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Beitrag 46 von 50
zum Thema Rofl!
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 26. November 2000, um 10:23 Uhr
Betrifft: Was will er?

Gunar schrieb u.a.:

"Was will Krywult uns hiermit sagen? Offenbar argumentiert er hier so, daß Aussteiger nur noch Lügen verbreiten, und outet damit seine Denkweise, die der von der HLT-Gemeinschaft vermittelten Denkweise entspricht."

Gunar, ich denke entscheidend ist bei Krywult nicht nur "seine Denkweise", sondern seine "Fühlweise." Darum geht es wirklich. Die Kirche spricht, wie wir alle wissen, insbesondere die Gefühle an, nicht das Denken.

Daher sind die fundamentalen, gemeinschaftsbildenden Kräfte der HLT Nachahmung, Überredung, Gruppenzwang, Führerschaft, Handeln ("aktiv sein" auch "inaktiv sein"), Mißtrauen und Haß. In ihrer Gesamtheit wunderbar zu lesen bei Eric Hoffer, Der Fanatiker, Frankfurt, 1999.

Krywult braucht sein Feindbild, seinen Haß, um in seinem HLT Mikrokosmos leben, besser, überleben zu können. Hat der Mensch seinen "Feind", was sich schon in seiner Wortwahl bemerkbar macht (Inaktive, Heiden, Andere, Abgefallene etc.), kann (muß ... er erlöst sich quasi selbst) er sich auf das Gegenüber konzentrieren anstatt auf sich selbst! Gerade bei "Apologeten" ist dies ein sehr deutlich hervortretendes Merkmal: Sie reagieren nur. Warum solche Menschen dann auch hysterisch und z.T. nicht mehr sachlich nachvollziehbar reagieren erklärt sich durch die zwingende Notwendigkeit des
Haßgefühls für ihr "geistiges" Überleben. Eine andere Meinung, die der eigenen widerspricht, wird tatsächlich als Angriff der eigenen Persönlichkeit begriffen, wichtiger, empfunden! Um diesen Mikrokosmos aufrechtzuerhalten wird dieser Mensch jedes (!) Mittel ergreifen, um es am Leben (und sich damit selbst) zu erhalten. Ob Selbstbetrug, Lüge, Täuschung,
Verdrehung, Vorenthaltung von Informationen etc.

Die Notwendigkeit der Haßkomponente beschreibt Hoffer in deutlichen Worten:

"Haß ist die am leichtesten zu handhabende und verständlichste aller gemeinschaftsbildenden Kräfte. Er reißt das Individuum von seinem Ich los ... und damit wird das Einzelwesen zur anonymen Partikel, bebend vor Verlangen, in einer Masse ganz und gar aufzugehen und mit ihr zu verschmelzen. Heine meint, was christliche Liebe nicht tun könne, schaffe
ein gemeinsamer Haß. Massenbewegungen können ohne einen Glauben Gott entstehen und wachsen, niemals ohne den Glauben an den Teufel. Im allgemeinen steht die Stärke einer Massenbewegung in einem festen Verhältnis zur Lebhaftigkeit und Greifbarkeit eines Teufels. Als Hitler gefragt wurde, ob er glaube, daß der Jude vernichtet werden müßte, sagte er: "Nein ... dann müßten wir ihn erfinden. Man braucht einen sichtbaren Feind, nicht bloß einen unsichtbaren."
...

Es scheint, daß es nur einen idealen Teufel - wie nur eine ideale Gottheit - gibt. Wir haben es von Hitler gehört - was Teufel anbelangt, eine Autorität - , daß das Genie eines großen Führers auf seiner Fähigkeit beruhe, allen auf einen einzigen Feind zu konzentrieren, (mit der sog. "Ersten Vision" Joseph Smiths kroch auch gleichzeitig das "sie seien alle im Irrtum ... ihre sämtlichen Glaubensbekenntnisse seien in seinen Augen ein Greuel; ..." (JSLG 19) aus dem Schoße des Mormonismus; und die "Stolzen", und die, "die Schlechtes tun," werden "wie Stoppeln brennen, ..." JSLG 37, mein Einschub).
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Woher stammt solch unvernünftiger Haß, und warum hat er bindende Kraft? Er ist Ausdruck der verzweifelnden Anstrengung, das Bewußtsein der Unzulänglichkeit, Wertlosigkeit, Schuld und anderer Mängel des Ich zu unterdrücken. Hier wandelt sich Selbstverachtung in Haß gegen andere, und wir bemühen uns entschlossen und hartnäckig, diese Wandlung zu verdecken.
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Daß der Haß mehr der Selbstverachtung als einem legitimen Groll entspringt, zeigt die enge Beziehung zwischen dem Haß und dem schlechten Gewissen. ("In dieser Zeit großer Erregung hatte ich viel Grund, ernstlich nachzudenken, und ich fühlte mich sehr unbehaglich." JSLG 8, wie wir weiter aus dem 1832er Bericht der "Ersten Vision" wissen, dem ersten Bericht darüber, diktiert von Smith an seinen Schreiber, Frederick Williams, war Smiths Hauptmotiv um Antwort zu beten, dessen "Trauern um (seine) eigenen Sünden" (" ... I felt to mourn for my own Sins" (sic), wobei er den "Herrn" um "Gnade" anflehte ("... therefore I cried unto the Lord for mercy ..." . Smith " ... sah den Herrn und er sprach und sagte Joseph, mein Sohn, Deine Sünden sind Dir vergeben ..." ("... I Saw the Lord and he Spake unto me saying Joseph my Son thy Sins are forgiven thee." (sic), so zu finden in Milton V. Backman, Jr., Joseph Smith’s First Vision," 2.Aufl., Salt Lake City 1980, S. 156f. Interessanterweise schließt Smith seinen Bericht auch mit den Worten "Nevertheless I fell into transgression and sinned in many things..." (dt. Nichtsdestoweniger fiel ich in Ãœbertretung und sündigte in vielen Dingen), Backman, ebd. S. 157, dies mein Einschub).
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Und die Selbstgerechtigkeit wird in uns zum Lärm, wenn die Stimme des schlechten Gewissens übertönt werden soll. Hinter jedem prahlerischen Wort und Akt und hinter jeder Manifestation der Selbstgerechtigkeit steht ein schlechtes Gewissen.
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Die wirksamste Methode, das schlechte Gewissen zum Schweigen zu bringen, ist, sich einzureden, die, gegen die man sich versündigt hat, seien schlechte Kreaturen, die jede Strafe, selbst den Tod, verdient hätten.
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Eine erhabene Religion erzeugt ganz unvermeidlich ein starkes Schuldbewußtsein. Es bildet sich ein notwendiger Kontrast zwischen der Erhabenheit des Bekenntnisses und der Unvollkommenheit der praktischen Durchführung. Und wie zu erwarten, fördert das Schuldbewußtsein Haß und Unverschämtheit. Und so scheint es, daß der Haß um so blühender wuchert, je erhabener der Glaube ist, der ihn hervorbringt. Es ist leichter, einen Feind zu hassen, der viel Gutes an sich hat, als einen, der durch und durch schlecht ist. (Hör, hör, Gunar!!!;-) mein Einschub). Der Mensch haßt nicht, wo er verachtet ... Die untergründige Bewunderung im Haß manifestiert sich im Hang, den Gehaßten zu kopieren. (Hör, hör Gunar!!!:-), auch wenn so manche Kopie eher kläglich ist, mein Einschub)." ebd. S. 114ff.

"Merkt" nun der "wahre Gläubige", so der Titel von Hoffers Buch in engl. Sprache (Te True Believer), dies alles nicht? Unterschwellig schon. Jedoch wird jegliche Art der Erwiderung als Beweis für der Richtigkeit ("Ich weiß") der eigenen Position zwanghaft gewertet (Hoffer wieder, S. 122ff.):
"Hitler, der um die untergründige Bewunderung im Haß wußte, zog einen bemerkenswerten Schluß: Es sei von äußerster Wichtigkeit, daß die Nationalsozialisten den bittersten Haß ihrer Gegner auf sich zögen und ihn verdienen. Dieser Haß sei ihm Beweis der Überlegenheit des nationalsozialistischen Glaubens. "Der beste Gradmesser für den Wert seiner Gesinnung, die Aufrichtigkeit seiner Überzeugung und die Kraft seines Wollens, ist die Feindschaft, die ihm von seiten des Todfeindes unseres Volkes entgegengebracht wird."
...

Der leidenschaftliche Haß gibt einem leeren Leben Bedeutung und Zweck. Daher suchen die von der Zwecklosigkeit ihres Lebens geplagten Menschen neue Befriedigung nicht nur dadurch zu finden, daß sie sich dem Dienst an einer heiligen Sache weihen, sondern auch in einem fanatischen Haß, den sie großziehen und sorgfältig hüten. Eine Massenbewegung bietet ihnen unerschöpfliche Möglichkeit für beides."

Wie hinlänglich bekannt ist, ist der Mormonismus eine wachsende Massenbewegung, und Rene Krywult einer seiner Vertreter der "apologetischen Art".

James

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