", der Entfremdung, Trennung von Gott. Dies als Resultat der persönlichen Sünden des Menschen. Bedingung in diesem Fall is jedoch, daß der Mensch von seinen "Sünden umkehrt" und Gottes Geboten (durch die Mormonen definiert) gehorcht. So weit so gut, noch recht sicher auf "christlichem Boden." Nun der abstruse Teil:

Die Lehre der Blutsühne lehrt, daß der Mensch Sünden begehen kann, die so "abscheulich" sind, daß das Sühnopfer Christi nicht wirksam wird/ist. Der Sünder selbst muß unter Vergießung seines eigenen Blutes sühnen, er muß buchstäblich sein Blut vergießen. Deutlich außerhalb des "Christentums."

Eine Lehre die immer wieder von führenden Mormonen gelehrt wurde. So z.B. Elder Ben E. Rich auf der Generalkonferenz vom Oktober 1902 (siehe Conference Report, October 1902, S.8). Dort u.a. zu finden, daß:

"Oh, but the "Mormons" believe in another kind of blood atonement it is said. Well, we do, in the same way that this nation believes in it, and in no other way--in the way that God revealed it to the ancients, that if man spilt man’s blood, by man should his blood be spilt. ...  So far as putting a murderer to death is concerned, we believe that if the right punishment were inflicted upon the individual it would not be by strangling him to death or by placing him in an electric chair, but it would be an execution whereby his blood would be shed."

Rich führt richtigerweise noch aus, daß die Gesetze Utahs es dem Verurteilten die Entscheidung überlassen, ob er erschossen oder erhängt werden will. Verweist weiterhin auf eine Erklärung der Kirche, unterschrieben u.a. von der "Ersten Präsidentschaft" und dem "Rat der Zwölf," worin es heißt, daß für die "Tötung eines Menschen" als ein "Kapitalverbrechen betrachtet, welches mit dem Vergießen des Blutes des Kriminellen bestraft werden sollte ..."

Führende Kirchenköpfe verkündeten über die Jahre selbige Lehre, so z.B. Jedediah M. Grant, 21.9. 1856, der verkündete, er "empfehle" manchen Menschen "sofort zum Präsidenten (gemeint ist Brigham Young) zu gehen, um diesen zu bitten ein Komitee einzusetzen", dieses solle sodann deren "Blut vergießen." Bergündet durch Sünden, die "durch die Taufe nicht vergeben werden können." Journal of Discourses, 1:72f.

Am selbigen Tag schiebt Brigham Young noch einen nach, verkündend,:

" ... daß wenn die Menschen die Lehren der Erlösung  ... und die Bedingungen wie sie Vergebung erlangen können verstehen würden, ... würden sie ihre Brüder darum bitten ihr Blut zu vergießen ... Ich kann weiter sagen, daß ich Männer hatte die zu mir kamen um ihr Leben zu opfern, damit sie für ihre Sünden sühnen." Ebd. 4:53f.

Oder noch deutlicher Young am 8.2.1857 im Tabernakel:

"Dies ist unseren Nachbarn lieben wie sich selbst; wenn er Hilfe braucht, helfen sie ihm; und wenn er Erlösung will und es ist notwendig sein Blut auf den Boden zu vergießen damit er errerttet werden kann, vergießen sie es. Ebd. 4:219f.

Young nennt dies, wie auch andere Lehren, einen "Grundsatz der Ewigkeit." Ebd. Nur wissen wir, daß auch andere "ewige Lehren und Grundsätze" doch nicht für die Ewigkeit bestimmt waren. Ein weiterer, glühender Verfechter der "Blütsühne" war Heber C. Kimball, rechte Hand von Young.

Nun könnte, wie so oft, so mancher HLT meinen es handelt sich um olle Kamellen. Übrigens ein völlig schwachsinniges Argument, dann müßten noch ältere Lehren etc. (wie z. B. das Buch Mormon, Lehre und Bündnuisse, ja sogar die Bibel) ebenfalls auf den großen Haufen der "ollen Kamellen."

Bin hin zu Joseph Fielding Smith oder Bruce R. McConkie erleben wir Verfechter der "Blutsühne." Selbst einen deutsche Quelle verweist darauf (Joseph Fielding Smith, Lehren der Erlösung, Frankfurt a. M., 1977, Bd. 1, ab S. 139 ... nur wer liest schon das Zeug?). Smith versteigt sich, in seiner typischen Art, zu der Aussage:

"Es gitb jedoch gewisse schwere Sünden, die jemand, wenn er sie begeht, von der sühnenden Wirkung des Blutes Christi ausschließen. ... Wenn der Betreffende trotzdem erlöst werden will, muß er, soweit ihm dies möglich ist, sein eigenes Leben als Sühnopfer für diese Sünde darbringen ..." (ebd., S. 140)

Damit selbst der dümmste und/oder naivste Mormone weiß was die Glocke geschlagen hat, gibt es noch den dogmatischen Klarsteller von Smith hinterher:

"GlaubenSie an diese Lehre? Wenn nicht, dann wage ich zu behaupten, daß sie nicht an die wahre Lehre vom Sühnopfer glauben ... Auch Joseph Smith hat sie vertreten ..." (ebd.)

Natürlich meint Smith zu guter Letzt noch beweisen zu müssen, die Mormonen hätten die Blutsühne (die "wahre Lehre") gelehrt, jedoch nie "praktiziert" (innerhalb der Kirche), also ausgeführt. Ein Thema, hier darauf einzugehen sich nicht lohnt, den Rahmen sprengen würde. Sonst quackt wieder jemand die "Rede sei zu lang.";-) Fragt man sich dann nur: Wozu der ganze Aufstand der Generaltolitäten, ihre "wahren" Lehren und Angstmache. Pfeifen im Walde?

Eigentlich wäre es nicht schlecht könnten die Mormonen so wie sie wollten, dann könnten sie die Todesstrafe munter durchziehen: Für Zauberei, bzw. Hexerei (Exo. 22:17), Entehrung, Verfluchung der eigenen Eltern (21:17), ein Rind das tritt, wird gleich mit gesteinigt (21:28), für die Sabbatentweihung (Exo. 31:14), der Mann der die "Scham" seiner Frau während ihrer Menstruation "entblößt" (also immer schön fragen oder Kalender konsultieren) auch (Lev. 20:18), etc. etc. etc. Nicht zu vergessen für Gotteslästerung und die Verkündigung von "falsche Lehren." Ist natürlich gefährlich, könnten viele mormonische Männer (viele ihrer Führer) daher draufgehen, gerade wegen letzteren Punkt.

However, 1978 fragte Thomas McAffee für das Blatt Utah Law Review, bei der "Ersten Präsidentschaft" (an Spencer W. Kimball) wegen  der Todesstrafe bzw. Blutsühne an. Im Auftrage der Ersten Präsident antwortete Bruce R. McConkie per Brief (mit Kirchenkopf) u.a.:

"We do not believe that it is necessary for men in this day to shed their own blood to receive a remission of sins. This is said with a full awareness of what I and others have written and said on this subject in times past." (meine Herv.)

Hatte McConkie ja z.B. selbst in seinem "Mormon Doctrine" geschrieben:

"But under certain circumstances there are some serious sins for which the cleansing of Christ does not operate, and the law of God is that men must then have their blood shed to atone for their sins. Murder, for instance, is one of these sins; hence we find the Lord commanding capital punishment. (Salt Lake City, 2. Aufl., 1966, S. 92).

Im Schreiben weiter:

"... has not been given to the church at anytime in this dispensation. It has no application whatever to anyone now living whether a member or a nonmember of the Church…. There simply is no such thing among us as a doctrine of blood atonement that grants a remission of sins or confers any other benefit upon a person because his own blood is shed for sins."

Man beachte das ausdrückliche "nicht der Kirche in dieser Dispensation gegeben. Was nicht ist, muß und wird nach HLT Überzeugung noch wiederhergestellt werden.

Frühere Aussagen von Generaltolitäten versucht McConkie als nicht "offizielle Position" der Kirche darzustellen:

"The answer, as indicated in the comments above set forth, is that they do not. The statements pertain to a theoretical principle that has been neither revealed to nor practiced by us." Sich selbst hat er gleich mit abqualifiziert, da er in seiner Erstausgabe selbige autoritativ verkündet hat, wie er McAffee selbst bekunden muß. (in: Brief von Bruce R. McConkie an Thomas B. McAffee, vom 18.10.1978, hinterlegt an der Universität von Nebraska, College of Law, in: Dialogue, Vol. 12, No. 1, Mormonism and Capital Punishment: A Doctrinal Perspective, Past and Present, Martin R. Gardner, S.18).

Ready, take aim ... Fire!!!

Cheers, James

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