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zum Thema Wenn Mormonen zur Schere greifen
Seite erstellt am 20.4.24 um 1:45 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 4. September 2001, um 1:38 Uhr
Betrifft: Wenn Mormonen zur Schere greifen

Badische Zeitung
4. September 2001

Wenn Mormonen zur Schere greifen

Gläubige Zensoren: Für regelkonforme Unterhaltung entfernen sie pikante Szenen aus Filmen  

SALT LAKE CITY (dpa). Stundenlang schneidet der Amerikaner Brian Schenk an Spielfilmen wie „Traffic“ und „Titanic“ herum, um daraus „saubere Unterhaltung“ zu machen. Die Mühe zahlt sich offenbar aus. Im Juli eröffnete der 25-jährige Student im Mormonenstaat Utah „Clean Cut Videos“, eine Videothek, die nur Filme verleiht, die von Sex, Schimpfwörtern, Gotteslästerungen und zu viel Blut „gereinigt“ wurden.

Nach vier Wochen hatte Schenk bereits 400 Kunden, die für eine Mitgliedsgebühr von monatlich 15 Dollar sechs saubere Videos erhalten. Auf den ersten Blick sei „Clean Cut Videos“ kaum von anderen Videoläden zu unterscheiden, sagt der stolze Besitzer. Unter den 60 zensierten Titeln befinden sich Liebesdramen, Actionstreifen und Thriller. Allerdings sind alle ein wenig kürzer als die Originale. So versinkt die Titanic im Meer, ohne dass Leonardo di Caprio die nackten Brüste von Kate Winslet gemalt hat. In Steven Spielbergs Kriegsdrama „Der Soldat James Ryan“ sterben die Soldaten einen schnelleren und weniger blutigen Tod. Und in „Good Will Hunting“ hat Matt Damon deutlich weniger zu sagen, nachdem alle Flüche von seinen Lippen entfernt wurden.

„Unmoralische“ Filme wie „Basic Instict“ mit Sharon Stone als männermordende Sirene und „Eyes Wide Shut“ mit Tom Cruise und Nicole Kidman als untreues Liebespaar sind in den Regalen erst gar nicht zu finden. Da müsste man zu viel rausschneiden, meint der selbsterklärte Moralapostel Brian Schenk. Der gläubige Mormone profitiert von den strengen Regeln, die die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ ihren Gläubigen auferlegt. Für sie sind Alkohol und Sex vor der Ehe tabu. Doch Schenk denkt bereits über die Staatsgrenzen hinaus. Er habe bereits zahlreiche Anfragen aus anderen Bundesstaaten vorliegen, von Nicht-Mormonen, die ebenfalls saubere Videos wünschen. Aber er ist nicht der erste, der die Marktlücke entdeckt hat.

Ray Lines, Mormone und Vater von sieben Töchtern, fing mit „Clean Flicks“ vor knapp einem Jahr klein an. Inzwischen betreibt er in Utah vier Videotheken mit 250 gesäuberten Filmen und über 2000 Mitgliedern, die auf „traditionelle Werte“ Wert legen.

Lines erklärt, dass er aus „Good Will Hunting“ genau 150 Schimpfwörter entfernte und den „Soldat James Ryan“ um zehn Minuten Brutalität und Blut kürzte.Aus Hollywood seien bis jetzt keine Beschwerden eingegangen, versichert der Unternehmer. Lines hat kein schlechtes Gewissen, dass er mit seiner elektronischen Schere die Filme zensiert. Jede Woche reinigt selbsternannte Zensor fünf neue Filme. Das ist schmutzige Arbeit für einen strenggläubigen Mormonen, doch für „saubere, familienfreundliche Unterhaltung“ schrecke er vor nichts zurück. „Ich erhalte Anfragen aus England und Japan“, sagt Lines. Wenn sich die Produkte aus Hollywood nicht ändern, dann müsse man eben selbst zur Schere greifen.

http://www.badische-zeitung.de/999563251847

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