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Beitrag 8 von 114
zum Thema was habt ihr eigentlich gegen mormonen?
Seite erstellt am 28.3.24 um 19:05 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Samstag, den 29. September 2001, um 3:57 Uhr
Betrifft: Herzlichen Dank

Omar schrieb u.a. (Reihenfolge der Einfachheit halber geändert):

>ich persönlich bin 20 jahre alt und ein mitglied. ich bin nicht gerade das beste beispiel für ein mitglied der kirche jesu christi der heiligen der letzten tage, aber ich bin davon überzeugt, dass diese kirche und ihre lehren 100% korrekt sind!

Hallo Omar. Zuerst meinen Glückwunsch, daß Du dieses Forum gefunden hast. Es ist für mich erstaunlich zu lesen, daß Du davon überzeugt bist, "dass diese kirche und ihre lehren 100% korrekt sind!" Ich will im Moment gar nicht darauf eingehen was für Dich "korrekt" heißt. Im Moment nebensächlich. Was mich jedoch eher interessiert ist die Frage was Dich trotz dieser "Überzeugung" davon abhält, "immer danach (zu) leben?"

>meint ihr, ich habe keine zweifel?

Keine Ahnung. Woher sollten wir es wissen? Und wenn Du welche haben solltest, dann ist das nicht überraschend, zumindest nicht in diesen Forum. Welche Zweifel hast Du denn?

>ich habe in dieser religion die meisten antworten erhalten, die ich hatte, und logisch sind sie für mich auch noch.

Ganz natürlich. Die Antworten die man erhält hängen immer in einem kausalen Zusammenhang zu den Fragen die man stellt. Wobei mich interessieren würde was Du meinst mit der Aussage "in dieser religion (habe ich) die meisten Antworten erhalten. Hast Du an anderer "Stelle" Deine Fragen gestellt, andere Religion etc.? Die Frage wäre z.B. ob Du evtl. als "Mitglied" einer anderen Gemeinschaft, zur "rechten" Zeit am rechten Ort, nicht dort die "meißten" Antworten erhalten hättest?

Übrigens, in Deinen Zeilen in ein mächtig dicker "Fehler", evtl. ein Schreibfehler? Unterbewußtsein? Freudscher Fehler?). Ich hatte ja bereits oben geschrieben, daß die Antworten die man erhält, stets in einem kausalem Zusammenhang stehen mit den Fragen die man stellt. Man könnte durchaus sagen, daß die Fragen die man stellt (inkl. das wann, wie und wo)(mit)bestimmen, welche Antworten man erhält. Oder noch anders, die Fragen bereits die Antworten implizieren. In diesem Zusammenhang ist es schon bemerkenswert Deine Zeilen zu lesen:

>ich habe in dieser religion die meisten antworten erhalten, die ich hatte.

Ich vermute mal es sollte heißen, "Antworten erhalten, auf Fragen die ich hatte" ... so schwingt jedoch mit, daß Du Antworten erhalten hast, auf Antworten (!) die bereits von vornherein feststanden, erwünscht waren etc. Schon interessant. Nur, Du bist nicht allein darin Deine (!) Antworten gefunden zu haben. Das haben Millionen (Milliarden?) von Menschen bereits vor Dir getan. Nur in der Mehrheit ganz andere wie Du. Ein Musterbeispiel wäre die grandiose Summa Theologica von Thomas von Aquin, nur ist sie trotzdem keine "Antwort" für viele Menschen.

Wenn Du mehr darüber lesen willst warum Du, und auch andere, zwangläufig "Antworten" auf Deine "Fragen" erhälst, warum auch genau diese, also vorhersehbare, dann kann ich Dir nur "Why God won’t go away. Brain Science & the Biology of Belief" (dt. Warum Gott nicht weggeht. Gehirnwissenschaften und the Biologie des Glaubens), von Andrew Newberg,  Eugene D’Aquili und Vince Rause, New York, 2001, wärmstens empfehlen. Auch als Einstieg zu gebrauchen ist Victor B. Scheffer’s "A Biologist Looks at Religion", Seattle, 2001. Nur wenn Du wirklich nach Anworten suchst, ohne eine bereits vorgefaßte Meinung zu haben.

>warum arbeitet ihr so gegen diese kirche?

Wieso "ihr"? Habe den leisen Verdacht, daß Du nicht wirklich im Forum, inkl. dem Archiv, viel gelesen hast, denn sonst dürftest Du Deine Frage so nicht estellt werden. Denn von einem "ihr" kann keine Rede sein. Denn nicht alle die hier schreiben, "arbeiten" gegen diese Kirche (wenn es so wäre). Gelegentlich trollt sich so mancher Mormone ein, insbesondere dann, wen einer ein kurzes "Statement" abgibt, mehr ist es in aller Regel nicht, und anschließend so mancher Claquer noch aus der Versenkung auftaucht (eine Stimme aus dem Staube, ein "weiterer Zeuge"?). Somit ist das "ihr" hinfällig.

>wollen die mormonen die welt so erheblich täuschen?

Ob sie es "wollen" ist eine zweitrangige Frage. Selbst wenn ein Mensch, eine Gemeinschaft etc. etwas eigentlich nicht ursächlich will, beabsichtigt etc., es jedoch trotzdem tut (z.B. "unabsichtlich", unbewußt), das Resultat ist entscheidend. Tatsache ist, die "Kirche" (was immer Du darunter verstehst, weil Du weiter oben einen Unterschied machst zwischen Kirche und Lehren)"täuscht". Ob "ergeblich", darüber kann man lange diskutieren. Ist jedoch auch unerheblich. Selbst eine scheinbar unerhebliche "Täuschung" führt zu einem verfälschten Bild, falschen Aussage, Ergebnis etc.

>habe jetzt sehr viel hier gelesen und gemerkt, dass man hier einfach einzelne menschen der kirche richtet. das, was die meisten hier wieder produzieren ist auch wieder eine sektenartige sache.

Könntest Du ein "sektenartige sache", was eine "Sekte" ausmacht, und an welche "Sekte" Du z.B. denkst, konkret nennen?

>kennt ihr sie wirklich?

Denke schon. Wie würdest Du es definieren, bestimmen wollen, wann und wie "man" die Mormonen, die Kirche, die Lehren etc. etc. etc. "kennt"? Wir können ja mal vergleichen. Wie lange z.B. "kennst" Du sie? "Kennst" Du sie selbst z.B. seit Deiner Geburt, also seit 20 Jahren?

>was haben sie gemacht, dass sie es verdient haben so verurteilt zu werden?

Wieso "verurteilt?"

>wollen die mormonen nur das schlechte für die menschen? ich glaube nicht!

Deine Frage hat keine zwingende Logik. Auch nicht Dein "Glauben" daran, daß dem nicht so ist. Denn ist es nicht so, das jede Religion, jede Organisation etc. etc. nicht (!) "nur das schlechte für die menschen" will? Jede, will doch nur das "Beste für den Menschen". Welche Beweiskraft hat also Deine Frage? Selbst Hitler und seine Kohorten wollten nicht das "schlechte" für die Menschen Europas, wollten z.B. mein Heimatland (vor dem er nachweislich eine gewisse Achtung empfand) mit dem Segen und der Ersatzreligion des Nationalsozialismus, dem Ariertum, dem Mutterkreuz, dem Heimabend, der SS und dem Stechschritt beglücken. Was bin ich froh, daß meine Vorfahren und mein Volk dieser Beglückung widerstanden haben. Auch wenn der Ärmelkanal und die Amerikaner ihr Scherflein dazu beigetragen haben. Und auch der Mormonismus in allen seinen Facetten ist nichts anderes wie eine Heilsreligion (nicht als Wortspiel gemeint).

Wobei ... es wäre durchaus interessant auf Deine Fragen näher einzugehen, solltest Du ein ernsthaftes Interesse daran haben. Die Art Deiner selbstbeantworteden rhetorischen Frage läßt daran jedoch zweifeln. Mormonen, basierend auf dem "Christentum" reden zwar immer wieder von "Freiheit" und "Freude" etc., ihre sog. "Heiligen Schriften" jedoch immer wieder im Kern von ihrer Art von Freiheit und Freude, nämlich der zwingenden Notwendigkeit "gehorsam" zu sein, Gott, Christus und den Führern gegenüber. Das man Opfer bringen muß, persönliche und finanzielle. Und erhält dafür auch seine irdischen "Segnungen" (Dividenden) hier auf Erden (manchmal), spätestens jedoch im nachirdischen Leben (Vertröstung, eine sehr erfolgreiche übrigens). Zum Glück (für das Christentum und Mormonentum) kommen die Toten nicht wieder um z.B. evtl. ihre "Einlage" wieder einfordern zu können. Logischerweise sagt daher das Christentum etc. eben nicht: "Gehet hin und seit schlecht, fühlt euch schlecht" etc. Es redet viel mehr davon, daß "man hingehe und die Tugend der Selbstaufopferung und Gehorsams, des geboterfüllten Lebens führen solle." Was jedoch nichts anderes ist wie erstere Aufforderung, denn den Kontekt der Selbstaufopferung etc. bestimmt eben die Religion (manche reden auch vom "Gewissen" in diesem Zusammenhang). Wenn also die Rede von "Freiheit, Glück und Zufriedenheit" ist, so sind sie immer im Zusammenhang damit zu sehen, daß erst das unabhängige Denken zerstört werden muß, um den "Glauben" einführen zu können. So wird wirkliche Freude zerstört um anschließend "Errettung und Sühnopfer" einführen zu können. Der Mensch wird erst zum "Sünder" degradiert, um ihn anschließend erretten zu können, bzw. ihm selbst dies zur Obliegenheit zu machen. Für die er auch noch bezahlen muß. Die Bezahlung wir sogar plump mit Drohungen und leeren Versprechungen unterfüttert und diese Drohungen sind bei manchen Menschen erfolgreich.  So wurde/wird gelehrt "Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe." (Matt. 4:17). Schlicht eine Drohung, eine von vielen. Jesuanische Ethik. Eben nicht nur die reine "Vater vergib ihnen" etc. Lehre. Wie man "Mitglied" des Himmelreiches wird, ist eindeutig vorgegeben:

"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot" (Matt. 22:37, s.a. 38).

Aus der dieser totalen Einforderung und einer Unabhängigkeit und Freiheit des Menschen entstehen Spannungen. Diese beschreibst Du eigentlich wunderbar selbst, scheinst ein Musterbeispiel zu sein. Wie läßt es sich sonst erklären, daß um die Wahrheit "weißt", jedoch sogar hier fragst ob Du wohl nicht "Zweifel" hättest.

>ich weiss, dass die kirche wahr ist und glaube alles, was sie belehrt.

Und trotztdem hast Du "Zweifel"? Siehe oben. Wobei, bist Du sicher, daß Du alles weißt, was sie "belehrt"? Soll, so vermute ich, "lehrt" heißen.

>und glaubt mir, ich bin kein verblendeter mensch!

Woher wissen "wir" das? Wie würdest Du einen "verblendeten Menschen" beschreiben. So kommen wir Deiner Glaubensaufforderung evtl. ein wenig näher, ob wir Dir "glauben" können oder nicht.

>ich finde es einfach unfair, hier so schlecht über mormonen und deren kirche zu schreiben...mitglieder ist nicht gleich die kirche!

Über "fair" bzw. "unfair" kann man wunderbar diskutieren ... insb. mit einem Tommy. Wobei, nur mal so zum nachdenken, kann "schlecht" über etwas schreiben (was auch immer wieder "schlecht" bedeutet) trotzdem "wahr" und/oder von Wichtigkeit sein!?! Kann z.B. der Bericht von Fakten eines
Aussteigers, Opfers aus einem System, Religion etc. "richtig" sein, in den Augen des Verursachers (!) jedoch "schlecht" sein?

>god bless

Besten und meinen ehrlichen Dank für Deine erbetene Gottessegnung. Ob diese sich jedoch materialisiert oder nicht unerheblich, auch zweitrangig gegenüber Deiner Freundlichkeit und tiefen Besorgnis gegenüber uns "allen."

Mit herzlichen Grüßen

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