Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 1 von 1
zum Thema Es läuft und läuft ...
Seite erstellt am 20.4.24 um 13:50 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Montag, den 17. Dezember 2001, um 4:37 Uhr
Betrifft: Es läuft und läuft ...

Das Stück läuft weiterhin auf den Bühnen Deutschlands:

Ruhrzeitung, vom 16.12.2001:

"Mordende Mormonen
Drei Geschichten ganz normaler Menschen, die ganz normal töten. Lakonisch und fernab jeder Moral präsentiert "Bash" das Grauen - im Schlosstheater Moers.

MOERS. Amerika, hast du es wirklich besser? Schon vor dem Katastrophen-Dienstag vom September musste dies bezweifelt werden. Zumindest nach dem erschreckenden Psychogramm scheinbar ganz gewöhnlicher Menschen, das der 41-jährige amerikanische Autor und Filmemacher Neil LaBute in "Bash - Stücke der letzten Tage" aufblättert. In der Nähe zur griechischen Tragödie erzählt die Einakter-Trilogie in radikal-heutiger Form eine Geschichte vom Töten. Vom Töten so ganz nebenbei. "Bash", von Kritikern zum "besten ausländischen Stück" der letzten Saison gewählt, ist jetzt im Schlosstheater Moers herausgekommen. Aufwühlend und schockierend, in einer Art und Weise, die unter die Haut geht.

Fernab jeglicher moralischer Bewertung enden alle drei Geschichten mit einem Mordbekenntnis. Eine Antwort, warum diese jungen Amerikaner töten, gibt es nicht. Menschen, allesamt mormonischer Religionszugehörigkeit, werden schuldig, ohne Alternative, voller Hass, Einsamkeit - und auch Liebe.

Hart und ungeschminkt setzt der junge Regisseur Sven Meurer mit drei herausragenden Schauspielern "Bash" in Szene. Auf Michael Heisters karger Bühne lässt er mit äußerst knappen theatralischen Mitteln, fast in stand-up-Manier, die Geschichten erzählen: sarkastisch, traurig und verzweifelt. Da ist Mike Hoffmann in "Iphigenie in Orem". Er berichtet einem nur in der Phantasie präsenten "Fremden", dass er seine fünf Monate alte Tochter "opferte", sie im Bett erstickte, um in der Firma Anteilnahme zu erregen. Sein Job stand auf der Kippe. Langsam kristallisiert sich das Unfassbare heraus, die Bilder der entsetzlichen Tat entstehen im Kopf, verfestigen sich, lassen einen schaudern.

"Eine Meute von Heiligen" - hier ist es ein Yuppi-Pärchen, Studenten einer Mormonen-Verbindung, das im amüsanten Kicherton von einer durchtanzten Partynacht berichtet, in der John, der junge Mann, gemeinsam mit seinen Freunden einen alternden Schwulen in einer Park-Toilette erschlug. Jan Kämmerer und Bettina Ernst spielen das beklemmend leichtgängig- und legen dabei die abgrundtiefe Leere, die glatte Bigotterie einer sich so schick und sportiv gebenden Generation an den Tag.

Den erschütternden Schlusspunkt setzt dann Bettina Ernst in der Rolle einer jungen Frau, die, als 14-Jährige von ihrem Lehrer verführt und verlassen, einen Jungen zur Welt brachte. "Medea redux" - Jahre später rächt sie sich an ihrem Verführer, bringt den gemeinsamen Sohn, den sein Vater inzwischen lieben lernte, in der Badewanne um. Stockend, immer leiser, fast dem Verstummen nahe, erzählt Bettina Ernst die Geschichte dieser Medea unserer Tage. Jede Geste, jeder Lidschlag künden von dem, was diese Figur so unaussprechlich quält: Schmerz um eine verlorene Liebe, Angst vor dem Alleinsein. Tragödie pur, hier ist sie entstanden. (NRZ) Nächste Termine: 19., 22. Dezember, 4., 9., 13. Januar (im Studio).

JOHANNES K. GLAUBER "

Quelle:

http://www.nrz.de/free/nrz.artikel-000.html?news_id=2076296

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da es sich um einen Legacy-Beitrag handelt

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de