Beitrag 25 von 43 zum Thema freimaurer |
Seite erstellt am 28.3.24 um 18:39 Uhr |
Verfasser: Peter Datum: Samstag, den 15. Dezember 2001, um 7:34 Uhr Betrifft: ich möchte..
..auch keine Sektenwerbung machen; aber ich will ein paar Anmerkungen zum Thema "Waldorfschulen", "Sekten" und "Antroposophie" loswerden.
Als Ex-Waldorfschüler habe ich hier nur ein paar persönliche Eindrücke von einer einzigen Waldorfschule zu bieten; das ist natürlich subjektiv und nicht sehr repräsentativ, aber immerhin etwas aus eigener Erfahrung, und bildet damit eine gewisse Abwechslung zu den meisten Beiträgen in diesem Thread zu diesem ThemaIn der 9. Klasse bin ich von einem "normalen" Gymnasium in eine Waldorfschule gewechselt, habe also beides ein Stück weit mitbekommen. Grund für den Wechsel waren keine religiösen oder weltanschaulichen Gründe - in meiner Familie gab und gibt es keine "Antroposophen". Ich war mit meiner damaligen Schule aus verschiedenen Gründen unzufrieden, deshalb haben wir uns nach Alternativen umgeschaut.
Ich weià nicht so genau, ob ich heute nochmal wechseln würde; irgendwie hatten beide Schularten ihre Vor- und Nachteile.
Zu den Nachteilen gehört z.B. -wie Thomas bereits geschrieben hat- daà sich anscheinend seit Anfang des 20.Jahrhunderts an den Ideen nicht mehr viel verändert hat.
Es gibt sogar regelrecht fortschrittsfeindliche Tendenzen mit sonderbaren Auswüchsen; so gelten Fernseher als verpönt, obwohl natürlich fast jeder (Schüler wie Lehrer) einen besitzt. Informatik-Unterricht gab es zumindest bis vor acht Jahren nicht. Wenn im Unterricht ein Film vorgeführt wurde, war das schon fast ein bischen revolutionär, etc...Trotzdem: gut die Hälfte meiner Lehrer hätte ich mir ohne weiteres auch an meinem alten Gymnasium vorstellen können. Ich habe offenbar in etwa die gleichen Sachen gelernt, die man an einer gewöhnlichen Schule lernt - zumindest hat es für das normale baden-württembergische Abitur gereicht. (Na, zum Glück muÃte ich keine Fragen zu Atlantis beantworten; sonst wäre ich natürlich arg auf die Schnauze gefallen...:) ).
Dann gab es noch die Lehrer, die bei den Schülern unter der Bezeichnung "150%ige Anthroposophen" liefen. Die galten als ziemlich weltfremd und verströmten so eine unangnehme Art von permanenter Feierlichkeit. Dazu betrieben sie einen ziemlich albernen Personenkult um Steiner. Als Schüler machte man im Allgemeinen Witze über sie. Im Lehrerkollegium dürfte ihr Einfluà etwas gröÃer gewesen sein, zumal das natürlich vor allem die besser etablierte ältere Generation war.Ich habe keinerlei Probleme damit, solche Leute als komische (eher harmlose) Spinner zu bezeichnen.
Ich hätte aber ein Problem damit, die Antroposophie generell als bösartige Sekte abzustempeln. Abgesehen davon, daà sie bestimmt ein paar ganz brauchbare Ideen enthält, vermisse ich doch noch ein paar wichtige Merkmale einer Sekte:1) SendungsbewuÃtsein und Missionierungsdrang:
Habe ich nicht erlebt. Ein Unterrichtsfach "Antroposophie" gibt es in Waldorfschulen nicht. Beim Religionsunterricht konnte man zwischen der antroposophischen "Christengemeinschaft" und dem stinknormalen "evangelisch" wählen. Letzteres wurde von einer "staatlichen" Lehrerin gehalten, die zu 70% an normalen Schulen unterrichtete. In meine Klasse war das Verhältnis ev. - Chrgem. in etwa 1:1. Das interessierte im übrigen auch niemanden - abgesehen von den Religionslehrern vielleicht.Der normale Unterricht war je nach Lehrer wohl mehr oder weniger von "antroposophischer Weltanschauung" gefärbt; das betraf aber in erster Linie die Unterrichtsmethoden und nicht die Inhalte. Schlimmstenfalls habe ich manche Sachen als überflüssig oder lächerlich; aber nicht als irgendwie indoktrinierend empfunden (ja,ja: das geht wahrscheinlich allen verblendeten Sektenmitgliedern so..).
Von Rudolf Steiner haben wir übrigens weder irgendetwas gelesen, noch war er sonst irgendwie Unterrichtsthema.2) "Bereicherung" irgendwelcher Sektenführer:
Hmm.. Als Schüler muà man dort wie in jeder Privatschule Schulgeld bezahlen.
Ansonsten ist mir nichts bekannt. (Ãbrigens auch nicht, wer diese Sektenführer sein könnten).
Uns wurde weder der Kauf irgendwelcher überteuerter "Fachliteratur" noch die Teilnahme an "Fortbildungen" nahegelegt (oder wie Sekten sonst noch ihr Geld zu verdienen pflegen).3) AuÃerdem vermisse ich irgendwelche Mechanismen zur Kontrolle der Mitglieder und Erhaltung einer Gemeinschaft. So in Richtung psychischer/moralischer Druck oder was weià ich..
Naja; jedenfalls bin ich dieser "Sekte" unbeschadet entronnen, fühle mich der Antroposophie und meiner Schule so wenig verbunden wie jeder beliebige Schulabgänger seiner Schule nach acht Jahren und bin -wie eh und je- streng-nichtgläubiger Atheist. An irgendeinen schwierigen "Ausstieg" kann ich mich allerdings nicht erinnern. Ãhnlich geht es meinen ehemaligen Klassenkameraden, zu denen ich noch Kontakt habe (soweit ich das beurteilen kann, versteht sich)..
Ich denke, man sollte schon etwas genauer differenzieren, in welchen Topf man welche Religion oder Weltanschauung wirft. SchlieÃlich ist es nicht ganz unwichtig, ob und wie die Mitglieder geworben werden, zu wessen Nutzen und welcher Schaden dabei angerichtet werden kann.
Wenn man zwischen der ev.Kirche und Scientology keinen Unterschied macht, tut man der evangelischen Kirche vermutlich doch ein wenig Unrecht (obwohl ich persönlich bestimmt auch ohne sie leben könnte)...aber eigentlich wollte ich ja nur Gunar mitteilen:
VERDAMMT - MIR HAT NIE JEMAND ZU ERZÃHLEN VERSUCHT, DASS ES ATLANTIS GEGEBEN HABEN SOLL!Gruà Peter