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Beitrag 19 von 34
zum Thema Das Buch Mormon
Seite erstellt am 24.4.24 um 23:39 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Thomas
Datum: Donnerstag, den 6. Dezember 2001, um 13:20 Uhr
Betrifft: Etwas aus dem vedischen Denken...

>Denn jeder von uns weiss doch, dass wir immer wieder in jeder Lebenssituation Fehler begehen.<

Im vedischen Verstaendnis, soweit ich das richtig kapiert habe, muss der Mensch in jedem Leben diesen "Versuchungen" ausgesetzt sein. Denn gaebe es die nicht, koennte er auch nicht widerstehen und ohne Widerstand gaebe es keinen geistigen Wachstum.

>Daher finde ich eine Wiedergeburt ohne unser Wissen vom letzten Leben, sinnlos.<

Es kommt hinzu, der Hindu glaubt, dass wenn im vorherigen Leben das Karma verbessert wurde, er in bessere Umstaende hineingeboren  wird. Die Voraussetzungen fuer eine weitere Karmareinigung sind guenstiger, was aber nicht unbedingt heissen muss, dass er weniger Scheisse baut.

Nach vedischem Glauben, kann das Scheisse-Risiko durch das intensive Studium der Veda (sasnkr.: Wissen) Wissen ueber die "rechte" Lebensform erlangt werden. Dafuer steht dem Suchenden das ganze Mahabaratha-Epos zur Verfuegung. Ich kriege alle nur schon Kopfschmerzen wenn ich mir diese Riesenliteratur vorstelle.:-)

Es geht aber nicht nur ums Lesen. Es geht auch um das Meditative, das Bhakti-Prinzip, wie schon angedeutet.

>Sinnvoll hingegen wäre es, das Gelernte mitzunehmen in die nächste Existenz und auf ihm aufzubauen.<

Nach unserem westlich rational gepraegten Empfindungsmustern hast Du voll Recht. Ich huete mich aber dies allzu leicht anzuwenden wenn es darum geht sich mit Kulturen aus voellig andern Wurzeln zu befassen. Distanziere ich mich da nicht von meiner eigenen Wurzel und beurteile andere Kulturen nach meinem Bewusstsein, muss ich mich sogleich hinterfragen, was mir das Recht gibt mein Weltbild als Gradmesser zu benutzen. Das heisst nicht, dass ich nicht rational mitdenke. Es heisst nur, dass ich mich zurueckhalte. Pflege ich diese Zureuckhaltung nicht, dann bin ich ein Missionar. Und gerade das will ich nie sein!

>Und das ist dann auch wieder unlogisch,  wobei ich auch denke, dass die Vorstellung davon sehr vom jeweiligen Verständnis des Gläubigen abhängig ist, wie bei allen Religionen.<

Absolut richtig, Dirona. Unsere gewohnte Logik ist dabei fuer die andern irrelevant, - fuer uns nicht.

>Wozu also vorher die vielen Inkarnationen?  Das klingt sehr nach dem Bestrafungs- und Belohnungsprinzip und passt mehr zu der Mentalität Leid anzunehmen, zu überwinden um dann irgendwann erlöst zu sein,  was zwar aus gewissen Lebenssituationen heraus zu verstehen, aber dennoch ohne Sinn ist.<

Leid (Karma) anzunehmen und durch Arbeit an sich selbst (jemanden Gutes tun gehoert auch dazu) ist wichtiger Bestandteil des vedischen Glaubens.

Lohn-/Strafe-Prinzip? Jein. Die einen sehen es so, diejenigen welche mit mehr philosophischem Denken agieren, sagen eher, dass man sich selbst durch seine Entwicklung in die naechste Daseinsform hineinmanoevriert. Bekaeme der Hindu zuviel "Lohn" wuerde er naemlich damit nicht umgehen koennen. Die ganze Sache hat eher etwas geistig-evolutives an sich, wenn man sich mit Leute aus den Bhakti-Yoga-Kreisen unterhaelt und diese Chance hatte ich mal. Ich habe sie noch heute wenn ich Zeit und Lust dazu habe.

Der glaeubige Hindu koennte in den Irrtum verfallen, dass er einem armen Schlucker nicht helfen darf, weil dieser doch in seinem erbaermlichen Zustand sein Karma abbauen muss. Weit gefehlt, denn hilft er ihm nicht, versaut er damit sein eigenes Karma, weil er lieblos handelt. Interessant diese Rueckkopplungsmechanismen...:-)

Gruss
      Thomas

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