Beitrag 12 von 12 zum Thema Last call! |
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Verfasser: James Datum: Sonntag, den 9. September 2001, um 9:01 Uhr Betrifft: Der HLT Mikrokosmos pur
Mormonische Erlebenswelt pur. Ein Musterbeispiel wie so mancher Mormone seine Umwelt in seinem Mikrokosmos erlebt bzw. wahrnimmt, zeigt sich im Bericht einer "Sea Trek 2001" Korrespondentin. Schreibt diese (Tawny Archibald) das Verhältnis der "Trainees" (der bezahlenden Ãberfahrer) zur Crew der Schiffe:
>"Was groÃartig ist, ist das die Facaden gefallen sind, es ermöglichen, daà einige wunderbare Freundschaften entstehen können und groÃartige Lern/Belehrungssituationen auf beiden Seiten entstehen."
Nun würde man solche "Situationen" im Bericht erwarten. Man wird auch nicht enttäuscht. Zuviel erwartet man, wenn man persönliche Lernerlebnisse erwartet die die Crew vermittel hat, stattdessen wird eine typisch mormonische "Lern/Belehrungssituation" beschrieben:
>"Letzten Sonntag z.B. setzten sich vier Crewmitglieder inunsere Fast- und Zeugnisversammlung. Sie haben nicht ihr Zeugnis gegeben, sie haben aber in den Schriften nachgeschlagen und versuchten in unserem Gesang einzustimmen."
Kommt einem mächtig bekannt vor, oder? Feundschaft = Lern/Belehrsituation = Kirche, Versammlung besuchen = Zeugnis = Mitglied. Bemerkenswert die, sicherlich z.T. unbewuÃten, Manipulationsmethoden, genau wie bei Verkaufsschulungen von Schneeballunternehmen (Amway, Tupperware etc.). Man wird animiert "mitzumachen", "Waren" anzufassen, zu begutachten, zu erzählen etc. Was bei den Verkäuferhorden das z.B. das Mitklatschen ist, entspricht u.a. bei den Mormonen das Amen. Bingo!
Die Woche hindurch wurden "Klassen" über "Kirchengeschichte" gelehrt, Crewmitglieder "unterbrachen ihre Arbeit" um "zuzuhören." Man stelle sich vor der Kapitän und der Koch würden es auch tun ... die Schiffe würden wahrscheinlich mit einem Haufen verhungerter Leichen in Australien ankommen
Quelle unter:
http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,300008259,00.html
Nach Meldung der Deseret News vom Samstag stechen nun drei Schife in See in Richtung Bahamas. Es gibt noch immer Finanzierungsprobleme, aber einige Leute haben Geld gezahlt.
Organisator Sadleir verstieg sich sogar dazu, Sea Trek 2001 in einem Atemzug mit den Handkarrenkompanien zu vergleichen:
>"Wir sind wie die Willie Handkarren Kompanie (engl. Willie Handcart Company) die im Schnee gefangen sind. Wir können uns nicht auf Institutionen verlassen die uns helfen."
Quelle unter:
http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,300008262,00.htmlIst schon ein starkes Stück beide Situationen miteinander vergleichen zu wollen: Auf der einen Seite Auswanderer die i.a.R. ihr letztes Hab und Gut, Heimat und persönliche Verbindungen aufgaben, oft genug "arme Schlucker", mit Leuten die zu viel Geld und Zeit haben und rumschippern, und wenn alles fehlschlägt mal den Jet nach New York und Salt Lake City buchen. Für mich eine Beleidigung und MiÃachtung der wirklichen Opfer (Toten) unter den frühern Handkarren Auswanderern (von Historiker Wallace Stegner als "eines der schlimmsten Desaster der gesamten Geschichte der Besiedlung des (Wilden) Westens" beschrieben). Entweder ist Sadleir schlich ignorant, weil keine Ahnung über die wirklichen Hintergründe des Willie Handkarrendesasters habend, oder der Mensch ist einfach berechnend.
Es sei daran erinnert, daà im Jahre 1856 bei der Willie Handkarrenkompanie 50 Auswanderer im Schnee ums Leben kamen, in der nachfolgenden Martin Kompanie sogar 150. Ãbrigens ein Musterbeispiel nicht erfüllter mormonischer Prophezeiungen, denn die VerheiÃung und Prophezeiung vom verantwortlichen Apostel Franklin D. Richards, keine Unwetter würden die Handkarrenkompanien beeinträchtigen, erfüllten sich nicht. Ganz im Gegenteil. Richards brachte es sogar fertig in Kenntnis (!) der sich anbahnenden Katastrophe , den Zuhörern der Generalkonferenz (5.10.1856) von seinem Optimismus und dem Glauben der Hangkarrenkompanie zu berichten. Wie Gott die Unwetter abwenden würde. Richards hatte nach Eintritt der Katastrophe nichts besseres zu tun, als die Opfer des Unglaubens zu bezichtigen. Kritiker wie z.B. Levi Savage (zu später Aufbruch, falsche Planung, schlechtes Material, anstehende Unwetter) wurden des Abfalls und Unglaubens von Richards bezichtigt. Savage ging aus Loyalität mit und rettete viele Menschen ... und überlebte! Selbst Kirchenhistoriker B.H. Roberts schrieb: "Dem Ãbereifer, um nicht zu sagen dem Fanatismus seiner Brüder, stellte sich der gesunde Menschenverstand von Ãltesten Savage und seine Kenntnis des Landes entgegen." (Brigham .H. Roberts, A Comprehensive History of the Church, Provo, 1965), 4:89)
Richards sollte später einen ordentlichen und öffentlichen Anschià für seine prophetische Stupidität von Brigham Young höchstpersönlcih erhalten ... evtl. um Kritik an ihn selbst im Keime zu ersticken? Denn Young war der Begründer der Handkarrenidee. Die Vermutung liegt nahe, hat Young in deiser Rede nichts besseres zu tun als alle Schuld von sich zu weisen: "Sind diese Leute im Frost und im Schnee mein Werk? Nein, mein Rock ist rein von ihrem Blute, Gott weià es. Hätte ein Vogel es ins Ohr von Bruder Richards in Florence (Nebraska) gezwitschert, und die Brüder hätten dort einen Rat abgehalten, dann hätte er die hinteren Kompanien angehalten ..." (Journal of Discourses 4:69, ein "Vogel" namens Levi Savage hat Richards und den "Brüdern" ins Ohr "gezwitschert", nur Mittels der Glaubenskeule zum Schweigen gebracht). Richards entschuldigte sich nie bei den Angehörigen der Opfer o.ä. Er blieb im Amt. Es wurde keine direkte Schuld zugewiesen. Folgen? Keine. Die Mitglieder lernten (?) mal wieder, daà die "Inspiration" eines Kirchenführers jederzeit die Expertise eines Mitgliedes aussticht ... mit allen Konsequenzen.
Wenn man mal von der "Drohung" von Young absieht ("Ich werde eine Verfügung und eine Strafe festlegen ..."), daà wenn in Zukunft ein "Ãlstester" Auswanderer zu "spät" starten läÃt, Young diesen "von der Kirche abtrennen" wird. Wohl auch nur die typische Brigham Young Hyperbel (Ãbertreibung, engl. Hyperbole) die HLT Apologeten gerne heranziehen.