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Verfasser: Renate
Datum: Sonntag, den 11. November 2001, um 13:53 Uhr
Betrifft: Frauen in der HLT


Hallo Ullrich,

ich kann dich sehr gut verstehen und ich weiss, dass du einen schweren Weg vor dir hast. Du wanderst sozusagen auf einem schmalen Grat und musst jeden Schritt genau überlegen. Falls deine Freundin das Vertrauen zu dir verlieren sollte, wirst du es sehr schwer haben wieder an sie heranzukommen. Ich weiss es zwar nicht, aber ich habe den Eindruck, dass die Gemeinde deiner Freundin noch nichts von eurer Verbindung weiss? Falls das zutreffen sollte, wird es viel schwieriger werden, wenn sie davon erfährt. Denn dann könnten sie verstärkt Druck auf sie ausüben um sie zu "retten" Und je nachdem wie gut ihr Bischof rhetorisch geschult ist, könnte er damit Erfolg haben.

Wie mit Frauen umgegangen wird? Es ist auf den ersten Blick nicht offensichtlich, zumindest meistens nicht. Frauen werden in dieser Glaubensgemeinschaft dazu erzogen in erster Linie Ehefrau und Mutter zu werden. Ein linientreuer Mormone erwartet von seiner Frau, dass sie jungfräulich in die Ehe geht, viele Kinder in die Welt setzt und natürlich nur Hausfrau und Mutter ist. Er ist das Oberhaupt der Familie, er trifft die Entscheidungen. Selbstverständlich wird offiziell eine
Entscheidung gemeinsam besprochen, doch falls die Frau seine Meinung nicht teilen sollte, wird er mit "sanfter Stimme" ihre Bedenken wegdiskutieren, bis sie überzeugt ist, dass er im Recht ist. Das läuft natürlich ganz individuell ab. Je weniger Selbstwertgefühl der Mann besitzt, je weniger er in der realen Welt etwas zu sagen hat, umso mehr wird er in seinem Heim den "Herren und Meister" hervorkehren. Die Kirche unterstützt ihn bei dieser Einstellung. Die Frau wird ihr ganzes Leben lang mit vielen Geburten, Kindererziehung, Kirchentätigkeiten, die alle meistens "dienend" sind, beschäftigt sein. Ich kenne viele Fälle in denen die Frauen ausgelaugt, kraftlos und verzweifelt sind und die Schuld doch nur immer bei sich selbst suchen. Sie haben Angst niemals genug zu tun, niemals den Ansprüchen, die an eine Ehefrau eines zukünftigen Gottes gestellt werden, zu genügen. Sie arbeiten tatsächlich "rund um die Uhr" und wenn sie sich krank und ausgelaugt fühlen, sehen sie das als Versuchung Satans an, gegen die sie ankämpfen müssen.

Und wenn sie das Pech haben, an einen herrschsüchtigen, gewalttätigen Ehemann zu geraten, dann stehen sie so ziemlich allein da. Ich habe von vielen Fällen erfahren, in denen solche Frauen in ihrer Verzweiflung Hilfe beim Bischof gesucht haben. Der hatte nur den "guten Rat" für sie übrig, auszuharren, denn sie würden im "Nachherdasein" dafür belohnt werden.

Meine persönliche Meinung zu deinem Problem ist, dass ihr nur dann eine Chance auf ein glückliches Zusammenleben haben könnt, wenn deine Freundin es schafft sich von dieser Kirche zu lösen. Und das nicht dir zuliebe, sondern aus eigener Überzeugung, das richtige zu tun. Was bei ihr besonders schwer sein wird, weil sie in diese Kirche wahrscheinlich hineingeboren wurde und deshalb besonders geprägt ist. Du musst sehr sehr vorsichtig sein.

Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute und hoffe, dass sie sich aus diesem Irrtum lösen kann.

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