Beitrag 14 von 16 zum Thema Prozess gegen mormonische Betrüger beginnt |
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Verfasser: Gunar Datum: Donnerstag, den 18. Oktober 2001, um 23:01 Uhr Betrifft: zweiter Vorstand geständig - 8 Jahre Haft - Strauà und Hohlmeier erneut belastet
Süddeutsche Zeitung
Freitag, 19.10.2001Angeklagter belastet StrauÃ
Weiteres Geständnis im Wabag-Prozess – acht Jahre Haft
Von Alexander Krug
Die Reihen der Angeklagten im Wabag-Prozess lichten sich. Das Landgericht verurteilte gestern den Kaufmann Axel F., 53, wegen Betruges zu acht Jahren Haft. Zuvor schon war sein Partner Michael B., 40, für vier Jahre hinter Gitter geschickt worden. Beide hatten gestanden, an den Manipulationen um einen der gröÃten Anlagebetrügereien beteiligt gewesen zu sein. Axel F. hatte sein Geständnis zu einer Art Generalabrechnung mit zwei prominenten Personen genutzt, die in die Affäre verstrickt sind: Max Strauà und Michael Hohlmeier. Der Angeklagte warf ihnen vor, die Wabag trotz zahlloser Ungereimtheiten stets über den grünen Klee gelobt zu haben.
Die Wirtschaftsanalyse und Beratung Aktiengesellschaft (Wabag) mit Sitz in Oberhaching hatte jahrelang tausende Anleger für prestigeträchtige Umweltprojekte in den Neuen Bundesländern geworben. Der Anklage zufolge wurden insgesamt 245 Millionen Mark von Investoren und der Ãffentlichen Hand gesammelt, investiert in Projekte wie Ãko-Heizkraftwerke oder Recyclinganlagen wurden jedoch nur 55 Millionen Mark.
Den mutmaÃlichen Hauptverantwortlichen des gigantischen Betrugs wird derzeit am Landgericht der Prozess gemacht. Nach den Urteilen gegen Axel F. und Michael B. sind noch die beiden ehemaligen Wabag-Vorstände Erich D., 51, und Harald St., 60 übrig. Sie haben bislang keine Angaben gemacht. Nicht angeklagt sind bislang Max Strauà und Michael Hohlmeier. Strauà war jahrelang Rechtsberater der Wabag, gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug. Hohlmeier, Ehemann von Schulministerin Monika Hohlmeier, war rund ein Jahr lang Controller bei Wabag. Gegen ihn wird derzeit nicht ermittelt.
Doch für beide könnte es noch eng werden. Axel F. behauptet, er habe seine Bedenken zum Zustand der Wabag „immer wieder“ Hohlmeier vorgetragen, diese habe ihm stets versichert, es sei „alles in Ordnung“. Auch Strauà habe auf Veranstaltungen und Grundsteinlegungen regelmäÃig Reden gehalten. Der Anwalt und der angeklagte Wabag-Aufsichtsratsvorsitzende Erich D. seien befreundet gewesen und zusammen in den Urlaub gefahren. Strauà habe D. als „Visionär“ gepriesen, der in die Zukunft blicke. „Strauà war Bestandteil des Unternehmens“, so das Fazit von Axel F.
Das Gericht unter Vorsitz von Richter Wolf-Stefan Wiegand lieà den mehrfach einschlägig vorbestraften Axel F. gestern wissen, das ihn nur sein „spätes“ Geständnis vor einer zusätzlichen Sicherungsverwahrung bewahrt habe. Zu den Vorwürfen gegen Strauà und Hohlmeier verwies der Richter Axel F. an die Staatsanwaltschaft. „Vereinbaren Sie mit dem Staatsanwalt einen Termin, er wird Ihnen sicherlich aufmerksam zuhören“, so Wiegand. Dann aber müsse er richtig „auspacken“ und „die Karten auf den Tisch legen“. Der Prozess gegen die verbliebenen zwei Angeklagten wird am 23. Oktober fortgesetzt.