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Beitrag 17 von 23
zum Thema Missionare vom Gegenteil überzeugen? Was glauben Exmos?
Seite erstellt am 19.4.24 um 13:59 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 4. November 2001, um 12:55 Uhr
Betrifft: Ihre Methoden und Techniken

könnte, müßte man auch als "hard-selling" bezeichnen.

Yolanda schrieb u.a. auf meine Zeilen ("Ihr Trockentraining ist darauf angelegt den "Untersucher" zu "verplichten" (commitment) und zu "befreunden" (friendshipping)":

>Willst du damit sagen, daß sie versuchen, eine Freundschaft vorzutäuschen, oder heißt das bloß, daß sie eben zu allen freundlich sein sollen und sich so gut wie mögliche in die Lage des Untersuchers versetzten sollen um diesen am besten erreichen zu können?

Sowohl als auch. Da der typische, von der Missionsarbeit "begeisterte" Mormone, insbesondere Missionare, von ihrem Glauben tatsächlich überzeugt sind (was natürlich nichts überr den Wahrheitsgehalt aussagt), sie aus "Freude", aber auch aus Verpflichtung heraus, ihre "Wahrheit" verkünden, täuschen sie i.d.R. Freundschaft nicht vor. Sie beglücken ihr Gegenüber. Die Frage ist immer wieder wie bewußt solche Dinge ablaufen. Mormonen, nicht nur Missionare, werden von der ständigen Aufforderung Missionsarbeit zu betreiben, von der Wiege bis zur Bahre begleitet. Nur machen es trotzdem nicht alle. Aus meiner Erfahrung heraus evtl. die Hälfte. Mußt mal versuchen Dir von Missionaren den Film "It all began with Thad" zeigen zu lassen. Alt aber vielsagend. Gedacht um Mitglieder für die Missionsarbeit zu "motivieren." Sagt alles.

>Und ist es üblich, auch nach Beendigung der Mission noch am friendshipping festzuhalten?

Für die, die aktive Missionsarbeit nach ihrer Mission betreiben, man nennt es auch "fellowshipping."

>Was für Manipulationsmethoden sind das, von denen du schreibst?

Könnte man nun über Stunden schreiben. Evtl. als Einstieg, schaue Dir mal auf der Homepage des ZDF Magazins "ZDF-Reporter" Dir einen guten Beitrag zur Arbeitsweise der HLT-Missionare an, unter http://reporter.zdf.de/ . Bei der Einsteigsseite auf "archiv", rechts unten. Dort unter Datum "Sendung vom 20.06.200" dann "Mormonen auf Mission. Unterwegs im Auftrag des Herrn" anklicken. Schließlich Deine Bandbreite (28.8k, 56.6k, ISDN oder DSL)
aussuchen und Dich amüsieren.

Versuch auch mal von den Missionarinnen, Dir ihr Lehrbuch auszuleihen (fragen kostest nichts): "Missionary Guide. Training for Missionaries." Auf 252 Seiten Anweisungen über die (O-Zitat, S. 1) "Fähigkeit Menschen zu helfen, sich zu bekehren." Dies hängt u.a. "davon ab, was man tut (deinen Fähigkeiten). Du wirst christusähnliche Attribute und effektive Bekehrungs Fertigkeiten entwickeln müssen." (Herv.v.m.)

Seite auf Seite kannst Du nachlesen, welche Gesprächsführungen von den Missionaren eintrainiert werden, welche "effektiv" sind und welche nicht. Welche Redewendungen und Methoden benutzt werden sollen und welche nicht. Beispiel: "Benutzen sie passende Körpersprache indem sie aufrecht sitzen und an der Kante ihres Stuhles. Benutzen sie ihre Hände um etwas auszudrücken. Lächeln ist eine einfache Sache, es kommuniziert Wärme und und echte Liebe denen gegenüber, die sie belehren ... Indem sie richtig sitzen, ihre Hände benutzen, und lächeln, sagen sie anderen, daß sie sich für sie interessieren und wollen, daß sie ihrer Botschaft zuhören." (S. 93)

Den Missionaren wird detailliert erklärt wie sie zu fragen, wie nicht, was, was nicht. Wie sie die Untersucher zu "verpflichten" haben, siehe die Trainingseinheit "Das Verpflichtungsmuster", ab S. 42.

Beispiel aus der Trainingseiheit "Das Buch Mormon benutzen":

"Wenn sie das Buch Mormon mit Untersuhcren , Mitgliedern, oder sogar ihrem Mitarbeiter studieren, können sie das folgende tun:

- Teilen sie ihre Lieblingspassagen aus dem Buch Mormon mit.
- Teilen sie Passagen mit, die den Untersucher betreffen, helfen werden.
- Lesen sie abwechselnd laut.
- Hören sie auf Verse zu diskutieren.
- Teilen sie ihre Gefühle mit.
- Fordern sie den Untersucher auf seine Gefühle mitzuteilen" (Herv.v.m.).

Denke das reicht. Der Rest kann selbst nachgelesen werden oder live bei Kontakten erlebt werden. Besonders spaßig wird es, für den "Untersucher", nicht die Missionare, wenn man bei solchen "Diskussionen" die Methoden und Techniken der Missionare direkt anspricht. An echter Gaudi. Unlängst wieder getan: "Herr Field, wäre es für sie wichtig zu wissen, daß Gott wieder zu uns Menschen spricht und sie liebt?" Field: "Elder (an den Nichtfrager gewandt) ... ehhhhhm ... wäre es nicht von Vorteil wenn sie auf die Lippen ihres Kameraden schauen wenn dieser mit mir spricht? Dies zwingt mich dann sodann fast nur ihn zu betrachten und mich zu einer Antwort genötigt zu fühlen ... anstatt mein Buchregal mit Büchern zu militärischen Konfklikten durch die Jahrtausende?" ... Antowort ... "Errr ... wie bitte ... ik versthe sie nigt so recht." ... Field: "Oh, that’s just fine.  Ich denke die ist ein Buch das könnte sie interessieren ... "Der erste Amerikaner. Die Entdeckung der Indianischen Kulturen in Nordamerika" ... ein Buch über ihren wahren Ureinwohner, echter, belegbarer Archäologie. Das führt letztendlich zu dieser Kategorie hier drüben ... nächtes Regal ... wie ihre Vorfahren mit den "Indianern" umgegangen sind, hier ... "Osprey Military Campaign Series .. The Battle of Little Big Horn." Die vernichtende Niederlage von General Custer und seiner 7. Kavallerie ..." Die Augen des 19-jährigen glänzen wieder, die reale Welt hat ihn wieder, sein (!) Interesse steigt ... bis sein Mitarbeiter ihn auf den Teppich der realen Missionswelt zurückholt. Die beiden gehen recht bald ... der Senior gibt dem Junior-Missionar Nachhilfestunden in effektiver Belehrung.

Eine der beliebtesten und effektivesten Manipulationsmethoden beschreibst Du dann anschließend sogar selbst:

>Die Sisters haben dafür gebetet, daß Gott mir Zeichen senden möge, die ich verstehen kann. Dies sind die Zeichen, die ich daraufhin erhielt: Wenn die Missionarinnen mir sagten, während der Erklärung einer bestimmten Sache hätten sie ganz deutlich den Geist gespürt, habe ich nichts gespürt, außer dem Gefühl, daß das sie mir eine gut ausgedachte Geschichte erzählten. (Herv.v.m.)

Diese Manipulationstechnik ist ebenfalls erlernt und wird eindringlich ihnen eingetrichtert. Siehe z.B. eben oben erwähnten Trainings "Missionary Guide": Trainingseinheit "Identifizieren sie den Einfluß des Heiligen Geistes," ab S. 82. ... "Ermutigen sie die Untersucher ihre Gefühle zu beschreiben bevor sie ihnen sagen, daß sie (die Untersucher) den Geist gefühlt haben."

> ... Buch Mormon zu entdecken, doch bei der Lektüre wurde ich grundsätzlich von unglaublicher Müdigkeit überfallen.

*grins* Denke, nicht umsonst hat ja Mark Twain das Buch Mormon als "gedrucktes Chlorofom" beschrieben, bei dem man zwangsläufig einschlafen müsse ("This book is a curiosity to me. It is such a pretentious affair, and yet so ’slow’, so sleepy, such an insipid mess of inspiration. It is chloroform in print. If Joseph Smith composed this book, the the act was a miracle--keeping awake while he did it was, at any rate. If he, according to tradition, merely translated it from certain ancient an mysteriously-engraved plates ... the work of translating was equally a miracle, for the same reasons." (Aus "Roughing it", 1872, S. 127, meine Herv.). Bist also in großer Gesellschaft!;-)

> Die eine der beiden Missionarinnen ist nun ohnehin wieder heimgekehrt ins Mormonenland. Zum Abschied haben wir beschlossen, nicht mehr über den Glauben zu streiten.

Zudem die Missionare auch wieder darauf trainiert werden, nicht mit Untersuchern zu streiten. Auch wenn es den meißten ja so schwer fällt. Siehe wieder z.B. obigen "Guide", ab Seite 89. "Es gibt keinen Platz in der Belehrung des Evangeliums für Streit und Diskussionen ("contention and arguing")." Dann wird ihnen noch zusätzlich eingetrichtert (mittels zweier Schriftstellen aus dem Buch Mormon, 3. Nephi 11:29-30 & 4. Nephi 1:2, 13, 15, 18), daß der "Vater des Streites" der "Teufel" ist. Der nächste Schritt, daß bei "Fragen", insbesondere bei hartnäckigen Fragen der "Untersucher" den "Teufel" in die "Diskussionen" (was für eine Farce) eingeführt hat, liegt auf der Hand. Logischerweise kann der Untersucher dann auch nicht den wahren Geist spüren. Evtl. Unwohlsein, z.B. kognitive Dissonanz beim Missionar (!) deutet dieser somit auch nicht als Warnzeichen seiner Selbst (Achtung! Hier sollte ich tiefer und unabhängig nachdenken), sondern als der Einfluß, manche Fanatiker meinen sogar die Präsenz (!), des "Teufels" deutlich verspüren zu können. So einfach ist das ... für den wahren Gläubigen.

Herzliche Grüße, James

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