Beitrag 35 von 50 zum Thema Rofl! |
Seite erstellt am 18.4.24 um 19:59 Uhr |
Verfasser: Gunar Datum: Dienstag, den 21. November 2000, um 2:26 Uhr Betrifft: sich zum zweiten Mal in den Fuà geschossen
Gestern habe ich Krywults Meinung zu Cowderys Aussagen etwas näher beleuchtet, heute möchte ich Krywults zweiten wesentlichen Punkt behandeln.
> âKann es sein, daà Du hier mit Unwichtigkeiten herumwirfst, anstatt das Wensetliche zu beantworten, nämlich:
> Wie kannst Du behaupten, daà es vor 1831 keine Erwähnung des Melchisedekischen Priestertums gab, wenn die Theologie des MP voll ausformuliert schon in Alma 13 steht (inklusive dem Namen, daà dieser ein Synonym für "Priestertum nach der Ordnung Gottes" ist, und daà dieses notwendig ist, um "in die Ruhe Gottes" einzugehen)? Und - wohl gemerkt - das steht schon in der 1830 Ausgabe des BM.â
Interessant ist hier die Wortwahl des ersten Teilsatzes. Faktisch steht dort: Gunar Werner hat fälschlicherweise behauptet, daà das Melchisedekische Priestertum vor 1831 keine Erwähnung fand.
Tatsächlich habe ich geschrieben:
> âIn den ersten Jahren der Kirche wurde der Begriff Priestertum nie verwendet.â
Jedem sollte es möglich sein, den Unterschied zwischen âErwähnungâ und âVerwendungâ zu erkennen. Doch die Sache hat System, wie sich gleich zeigen wird.
Krywult deshalb auch in seinen Thesen:
> â1. Der Begriff "Priestertum" wurde in den ersten Jahren der Kirche nie verwendet.â
Wiederum macht Krywult hier etwas zu einer These, was ich nur als Einleitung geschrieben habe. In keiner Weise ist dies eine wesentliche Behauptung, die ich mit meinem Artikel verfolge, wie Krywult seine Leser glauben machen will. Denn ich habe gar nicht versucht, eine solche These zu belegen.
Deshalb macht Krywult auch einen Kunstgriff und führt Whitmer ins Feld mit dem Zitat:
> âIch denke nicht, daà das Wort Priestertum im Neuen Bündnis des Buches Mormon erwähnt wird.â
Natürlich verfügt Krywult im Gegensatz zu Whitmer über einen Computer und weià es daher besser. Noch verrät er uns dies aber nicht, sondern holt noch weiter aus.
Zuerst offenbart er uns die Tiefe seines Wissens, indem er eine fehlende Quellenangabe bemängelt â offensichtlich kennt Krywult die Bedeutung des Wortes âebendaâ nicht und ein Wörterbuch war wohl auch gerade nicht greifbar.
Dann ergeht sich Krywult absatzweise über meine Formulierung âin den ersten Jahren der Kircheâ, nur um dann auf den Punkt zu kommen, daà ich doch selbst die Wortnennungen von 1831 zitiere â eine wahre Meisterleistung. Offenbar ist Krywult an dieser Stelle plötzlich sein Sinn für das abstrakte Denken abhanden gekommen. Obwohl â so abstrakt ist es nun auch wieder nicht, wenn man davon ausgeht, daà die Kirchengeschichte 1823 begonnen hat, oder wie Krywult sogar behaupten würde: 1820. Cowderys Steckenpferd war es sogar, den Beginn der Kirchengeschichte in Bibelzeiten vorzuverlegen. Von dem allen weià Krywult natürlich nichts, weil es nicht in sein Konzept der âEntkräftung der Behauptungen Wernersâ paÃt.
Um die Sache noch etwas einzufärben, beschlieÃt Krywult kurzerhand:
> âDie Kirche wurde am 6. April 1830 gegründet. Werner definiert die "ersten Jahre der Kirche" als die Zeit vor 1838.â
Aha, auch interessant. Immerhin gibt Krywult dann zu:
> âNun, im Jahr 1830 habe ich bis jetzt in den Originaldokumenten (Tagebücher und Zeitungsartikel aus dem Jahr 1830) tatsächlich nichts gefunden.â
Und er findet dafür auch eine passende Erklärung: Nichterwähnung ist kein Beweis für das Gegenteil. Dies ist typischste HLT-Apologetik und ist nicht auf Krywults Mist gewachsen. Daà es nebenbei genau das ist, was er hier zu widerlegen versucht, übersieht er an dieser Stelle geflissentlich.
Nun wird der Leser auf später vertröstet, und Krywult fügt jede Menge Argumentationen ein, die wir an dieser Stelle überspringen, weil wir uns im Moment ja um den âwesentlichenâ Punkt seiner Abhandlung kümmern wollen. Am Ende des Belegs seiner zweiten These, die er sehr clever âDie Idee des Priestertums hat sich langsam entwickelt, und zwar unter dem Einfluà von Sidney Rigdonâ ausformuliert hat, was eine Aussage Whitmers ist, die ich nur zitiere, kommt Krywult wieder auf Whitmer zurück und sagt:
> âDavid Whitmer hat behauptet, daà es im Buch Mormon nicht zu finden ist, welches er auÃer der Bibel als einzige Heilige Schrift gelten lassen will.â
Inzwischen ist dies zu einer definitiven Aussage mutiert, das âich denke nicht, daÃâ ist unter den Tisch gekehrt und damit zieht Krywults nächste Aussage erst so richtig:
> âUnd diese Behauptung ist falsch.â
Natürlich ist sie das, wie jeder leicht durch eine Wortsuche durch das Buch Mormon nachvollziehen kann. Leider hatte Whitmer gerade keinen Computer zur Hand und wahrscheinlich hatte er auch keine Lust, diese Märchenbuch durchzublättern, also relativierte er seine Aussage und sparte sich die Suche. Krywult kann uns nun aber mächtig mit seiner Computer-Suchfunktion beeindrucken und präsentiert uns: âAlma 13:1,2,7,8,9,14,16,19.â
Und dann geschieht etwas wundersames: Krywult schluÃfolgert:
> âDas Konzept und der Name des Melchisedekischen Priestertums haben sich nicht erst in 1831 entwickelt, sondern sie waren schon 1829 bekannt ... Im Juni 1829 war daher die Lehre des Melchisedekischen Priestertums ein Teil der Schriften Jospeh Smiths ... Wir haben den Gegenbeweis.â
Das ist wirklich beeindruckend. Krywult hat uns einen Gegenbeweis geliefert. Nun gut, dann prüfen wir den âBeweisâ doch mal auf seine tatsächliche Beweiskraft.
1. Unzweifelhaft ist das Wort âPriestertumâ im Buch Mormon enthalten.
2. Unzweifelhaft wird die Person âMelchisedekâ genannt.
3. Unzweifelhaft wird von âHohem Priestertumâ, der âheiligen Ordnung Gottesâ und der âOrdnung des Sohnesâ gesprochen.
4. Unzweifelhaft werden âPriesterâ und âHohe Priesterâ nach der âheiligen Ordnungâ erwähnt.
Nachdem jeder Alma 13:1-19 gelesen hat(!) machen wir uns daran, Krywults Behauptungen zu verifizieren. âDas Konzept und der Name des Melchisedekischen Priestertums waren bekanntâ. Ich finde zwar unheimlich viele Wortnennungen, wie ausgeführt, aber eine genaue Bezeichnung oder ein Konzept mag ich darin nicht erkennen. Es ist vielmehr ein wirres Durcheinander von Begriffen. Es bleibt unklar, ob es nach der Ordnung Gottes oder des Sohnes sein soll. Eine Benennung nach Melchisedek wird nicht erwähnt. Und Priester werden gleichermaÃen wie Hohe Priester nach der gleichen Ordnung ordiniert. Das scheint mir nicht das Konzept späterer Jahre zu sein. Ãberhaupt gibt es keinen Hinweis auf eine Zweiteilung des Priestertums. Vielmehr wird hierin deutlich, was uns Krywult bereits mit seinen Ausführungen zum 3. Juni 1831 belegen wollte, nämlich daà sich der Ausdruck âHohes Priestertumâ auf das Amt eines Hohen Priesters beziehe. Krywult sollte sich entscheiden, welche Interpretation er bevorzugt, um uns sein klares Konzept des Priestertums in 1829 zu präsentieren, und an dieser sollte er dann auch festhalten. So, wie es sich bislang darstellt, taugt es nicht als Gegenbeweis, und schon gar nicht als Beweis.
Weiter, da auch das Alte und das Neue Testament das Wort âPriestertumâ erwähnen, sind dies bewiesenermaÃen auch wahre Bücher, und da die âKirche Christiâ auch auf der Bibel fuÃt, muà sie ganz einfach wahr sein. Das gleiche trifft dann natürlich auch auf alle Religionen zu, die die Bibel als ihre Grundlage sehen, denn das Priestertum wird in der Bibel erwähnt. Gleiche Logik, nur wozu brauchte man dann noch das Buch Mormon?
Und da komme ich auf den eingangs erwähnten Unterschied zurück: Sind Begriffserwähnungen gleichzusetzen mit einem Konzept? Meines Erachtens nach sind sie das nicht. Ich denke, daà genau dies der Punkt ist, auf den sich Whitmer in seiner Aussage bezog: Es wurde nicht über das Priestertum gesprochen, sondern über Vollmacht. Das Priestertumskonzept wurde erst später entwickelt und wurde immer ausgefeilter.
Von einem fertigen Konzept in 1829 zu sprechen und dies dann mit Wortnennungen an einer einzigen Stelle belegen zu wollen, und insbesondere die Behauptung damit widerlegen zu wollen, der Begriff sei unter den Mitgliedern nicht im Gebrauch gewesen, das alles ist doch etwas sehr schwach und scheint sehr weit hergeholt zu sein. Und das soll als klarer Beweis dienen?
Zum SchluÃ, d.h. in seiner Conclusio, greift Krywult dann noch einmal tief in die Trickkiste, indem er von den âdrei Behauptungen Wernersâ spricht, anschlieÃend âwiderlegtâ er jedoch drei Aussagen Whitmers, und folgt damit nicht einmal seiner eigenen Vorgabe der angeblichen drei Behauptungen des Artikels, an denen Krywult ja auch schon manipuliert hatte.
Krywult liefert sich hier also selbst Schattenkämpfe, aus denen er als glorreicher Sieger hervorgeht, und trotz des minimalen Gehalts beschlieÃt er für alle seine Leser, daà sie der offiziellen Darstellung folgen können, âohne als leichtgläubig zu gelten.â
Dies ist nicht nur ein Schuà in den FuÃ, sondern auch einer ins Hirn.