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zum Thema Wen kümmert’s schon
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Verfasser: James
Datum: Mittwoch, den 9. Januar 2002, um 13:49 Uhr
Betrifft: Der Kirchennachrichtendienst

Thomas schrieb u.a.:

>Die Gross-Sekte RKK hat ihren Geheimdienst namens Kurie mit ihren Ultras. ... Hat die LDS eigentlich einen aehnlichen Geheimdienst und wenn ja, wie nennt sich der?

Haben sie. Ist natürlich eine Frage der Definition. Im Kontext des Vergleichs mit der Kurie der RKK:

1) Genannt "the brethren." Die Generaltölitäten samt Anhang. Man bedenke z.B.: Ansprachen von Generalautoritäten selbst (während der Generalkonferenzen), werden von der sog. Ersten Präsidentschaft vor Verlesung geprüft und genehmigt. Und gelegentlich im Nachhinein (!) zensiert. Fragt man sich ernsthaft wo da Raum für die vielgepriesene "Inspiration" bleibt.

2) Die Heimlehrer und Besuchslehrerinnen (inkl. Bischof- bzw. FHV Präsidentenschaften).

3) "Besorgte" Mitglieder erstatten in Blockwart-Manier immer wieder ihren Kirchenführern Bericht über "unziemliche Mitglieder."

4) Das "Komitee zur Stärkung der Kirchenmitglieder" (engl. Strengthening Church Members Committee, SCMC, dies ist kein Witz!). Vielen Mitgliedern unbekannt. Öffentlich publizierte Äußerungen von Mitgliedern der Kirche werden überwacht und per persönlicher Akte festgehalten, Kirchenführer bis auf Gemeindeebene werden mittels Infos "gespickt." Betroffene Mitglieder zu Interviews geladen, nicht mehr berufen, ausgeschlossen, mit Gemeinschaftsentzug belegt, bedrängt und/oder bedroht, der Tempelempfehlungsschein eingezogen etc.

Obiges Komitee wurde vor knappen 10 Jahren aufgedeckt. Selbst Kirchensprecher Don LeFevre mußte zugeben, daß das SCMC "lokale Kirchenführerschaft mit Informationen versorgt, dazu angetan mit Mitgliedern zu beraten (engl. to counsel), die den Fortschritt der Kirche durch öffentliche Kritik behindern könnten." (in: Vern Anderson, "LDS Official Acknowledges Church Monitors Critics", Salt lake Tribune, vom 8. 8. 1992) Am 13. 08. 1992 meinte die Kirche die geplatzte Bombe im nachhinein noch entschärfen zu können. Versuchte per Erklärung zu konstatieren, es gäbe kein "sogenanntes geheimes Kirchenkomitee und Akten." Das Komitee als solches wird nicht (!) abgestritten, lediglich das es "geheim" wäre. Der Versuch seine (mögliche) persönliche Akte einzusehen, wird natürlich nicht mit Erfolg gekrönt werden, da diese selbstverständlich nicht "geheim, jedoch vetraulich" ist (engl. confidential, so z.B. Apostel Russel Nelson, Vorsitzender des SCMC, gegenüber Anfragern). Not secret but sacred (nicht geheim, sondern heilig), das kennen wir ja z.B. von den Tempelriten) Man beachte die typisch, mormonische Art des Orwellschen (1984) Doublespeak, manche nennen es auch Saintspeak. Perverserweise wird das Sammeln von Kirchenmitgliederdaten begründet durch ein Zitat aus LuB 123:1-5, wo sich u.a. findet:

"daß es gut wäre, wenn die Heiligen die Berichte über alle Tatsachen ... auch die Namen aller Personen, die bei der Unterdrückung ihre Hand im Spiel hatten (gemeint sind die "Verfolger" aus Missouri) ...." Dort heißt es auch: "... kann ein Komitee bestimmt werden, das das alles herausfindet ... und auch die verleumderischen Veröffentlichungen sammelt, die im Umlauf sind."

Absolut scheinheilig wird es wenn es in der Erklärung heißt (Radio Eriwan erklärt):"

"Um ihren Mitgliedern die Fragen haben zu unterstützen, ersuchen lokale Führer oft Informationen von Generalautoritäten. Das Strengthening Church Members Committee wurde von der Ersten Präsidentschaft eingesetzt, um diese Notwendigkeit zu erfüllen und um ... Lehre und Bündnisse gerecht zu werden." Apostel Dallin Oaks versuchte das SCMC als "Zeitungsausschnittdienst " (engl. clipping service) für "beschäftigtte Bischöfe" zu deklarieren (Arizona Republic, in: Sunstone 16:6, Nov 93, S. 69). Das der ganze Spaß auch anders herum funktioniert, das wird verschwiegen. Mitglieder die also "laut denken" werden auf eine Ebene gestellt mit dem "Missouri Mob." Schier unglaublich ... aber mormonisch. Mormonische Inquisition oder HLT McCarthyismus.

Anders ausgedrückt: Mormone paß auf, der große Bruder schaut Dir über die Schulter ... und liest Deine E-Mails.

Cheers, James

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