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Beitrag 4 von 5
zum Thema Olympia-Korruptionsaffäre: Alles nur aus Liebe
Seite erstellt am 20.4.24 um 2:09 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 18. November 2001, um 16:59 Uhr
Betrifft: Selbstverständlich

Thommy schrieb:

>Ich habe diesen Fall selbst nicht verfolgt und daher ein Frage dazu. Waren die liebevollen Kommitee-Mitglieder auch Mormonen oder fand der Vorfall einfach nur in SLC statt?

Lies selbst:

Schande über der Gottesstadt

Am Wochenende will das IOC Konsequenzen aus dem Bestechungsskandal ziehen. Für die Mormonen-Metropole Salt Lake City aber steht die Katastrophe schon fest.

So die Berliner Morgenpost vom 22. Januar 1999. Was war geschehen? Am 16. Juni 1995 war die Freude in Salt Lake City groß. Beim dritten Versuch hatte Salt Lake City, die "Mormonen-Metropole", in Budapest, endlich den Zuschlag für die Ausrichtung der XIX. Olympischen Winterspiele, erhalten. Die Stadt hatte sich bereits für 1972 (Sapporo) und 1998 (Nagano) beworben. Bei der Abstimmung für die Spiele von 1998, hatte man 1991 nur knapp gegen Nagano, mit 46 zu 42 Stimmen verloren. Für 2002 waren Östersund (Schweden), Sion (Schweiz) und Quebec (Kanada), die Mitbewerber. Salt Lake City erhielt den Zuschlag mit 54 zu 28 Stimmen. Ein historisches Novum bei IOC Abstimmungen, denn Salt Lake City erhielt die notwendige Mehrheit bereits im ersten Abstimmungsdurchgang. Die restlichen 24 Stimmen waren die vereinigten Stimmen der restlichen drei Bewerber. Salt Lake City sah bereits vorher, laut so manchen Beobachter, wie der sichere Sieger aus. Wenn es je eine Bewerbung gab, die beste Erfolgsaussichten hatte, dann diese. Salt Lake City war für die Ausrichtung der Winterspiele prädestiniert, der internationale Flugplatz liegt nur sieben Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Ein neue Arena mit 21.000 Sitzplätzen bestand bereits, beste Anbindung zur Autobahn mit direkten Zufahrten zu hervorragenden Skigebieten. So schrieb z.B. Die Welt am 10.06.1995, "Salt Lake City gilt als Favorit für Olympia 2002."

Laut der Berliner Morgenpost: wurde der Präsident des Organisationskomitees Frank Joklik, selbst tiefgläubiger Mormone, als Held gefeiert. Die «Salt Lake Tribune» schrieb begeistert: «Mormonisches Durchhaltevermögen hat sich wieder einmal ausgezahlt.»

Die Vergabe der Winterspiele 2002 löste in der Mormonenstadt einen Bauboom aus. Allein die Grundstückspreise verdreifachten sich in vier Jahren. Die Freude ist mittlerweile verflogen, denn Joklik und dessen Stellvertreter Dave Johnson, sind mittlerweile von ihren Ämtern zurückgetreten. Sie hatten zugegeben, Geschenke an IOC Mitglieder gemacht zu haben, um sie "als Freunde zu gewinnen." Anders ausgedrückt, sie bestachen hochrangige IOC Mitglieder. Die Morgenpost weiter:
Täglich kommen Einzelheiten des größten Skandals in der Geschichte der Olympischen Spiele ans Licht. Da soll Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei der Vergabe der Spiele für das Jahr 2002 die Entscheidung, für Salt Lake City zu stimmen, mit Bargeld, Stipendien für Universitäten, kostenlosen Arztbesuchen und wertvollen Geschenken erleichtert worden sein. So habe der einflußreiche Präsident des Olympischen Komitees Afrikas, Jean-Paul Ganga aus Kongo, unter der Hand 70 000 Dollar bekommen. Bei einem Grundstücksgeschäft in der designierten Olympia-Stadt habe er zudem, so die «Salt Lake Tribune», «ohne einen Finger zu rühren, einen Gewinn von 60 000 Dollar gemacht.» Die Liste der Geschenke ist lang und reicht von Schönheitsoperationen bis zu zwei Gewehren im Wert von 2000 Dollar für Antonio Samaranch, den Präsidenten des IOC.

Über die Bedeutung, die dieser Skandal, ausgerechnet für Salt Lake City, hat, schreibt man weiter:

Doch was für die meisten Länder und Städte höchstens ein peinlicher Skandal wäre, ist für die Stadt am Fuße der gewaltigen Wasatch-Berge eine Katastrophe und Schande. Denn die Olympiastadt des Jahres 2002 ist die Mormonen-Welthauptstadt. Diese amerikanischste aller Religionen mit zehn Millionen Anhängern fußt auf einem strengen Moral- und Ehrenkodex. Danach ist nicht nur Lügen und Betrügen Sünde, sondern auch Trinken, Rauchen und Spielen. Kinder werden zu absoluter Ehrlichkeit und Gottesfürchtigkeit erzogen. ... Mit dem Olympia-Skandal hat die 1,2-Millionen-Stadt ihre Unschuld verloren. Lokale Zeitungen und Fernsehstationen, alle in mormonischem Besitz, sprechen vom «Chicago der Salzwüste» und fragen: «Wo sitzt die Mafia?» Die Antwort: «Im Olympischen Organisationskomitee von Salt Lake City (SLOC).»

Fast alle beteiligten Personen aus Utah sind Mormonen.

Inzwischen beschäftigten sich vier Untersuchungskommissionen mit diesem Skandal. Neben dem IOC und der Ethik-Kommission des SLOC, ist das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) und das US-Justizministerium mit dem FBI aktiv geworden. So auch  das amerikanische Finanzamt (IRS), da zusätzlich noch ein Verdacht auf Steuerhinterziehung durch die Stadt besteht.
Anfänglich war die Gefahr groß, dass:

Neben der Schande, die über die heilige Stadt der Mormonen gekommen ist und sie in den Augen vieler Gläubiger entweiht hat, hat Salt Lake City noch ein anderes Problem: Der Skandal droht die Stadt ins wirtschaftliche Chaos zu stürzen. Einige der Top-Sponsoren drohen damit, sich zurückzuziehen. Ein Coca-Cola-Sprecher: «Alles, was das positive Image der Olympischen Spiele beeinträchtigt, schadet uns.» Bei United Parcel Service denkt man ähnlich: «Ethik und Integrität der Spiele sind das A und O für uns.» David D’Allesandro, Präsident der John Hancock Mutual Life Insurance, einer der größten US-Versicherungen, erklärt: «Es kann 100 Jahre dauern, bis man sich einen guten Namen aufgebaut hat und oft nur 30 Tage, um ihn wieder zu verlieren.» (Morgenpost, ebd.)

Tatsächlich hat sich der Sponsor und Pharmaunternehmen Johnson & Johnson, aus seinem $30 Mill. Sponsorvertrag zurückgezogen. zurückgezogen.

Den Stein ins Rollen hatte eine enttäuschte Sekretärin des SLOC gebracht. Sie hatte einem örtlichen Fernsehsender, KTVX, belastendes Material zugespielt, darunter die Kopie eines Briefes. Der Vizepräsident des SLOC Organisationskomitees hatte an die Studentin Sonia Essomba, aus Kamerun, geschrieben. Ihr Vater René war der Generalsekretär der Vereinigung des afrikanischen Olympischen Komitees. In dem Brief hieß es, ihre bisherige Studienförderung würde auslaufen. Der letzte Scheck über, 10.114 Dollar, lag anbei.

Das endgültige Aus kam für Salt Lake City, als Marc Hodler, IOC-Mitglied aus der Schweiz und enger Vertrauter des IOC-Präsidenten Samaranch, an die Öffentlichkeit ging. Hodler zeigte auf, dass Salt Lake City kein Einzelfall sei, andere Olympiastädte, darunter Nagano, Atlanta und Sydney, hätten ihre jeweiligen Zuschläge ebenfalls mit unlauteren Mitteln erworben.
Als seinerzeit Nagano1998 den Zuschlag bekam, gerieten Tom Welch und dessen Stellvertreter David Johnson offensichtlich in Panik. Mittels "Stimmenkauf" sollte die Ausrichtung für das Jahr 2002 gesichert werden. Das Bewerbungskomitee ging dabei nicht gerade zimperlich um, als alle Register gezogen wurde. Die Wochenzeitung Die Zeit wird dann deutlich, wenn sie schreibt:

Sie (hatten) ... Gefälligkeiten des Bewerbungskomitees von Salt Lake City angenommen - nicht nur die (erlaubten) Geschenke im Wert von 150 Dollar. Halten die Enthüllungen juristischer Prüfung stand, so hat ein Südamerikaner ein Studienstipendium für seine Stieftochter erhalten und der Sohn eines Nordafrikaners Geld für den Besuch einer amerikanischen Hochschule; ein Kongolese hat 60.000 Dollar an einem schnellen Immobiliengeschäft nahe den olympischen Skipisten verdient, außerdem 50.000 Dollar für leidende Kinder in seinem Land und 70.000 Dollar für sich selber erhalten; einem Russen wurde die Knieoperation spendiert. 632.000 Dollar sollen die Olympiaorganisatoren für diese Art des Lobbyismus ausgegeben haben.

Die Welt vom 11.12.1999:

Sonia Essomba, Tochter des im August verstorbenen Rene Essomba, soll 108 350 Dollar an Schul- und Wohngeld bekommen haben. Welch schickte sogar seine Sekretärin nach Washington, um ihr beim Umzug zu helfen. Auch für insgesamt 22 Übernachtungen der Essomba-Familie in einem Pariser Hotel zu je 300 Dollar pro Nacht kam das Bewerbungskomitee auf. Essomba kassierte zusätzlich 60 000 Dollar Bargeld, eine Kleinigkeit, verglichen mit den 250 000 Dollar, die Jean-Claude Ganga (Republik Kongo) eingesteckt haben soll. Ganga wurde in Salt Lake City gegen Hepatitis behandelt, seine Frau durfte sich einer Schönheitsoperation unterziehen und seine Schwiegermutter einer komplizierten Knieoperation.

Tom Welch, der erste Vorsitzende des örtlichen Bewerbungskomitees und späterer Präsident des SLOC, war der erste Held, der lange gefeiert wurde. Ihm war es hauptsächlich zu verdanken, dass Salt Lake City den Zuschlag bekommen hatte. Welch hatte jedoch eine ganze Reihe von IOC-Mitgliedern großzügig mit finanziellen Zuwendungen bedacht, die er selbst als "humanitäre Hilfe" bezeichnet. Obiger Joklik wurde 1997 sein Nachfolger, nachdem Welch am 29.07.1997 von seinem Amt zurücktrat. Welch behielt jedoch noch einen "Beratervertrag" in Höhe von monatlich $10.000. Welch, ehemaliger Bischof einer Mormonengemeinde, trat zurück, weil er eine Woche vorher des mehrfachen tätlichen Angriffs auf seine Ehefrau beschuldigt wurde. Welch gab weiterhin zu, eine außereheliche Beziehung geführt zu haben, die nicht "rein platonischer Art" gewesen sei (Salt Lake Tribune vom 22.07.; 30.07. und 08.08.1997). Joklik und der Vize-Präsident des SLOC, Dave Johnson, traten ebenfalls von ihren Ämtern, am 08.01.1999, zurück.. Jolik erklärte die Bestechungen mit den Sätzen, dass sie unternommen wurden "um Freunde für die Abstimmung zu gewinnen." (SLOC, Press Release, vom 08.01.1999)

Wie die 15.000 Seiten Korrespondenz des Bewerbungskomitees zeigen, war Welch durchaus bereit zur Erlangung seiner Ziele, kaltschnäuzig zu lügen. So schrieb er z.B. an das IOC Mitglied Kevan Gosper aus Australien, "aus meiner Sicht, werden Sie auf dem Podium stehen", gemeint war die Position als zukünftiger IOC Präsident. Nur drei Tage später schrieb er an den IOC Präsidentschaftsrivalen von Gosper, Richard Pound, ebenfalls "aus meiner Sicht, werden Sie auf dem Podium stehen." (Salt Lake Tribune, 16.12.00)

Am 18.12.1998 wurde die "Board Of Ethics Of The Salt Lake Organizing Committee For The Olympic Winter Games of 2002", eine Ethikkomission beauftragt, Licht in das Dunkel des Bestechungsskandals zu bringen. Dieser Bericht wurde am 09.02.1999 vorgelegt. Aus dem Bericht konnten viele der "Gefälligkeiten", des Bewerbungskomitees belegt werden, die Machenschaften von Welch und Johnson wurden offenbar.
Eine Übersicht über die "Gefälligkeiten" aus Salt Lake City. Wer erhielt was?

Aus dem 300-seitigen Ethikbericht des SLOC kann man entnehmen, welche IOC-Mitglieder, welche Form von Zuwendungen erhalten haben.

IOC-Mitglieder aus mindestens 23 Nationen, haben mehr wie $1.3 Mill., in den verschiedensten Formen von Zuwendungen, aus Salt Lake City, erhalten.

KOREA: Un Yong Kims (IOC Vizepräsident) Sohn erhielt ein Gehalt in Höhe von $45.000, für eine Anstellung in der Firma des Geschäftsmannes aus Salt Lake City, David Simmons. In dessen Firma  Keystone Communication. Kims Tochter erhält $5.000 für ein Gastspiel mit dem Utah Symphonie Orchester, nur drei Monate vor der Abstimmung für die Spiele von 2002. Kim sorgte dafür, das die Russin Ekaterina Soukhorado, Studiengebühren in Höhe von $15.000 bezahlt bekam.

KONGO: Jeann-Claude Gangas Familie erhielt mehr wie $250.000, inkl. $115,000 in Reisekostenerstattungen, beginnend im Jahre 1990, eine direkte Geldzahlung in Höhe von $70.010 und $17.172 für die Übernahme von medizinischen Kosten. Zugekommen sind Ganga ebenfalls $60,000 durch eine Grundstückstransaktion. Das Komitee bezahlte Ganga und seiner Familie mehrere Reisen nach Utah. Ganga wurde auf Hepatitis behandelt, dessen Schwiegermutter erhielt eine neue Kniescheibe, seiner Frau wurden die Kosten für eine Schönheitsoperation abgenommen.

USA: Alfredo La Mont, der ehemalige Direktor für internationale Beziehungen des USOC, unterstütze Tom Welch, Chef des SLC Bewerbungskomitees, in dessen Transaktionen mit den IOC Mitgliedern der lateinamerikanischen Länder. La Mont erhielt $25.714 als "Berater" für Welch und weitere $18.185 für ein weiteres Konto, von dem aus monatlich $3.000 auf das Konto des IOC Mitgliedes Austin Sealy (Barbados), überwiesen wurden.

SUDAN:  Drei sudanesische Athleten erhielten eine Zuweindung in Höhe von $40.000, um für die 1996 Olympiade trainieren zu können. Zuhair Gadir, der Sohn des sudanesischen IOC-Mitglieds Zein El Abdin Mohamed Ahmed Abdel Gadir, erhielt $17.000. Nur einige Wochen vor der Budapester Abstimmung erhielt Abdel Gadir $7.000 für eine nichtexistierende Tochter. "Berater" Mahmoud El Farnawani wurden $148.260 bezahlt,  Muttaleb Ahmad, Olympischer Gebietsvorsitzender für Asien, erhielt $62.400 um die Nordafrikanischen IOC Mitglieder, und die des Mittleren Ostens, zu beeinflussen.

FINLAND: Pirjo Häggmans Ehemann erhielt $33.750. Welch arrangierte es, dass ihr Ehemann einen Beratervertrag bei der Firma Great Basin Engineering, Inc., in Ogden, Utah, erhielt. Welch und Johnson gaben an, dass dieser auch einen Bericht für das Bewerbungskomitee geschrieben hat. Beide gaben an, ihn jedoch nie gelesen zu haben, den Inhalt daher nicht kennen würden. Bis zum heutigen Tag ist kein Bericht aufzufinden, weder in Salt Lake City, noch bei Great Basin Engineering, in Ogden.

SAMOA: Seiuli Paul Wallwork erhielt 1991 für seine Ehefrau, $30.000, von Tom Welch.

SWASILAND: David Sikhulumis Sohn erhielt zwischen 1991 und 1995, $111.389.

MONGOLEI: Shagdarjew Magwans Sohn erhielt eine einjährige Praktikumsstelle bei einer Bank (First Security), plus einer Zuwendung in Höhe von $6,554.

EKUADOR: Agustin Arroyos 44-jährige Tochter, erhielt ein "Stipendium" in Höhe von $23.000, obwohl sie niemals Studentin war. Die Arroyo Familie ließ sich zwei Wochen in 1994, bei einem Familienurlaub im nahegelegenen Park City, aushalten. Gesamtkosten: $10.000.

KAMERUN:  René Essombas Tochter wurden die Studiengebühren der American University in Washington, in Höhe von $108.350 bezahlt. Außerdem erhielt sie weitere $60.000 kurz vor der Budapester Abstimmung.

LIBYEN: Die Studiengebühren des Sohnes, von IOC Mitglied Bashir Mohamed Attarabulsi, wurden übernommen. Höhe: $97.275.

MALI: Weitere $97.000 an IOC Mitglied Lamine Keita. Bezahlt wurden Unterkunft, Lebenshaltungskosten, Bücher, und insbesondere Unterrichtsgeld und Flugtickets für dessen Sohn.

ALGERIEN: Ein Raouf Scally erhielt von 1993 bis 1996 $14.500. Aus den Unterlagen ist jedoch nicht mehr erkennbar wofür. Die Kommission vermutet, dass er aus Marokko stammt und mit dem algerischen IOC Mitglied Mohamed Zerguini, verwandt ist.

KENIA: Das IOC Mitglied Charles Mukora erhielt $34.650, ein Teil davon für die Sportförderung Kenias.

CHILE: Weitere $20.050 gingen an IOC Mitglied Sergio Santander-Fantini, aus Chile, ebenfalls ohne genauere Angaben wofür.

KOSTENLOSES SHOPPING: IOC Mitglieder und deren Familienmitglieder durften ihre Einkäufe vom Bewerbungskomitee bezahlen lassen. (Sämtliche Angaben können dem offiziellen Bericht des "Board Of Ethics Of The Salt Lake Organizing Committee For The Olympic Winter Games of 2002", entnommen werden. Zu finden unter http://www.sltrib.com/Specials/olympics2002/SLOCReport/ , Stand 02.01.2000)

Skurril wurde das Ganze schon, wenn SLOC Angestellter, Van Alford, zwei besuchende IOC Mitglieder zu einem Urologen in Salt Lake City fuhr. Einer, um eine Viagrarezept zu erhalten. Das IOC Mitglied gab anschließed Alford $1.000, um in Salt Lake City die Viagratabletten zu kaufen. Dies wären umgerechnet etwa 100 Tabletten. Ein Abrechnungsposten beinhaltet auch den Kauf und Schenkung eines Vibrators für ein IOC Mitglied, über $74.27, der jedoch nicht angeklagt worden ist. Der Vibratorkauf fällt auch unterhalb der erlaubten $150 Schenkungshöhe, nach den Statuten des IOC. (Salt Lake Tribune, vom 30.09.2000)
Am 26.05.2000 veröffentlichte das SLOC dann schließlich auch das sog."Gelddokument." Lange Zeit hatte man sich geweigert dieses herauszugeben. Dieses Dossier beinhaltet Kurzinformation zu einzelnen IOC Mitgliedern in Stichpunkten. So findet sich gelegentlich das Wort "geld" (sic), hinter dem Namen von einigen IOC Mitgliedern, so z.B. Essomba, Keita, Ganga, die ja allesamt beträchtliche Geldsummen erhalten haben. Es ist jedoch nicht feststellbar, ob dies eine Info über bezahlte Geldbeträge, oder evtl. zu zahlende Geldsummen, ist. "Geld" befindet sich nämlich bei zwei weiteren Namen, denen keine unlauteren Zuweisungen nachgewiesen werden konnte. Wer die Liste erstellt hat wird wohl unbekannt bleiben. Zu vermuten ist, dass es evtl. Vizepräsident Johnson war. Mit "Geld" könnte dann ein Codewort für Bestechungsgelder gewesen sein; Johnson war in früheren Jahren Missionar der Kirche und hatte auch in Belgien und Norwegen gelebt. In Belgien (flämisch), hat das Dossier-"Geld", die gleiche Bedeutung, Aussprache und Schreibweise, wie in der deutschen Sprache, nämlich Geld. Der Inhalt des "Gelddokuments" ist hier zu finden:  http://www.sltrib.com/2000/may/05272000/utah/52703.htm , (Stand 03.01.2000).

Laut Salt Lake Tribune vom 18.12.2000, hatten die mormonischen Bittsteller beim britischen Königshaus keinen großen Erfolg. Der Versuch das "bid book", ein in einer Satteltasche zu überreichendes Bewerberbuch mit Informationen über das SLOC und Salt Lake City, scheiterte kläglich. IOC-Mitglied, Prinzessin Anne, selbst ehemalige Teilnehmerin der olympischen Spiele, empfing die Mormonen nicht. "Ich bedaure, es ist nicht möglich, dass sie der Prinzessin ihr Bewerberbuch persönlich überreichen können," sagte ihr Privatsekretär, "aber sie können es am Seiteneingang des Buckingham Palace abgeben." Nach der Tribune das "ultimativ, demütigendste Erlebnis."

Am 20.7.2000 wurde verkündet, dass Welch und Johnson sich in 15 Anklagepunkten vor Gericht verantworten müssen. Jeder Anklagepunkt kann bei einer Verurteilung zu 5 Jahren Gefängnis und jeweils $250.000 Strafe geahndet werden. Beide lehnten ein Geständnis und dem Angebot auf Strafminderung ab, trotz dem Drängen des neu berufenen SLOC Präsidenten Mitt Romney und dem Senator des Bundestaates Utah, Orrin Hatch (Salt Lake Tribune, 21.07.2000). Millerweile ist die Anklageschrift ergangen, der Verhandlungsbeginn soll der 01.07.2001 sein. Die Verhandlung soll nicht länger wie drei Monate dauern. (Anklageschrift zu finden unter http://www.sltrib.com/Specials/2002/Indictment/olyindictment.htm , Stand 04.01.2000)

Evtl. hätten sich Welch und Johnson besser auf ihren Glauben, Beten und Fasten verlassen sollen, anstatt auf Geldzahlungen und anderen Gefälligkeiten.

Die Spiele, die Mormonen und die Kirche

Die Welt schrieb am 29.01.1999:

Heute würden mindestens die Hälfte aller Einwohner die Spiele am liebsten zurückgeben", behauptet Chris Smart, Chefredakteur der lokalen Wochenzeitung "City Weekly" und liegt damit auf einer Linie mit Stadtratsmitglied Deeda Seed, die als eine der ersten den Rücktritt der für den Skandal Verantwortlichen forderte. "Dies ist mit Abstand das größte Debakel in der Geschichte der Stadt. Wir hätten uns schon viel früher gegen die da oben wehren müssen." ... Erst Anfang dieser Woche kam ans Licht, daß 1991 auch noch insgesamt 500 000 Dollar aus dem Steuersäckel der Stadt an das Komitee geflossen sein sollen, das sich für die Bewerbung von Salt Lake City einsetzte und schlußendlich für jene Schlagzeile in der "New York Times" sorgte, die die Einwohner noch heute verfolgt: "Salt Lake City - Tal der Ahnungslosen oder Schande einer ganzen Nation" ... Daß jetzt Ehrlichkeit und Integrität - zwei der elementaren Grundlagen der Mormonen-Bibel - auf der Strecke blieben, liegt den Kirchenoberen nun ziemlich schwer im Magen.
Die Kirche verkündet über ihre eigene Website per Presseerklärung, dass sie vor der Vergabe der Winterspiele an Salt Lake City, "eine neutrale Position" zur Frage, "ob die Spiele nach Salt Lake City kommen sollten", ein. Da das Bewerbungskomitee um Spenden in der Stadt warb, hat die Kirche über kircheneigene Firmen, "in den 11 Jahren zwischen 1985 und 1995" $210.938 "gegeben." Kein Geld davon stammte aus den "Spenden der Kirchenmitglieder."

Seitdem die Spiele vergeben worden sind, hat Kirchenpräsident Gordon B. Hinckley gesagt, dass die Kirche ihren Teil ... dazu beitragen wird, indem man ein "guter Gastgeber" sein wird. Seitdem hat die Kirche auf einige spezifische Ersuchen, um Unterstützung des Salt Lake Organisations Komitees, positiv reagiert. Diese beinhalten:

Einen Brief an die Kirchenmitglieder der die Notwendigkeit von Tausenden von olympischen Freiwilligen ... Dieser Brief wurde in den Versammlungen des gesamten Bundesstaates verlesen ... Die zeitweilige Ãœberlassung eines Grundstückes ... um als Platz für die abendlichen Siegerehrungen (engl. Medals Plaza) dienen zu können ... und einer Spende, um dessen Erschließung zu sichern. Diese Schenkung hat dem Olympischen Organisationskomitee von Salt Lake City ungefähr $5 Millionen eingespart. Der Vereinbarung zwei Parzellen Land in Park City benutzen zu können, die im Kirchenbesitz sind ... Ein Geschenk von 16 Acres (1 acre = 4047 qm, mein Zusatz) an die Utah Department of  Transportation, um Zugang zum Winter Sport Park, von der Autobahn 224, ... südlich der Kimball Kreuzung, Park City, zu schaffen ... als Teil des offiziellen Kulturprogramms, den Tabernakel Chor, an drei Aufführungen auf dem Tempelplatz, auftreten zu lassen ... (Presseerklärung auf der kircheneigenen Website unter http://www.lds.org/media2/helping/0,6389,246-1,FF.html , meine Herv., Stand 04.01.2001)
Der oben erwähnte Brief an die Kirchenmitglieder, wurde am  01.11.1988, also kurze Zeit vor dem Bekanntwerden des Skandals, an alle Gemeinden in Utah, an die jeweiligen örtlichen Kirchenführer geschickt, mit der Aufforderung, diesen während eines sonntäglichen Gottesdienstes, zu verlesen. Im Schreiben, unterschrieben von der Ersten Präsidentschaft,  wird erwähnt, dass die "Heiligen der Letzten Tage einen wohlverdienten Ruf haben, Dienst am Gemeinwesen zu leisten." Insgesamt würden 32.000 Freiwillige gesucht. Freiwillige sollten sich
"direkt beim Olympischen Organisationskomitee von Salt Lake City als Privatpersonen melden. Solch freiwilliger Dienst ist eine Sache der freien Entscheidung des Einzelnen. Die Kirche unterstützt die Anstrengungen von Utah, die Winterspiele von 2002, in dieser historischen Aufgabe, erfolgreich und denkwürdig ... zu machen ... (Zu finden auf der kircheneigenen Website unter http://www.lds.org/media2/library/display/0,6021,246-1-344-1,FF.html , Stand 04.01.2000)

Am 26.10.2000 meldete die kircheneigene Deseret News dann plötzlich, dass die Kirche ihr eigenes Freiwilligen Programm für die Spiele einführen wird. Das SLOC hat offensichtlich Schwierigkeiten genügend freiwillige Helfen zu bekommen:
scheint es, dass die Kirche ihre Anstrengungen, die Mitglieder zu involvieren, steigert . Offizielle ... versichern, dass die Kirche mit dem Olympischen Organisationskomitee von Salt Lake City kooperiert - anstatt zu konkurrieren ... Unsere Freiwilligen werden Teilzeit-Freiwillige sein, ihre Vollzeit. ... SLOC-Präsident Mitt Romney sagte: "... der Himmel weiß, das wir mehr Freiwillige brauchen." ... Kirchenoffizielle haben gesagt, dass andere olympische Unterstützungsstrategien noch in der Ausarbeitung sind und lehnten es ab, in der Öffentlichkeit darüber zu reden. Dies änderte sich jedoch Anfang diesen Monats, als die Website der Kirche über eine Sektion zur Information von Journalisten, die über die 2002 Spiele berichten, informierte. ... Die olympischen Führer haben über Monate hinweg nach Freiwilligen gesucht, jedoch haben einige Anwohner ihr Entsetzen über eine Vollzeitverpflichtung über 2 1/1 Wochen im Februar 2002, geäußert. ... Kirchenpräsident Gordon B. Hinckley hat zu einigen Anlässen gesagt, dass die Kirche irgendeine Art von "phantastischen Werk" (engl. extravaganza), für die Besucher der Olympiade, im Konferenzentrum ausrichten wird, obwohl keine Einzelheiten bisher veröffentlicht wurden. (meine Herv.)

Weiter wird berichtet, dass diese kulturellen Gaben, als Geschenk an das Gemeinwesen, zu verstehen sei. Die Missionsarbeit solle während der Olympiade nicht verstärkt werden. So hat sich Hinckley auch während einer Pressekonferenz im Juni geäußert.

Es scheint schon fast so, dass Die Welt bereits am 29.01.1999, in prophetischer Fernsicht sah, wie die Tempelzinnen des Salt Lake City Tempels, auf dem Tempelplatz, trotz alledem in die Welt erstrahlen werden, schrieb sie doch:

Vom ganzen Trubel völlig unbeeindruckt, ragen derweil die Türme des "Temple Square" stolz und majestätisch in den Nachthimmel von Salt Lake City. Hier, in der Weltzentrale der Mormonen, wo nach deren Glauben Jesus Christus nach seiner Wiederkehr auf die Erde das Ende der Menschheit verkünden wird, herrscht schon heute Weltuntergangsstimmung. Mit aller Macht und nach Lage der Dinge wahrscheinlich auch mit unlauteren Mitteln hatten die mächtigen Kirchenfürsten das olympische Projekt unterstützt. Daß jetzt Ehrlichkeit und Integrität - zwei der elementaren Grundlagen der Mormonen-Bibel - auf der Strecke blieben, liegt den Kirchenoberen nun ziemlich schwer im Magen.
Stellt sich doch nun heraus, dass die Überlassung des Medals Plaza, dem Ort der allabendlichen Siegerehrungen und damit übertragen in die ganze Welt, im Hintergrund den angeleuchteten Tempel der Mormonen zu sehen bekommen werden. Ob sie wollen oder nicht. Der neue Bürgermeister von Salt Lake City, Rocky Anderson ist darüber nicht unbedingt begeistert. Er sieht es als
"Herausforderung an, die Menschen dazuzukriegen, dass sie über die Kirche hinweg sehen, um die Stadt zu sehen" ... Anderson ... als Mormone erzogen, jedoch kein Mitglied mehr ... wurde 1999 gewählt, um eine Stadt zu führen, wo der nichtmormonische Bevölkerungsanteil auf 52% angewachsen ist, im Bundesstaat, wo noch 70% Mormonen sind. ... Ted Wilson, der Bürgermeister von Salt Lake City von 1975 bis 1985 war ... der zum Mormonismus als Erwachsener konvertierte, sagte Kirchenpräsident Hinckley wäre "ein toller Öffentlichkeitsarbeit Typ" (engl. super PR guy), der wüsste welche Gelegenheit die Spiele darstellten. "Unter Gordon B. Hinckley ist die Kirche außerordentlich Imagebewusst," sagte er. "Sie mögen das abstreiten, aber es ist wahr." Und die Medals Plaza neben dem Tempelplatz zu haben, sagte Wilson, "wird in den Kameras gut herüber kommen. Die Kirche wird in jeder Kameraeinstellung zu sehen sein. (Salt Lake Tribune vom 26.12.2000, meine Herv.)

Utah wird noch eine Menge an Öffentlichkeitsarbeit bewerkstelligen müssen. Der Utah Travel Council hat die PR-Firma Hill and Knowlton engagiert, um den Tourismus in Utah anzukurbeln. Hill an Knowlton bekommen $600.000 für einen Vertrag der bis Februar 2002 läuft. Hill und Knowlton sehen insbesondere Westeuropa als Utahs neues Zielgebiet um neue Touristen zu werben. Lediglich 4% der Besucher von Utah kommen außerhalb der USA. Umfragen hatten ergeben, dass nur 8% befragter Europäer wissen, dass Utah ein Bundesstaat der USA ist. Forscher der University of Utah und Vrije Universität von Amsterdam, hatten 2.563 Europäer per Telephon in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Großbritannien befragt. Die Studie wurden einige Monate nach Beginn des Olympiaskandals erstellt, soll heißen, selbst der Skandal hat nicht viel dazu beigetragen, dass Utah in das Bewusstsein der Europäer eingedrungen ist (siehe Salt Lake Tribune vom 21.12.2000).

Die Chronologie des Skandals

16.06.1995: Salt Lake City erhält den Zuschlag über die Ausrichtung der XIX Winterolympiade 2002.
29.07.1997: SLOC Präsident Welch tritt von seinem Amt zurück um "seine Familie zu schützen." Welch wurde eine Woche vorher beschuldigt, seine Ehefrau mehrfach misshandelt zu haben.
24.11.1998: Der Fernsehsender KTVX meldet, dass das SLC Bewerbungskomitee, Studiengebühren einer Tochter, eines IOC Mitgliedes (Kamerun), bezahlt hat. Es handelt sich um die American University, Washington.
25.11.1998: SLOC Vorsitzender, Bob Garff, streitet Bestechungen ab und redet von "humanitärer Hilfe."
30.11.1998: SLOC Präsident Frank Joklik, beschreibt die Zahlungen an afrikanische IOC Mitglieder als "humanitäre Hilfe."
08.12.1998: Das SLOC erklärt, dass sechs Verwandte von IOC Mitgliedern unter den dreizehn Personen sind, die fast $400.000 an "finanzieller Unterstützung vom SLC Bewerbungskomitee erhalten haben, weigert sich jedoch Namen zu nennen.
10.12.1998: IOC Präsident Samaranch setzt eine Untersuchungsausschuss ein.
12.12.1998: Schweizer IOC Mitglied, Marc Hodler, benennt die Zahlungen aus SLC als "Bestechung."
14.12.1998: Mike Leavitt, Gouverneur von Utah, verlangt danach, dass die SLOC Ethikkomission, diese Bestechungsvorwürfe untersuchen soll.
16.12.1998: SLC Bürgermeisterin, Deedee Corradini bestätigt, dass die Stadt den Sohn eines IOC Mitgliedes als Praktikanten angestellt hat und ein weitere Verwandtschaft, möglicherweise in einer staatlichen Agentur, beschäftigt wurde. Die Steuererklärungen des SLOC und des Bewerbungskomitees weisen keine erfolgten "Studiengebühren" aus.
22.12.1998: Der ehemalige US-Senator George Mitchell wird als Vorsitzender eines Untersuchungskomitees des USOCs eingesetzt, um die die Vorgehensweise zu untersuchen, wie US-Städte Bewerbungskandidaten als Ausrichtungsorte der olympischen Spiele werden.
23.12.1998: Das US-Justizministerium und der FBI beginnen mit ihren Untersuchungen.
08.01.1999: SLOC Präsident Joklik tritt mit seinem Stellvertreter, Dave Johnson, zurück. Joklik offenbart Geldzuweisungen die das Bewerbungskomitee an IOC-Mitglieder gezahlt hat.
10.01.1999: Tom Welch, Präsident des Bewerbungskomitees beschreibt, dass die anderen Komiteemitglieder von der Einflussnahme auf IOC Mitglieder gewusst haben, oder hätten wissen müssen. Er besteht darauf, nichts Unrechtes getan zu haben, sondern lediglich Geschäfte unter Freunden der "olympischen Familie" gemacht zu haben.
14.01.1999: Alfredo La Mont, Direktor für internationale Beziehungen des USOC, tritt zurück, nachdem er "eine Geschäftsbeziehung" mit Welch nicht angegeben hat. La Mont hatte Welch mit Informationen über lateinamerikanische IOC Mitglieder versorgt.
15.01.1999: Die Kirche Jesu Christi d. HLT gibt bekannt, dass sie über ein kircheneigenes Unternehmen, Bonneville Communications, dem Bewerbungskomitee zwischen 1985 und 1995, $211.000 an Geld überwiesen hat.
19.01.1999: Finnisches IOC Mitglied Pirjo Häggman tritt zurück. Ihr früherer Ehemann hatte mit dem Bewerbungskomitee einen fragwürdigen Beratervertrag.
22.01.1999: IOC Mitglied Bashir Mohamed Attarabulsi (Libyen) tritt zurück. Studiengebühren des Sohnes wurden übernommen, inkl. weiterer "Lebenshaltungskosten."
24.01.1999: Das IOC Exekutivkomitee empfiehlt den Auschluß von sechs IOC-Mitgliedern, die Zuwendungen aus Utah erhalten hatten: Agustin Arroyo (Ekuador), Jean-Claude Ganga (Kongo), Ahmed Abdel Gadir (Sudan), Lamine Keita (Mali), Sergio Santander (Chile) und Seiuli Paul Wallwork (Samoa). IOC Mitglied David Sibandze, aus Swasiland, tritt zurück.
27.01.1999: Gouverneur Leavitt weist jegliche Verantwortung von sich, obwohl er seit 1993, nichtstimmberechtigtes Mitglied des Bewerbungskomitees, war.
31.01.1999: Die erfolgten Geldzahlungen und Geschenke übersteigen die Summe von $1.000.000.
09.02.1999: Die SLOC Ethikkomission weist Welch und Johnson die Schuld für den Skandal zu. Diese hätten im unethischer Art und Weise für die Stimmgewinnung geworben, sieht jedoch keine kriminelle Handlung in den Geldgeschenken und Gefälligkeiten. Olympiasponsor John Hancock Insurances droht dem SLOC, seinen $20 Mill. Werbevertrag zu kündigen.
11.02.1999: Mitt Romney wird neuer SLOC-Präsident. Am gleichen Tag treten Verl Topham, Alan Layton und Earl Holding, Direktoren des SLOC, zurück. Am nächsten Tag folgt ihnen Nick Badami.
12.03.1999: Welch gibt bekannt, dass Gouverneur Leavitt darüber informiert war, dass Kinder von IOC Mitgliedern, finanzielle Unterstützung vom Bewerbungskomitee erhielten, sogar in der Vermittlung von Stipendien von Schulen in Utah, beteiligt war. Leavitt weist die Beschuldigungen zurück.
17.03.1999: Zum ersten Mal in der Geschichte des IOC, werden sechs Mitglieder aus dem IOC ausgeschlossen.
19.03.1999: Das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson zieht sich wegen dem Skandal, aus ihrem $30. Mill. Sponsorenvertrag zurück.
03.08.1999: SLC Geschäftsmann David Simmons plädiert "schuldig" in seinem Steuerhinterziehungsprozess, wo er zugibt, in seiner Steuererklärung fälschlicherweise mindestens $78.000 angegeben zu haben, die über die Konten des Bewerbungskomitees gelaufen waren. Hiermit wurde u.a. der Sohn vom IOC Vizepräsidenten, Un Yong Kim, John Kim, für dessen Arbeit bei der früheren Firma von Simmons, Keystone Communication, entlohnt.
01.09.1999: Die Bundesbehörden klagen John Kim, wegen Falschaussage und der illegalen Einreise in die USA, mittels eines illegal erworbenen Visa, an. Ein Sprecher von Kim benennt Utahsenator Orrin Hatch als die Person, die Kim beim Erwerb des Visa geholfen hat. Hatch gibt an, dass ihm diese Hilfestellung unbekannt wäre.
13.01.2000: Das SLOC entscheidet sein Rechtsvertretung nicht zu feuern, obwohl diese Unterlagen vernichtet und von wichtigen Entscheidungen keine Aufzeichnungen gemacht haben.
23.01.2000: Senatspräsident von Utah, Lane Beattie, offenbart, dass die SLOC Führer, die Republikanischen Führer der Legislative, bereits ein Jahr vor dem Bekanntwerden des Skandals über Stipendien und andere finanzielle Zuwendungen informiert hatten. Einige Tage später revidiert Beattie sich selbst, er hätte lediglich ein fehlerhaftes Gedächtnis gehabt.
30.01.2000: Australiens IOC Mitglied Kevan Gosper wird beschuldigt, Reisevergünstigungen im erheblichen Umfang, vom Bewerbungskomitee empfangen zu haben. Gosper wird später von der IOC Ethikausschuss, nach einer "Verwarnung", entlastet.
14.03.2000: Alfredo La Mont, ehemaliger Direktor für internationale Beziehungen des USOC, plädiert "schuldig" in seinem Steuerhinterziehungsprozess. U.a. hatte La Mont eine Scheinfirma gegründet, um einen "Beratervertrag" für das Bewerbungskomitee verschleiern zu können.
26.05.2000: Das SLOC wird vom US-Justizministerium darüber informiert, dass es nicht angeklagt wird. Das SLOC veröffentlicht das sog. "Gelddokument". Dies beinhaltet einige persönliche Vorlieben und Abneigungen von IOC Mitgliedern.
06.07.2000: Welch und Johnson weisen eine Schuldanerkenntnis gegen Strafminderung ab. Trotz Drängen von SLOC Präsident Romney und Senator Orrin Hatch, zum Wohle der Spiele, ein Geständnis abzulegen, verweigern sie ein Entgegenkommen.
20.07.2000: Welch und Johnson werden in fünfzehn Punkten angeklagt, u.a. wegen Betrug, Bestechung und organisierter Erpressung.
02.07.2001: Der Termin für die Verhandlung über Welch und Johnson wird für den 01. Juni 2001 angesetzt.
22.07.2001: Richter David Sam weist 4 Anklagepunkte (organisierte Erpressung) mit der Begründung ab,  diese könnten vom US-Justizministerium nur durch eine falsche Auslegung der Gesetze des Bundesstaates Utah, gegen Bestechung, erhoben werden.
30.07.2001: Richter Sam verschiebt die Anklageerhebung auf unbestimmte Zeit.
15.11.2001: Richter Sam weist sämtliche Anklagepunkte des US-Justizministeriums zurück, da durch die Zurückweisung des organisierten Erpressungsvorwurfes, die restlichen 11 Anklagepunkte als Konsequenz nicht erhoben werden können. Das US-Justizministerium erwägt einen Widerspruch, welches den Fall auf anderer Ebene erneut eröffnen würde.
15.11.2001: Ex-Ehefrau von Tom Welch, Alma Welch, gibt bekannt, sie bereit wäre für die Anklage über “unmoralische und illegale“ Taten auszusagen.

Bleibt im Moment die Frage, ob die Anklage (das US-Justizministerium und der FBI) auf einen Widerspruch verzichten wird, da seit den Terroranschlägen des 11.September 2001, „Amerika“ drängendere Themen hat. Evtl. werden wir also Tom Welch und Dave Johnson während der Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympiade sehen. Womöglich sogar auf der Tribüne der Ehrengäste?

Copyright James Field, 18.11.2001

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