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Beitrag 6 von 9
zum Thema konsequenzen des priestertums?
Seite erstellt am 28.3.24 um 15:51 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Montag, den 20. August 2001, um 15:33 Uhr
Betrifft: Ja, warum wohl?

Tom schrieb u.a.:

>gott hat sich schon immer rechtschaffene männer auf dieser erde erwält, denen er seinen willen kund tat.

Falsch. Laut mormonischer Lehre, sofern man an neuzeitliche Offenbarung glaubt, lehrt etwas anderes. Das Gott "schon immer rechtschaffene Männer auf dieser Erde erwählt" istb schnöde Lehre fast aller von Männer dominierten und inspirierten Religionen. Der Mormonismus packt ja noch einen oben drauf, besser, baut einen vor. Es war/ist halt immer etwas besonderes zu einer elitären Gesellschaft zu gehören. So lehrt der Mormonismus, daß die Elite, die "Edlen und Großen", die "Erwählten", die die auf Erden zu "Herrschern" gemacht (eben keine Herrscherin) werden.

Wobei ... das Argument, "gott hat schon immer" ist natürlich auch ein wirklich starkes und überzeugendes Argument: Es ist so, weil es schon immer so war. Wenn das nicht ins Herz dringt, was dann?

>mose war in der selben situation. jedoch wartete gott immer auf vorschläge seitens der menschen, wie es weiter gehen sollte.

Die alte Mormonensaga, die apologetische Entschuldigung die für alles herhalten muß. Und so wartete die Menscheit 1800 Jahre bist Joseph Smith die "richtige" Frage stellte , den richtigen "Vorschlag" machte (was für eine Verschwendung an Zeit und Menschenleben ... aber zum Glück gibt es ja die "errettende Tempelarbeit); 60 Jahre bis Wilford Woodruff einfiel die richtig Frage zu stellen um die Vielehe wieder "temporär" (?) aufzuheben; 140 Jahre bis Spencer Kimball den Mut hatte nach der Gleichstellung der "Schwarzen" zu fragen; 270 Jahre (?) bis Joseph Smith Jr. Jr. Jr. Jr. es einfiel Gott zu fragen, warum Frauen das Priestertum nicht tragen dürften und schließlich in 350 Jahren, Brigham Young Jr. Jr. Jr. Jr. Jr. Jr., darauf kam, Gott zu fragen das Homosexuelle und Lesben die gleichen Priesterrechte hätten wie alle anderen Mormonen.

>david z.b. aus der bibel war geboten, mehrere frauen zu haben etc... für uns zur zeit noch unverständlich, doch bin ich mir sicher, dass er uns das eines tages auch erklären wird.

"... für uns zur zeit noch unverständlich"?

Wer wäre den "uns"? Zum "uns" gehörst Du ja dann auf alle Fälle. Welchen Teil verstehst Du denn daran nicht?

>so auch mit dem priestertum, welches david trug und erst zu dieser zeit wieder den schwarzen gegeben wurde. doch eigentlich ist das gar nicht die kernfrage, sonder: warum bekamen wir menschen das priestertum, welches abraham, noah, mose, aaron, petrus, jakobus, paulus, etc. schon einmal hatten, erst nach einem so langem dunklen zeitabschnitt wieder?

Gute Frage. Warum denn? Weil, wie oben ja bereits von Dir erwähnt, keiner bis dahin den "richtigen Vorschlag" gemacht hat? Keiner den Lichtschalter gefunden hat, damit der "so lange(.) dunkle(.) zeitabschnitt" erhellt wird? Weil die Menschheit "abgefallen" war? Die Elite der "Edlen und Großen" erst noch geboren werden mußte?

>warum behielt der herr die segnungen des priestertums so lange inne?

Ja, warum wohl?

>welche offensichtlich sämtliche verordnungen der ewigkeit beinhalten. so muss ich auch hier sagen, dass ich deren warten noch nicht ganz begreife,

Uhhhhhh ... wessen "warten" begreist Du nicht ganz. Evtl. können wir Dir auch in dieser Frage weiterhelfen.

>jedoch sicher bin, dies auch eines tages zu erfahren.

Ein Musterbeispiel der typischen Art mit Fragen, Widersprüchen und kognitiver Dissonanz umzugehen. Wunderbar beschrieben bei Eric Hoffer’s "Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers," Frankfurt a. M., 1999 (engl. "The True Believer. Thoughts on the Nature of Mass Movements," New York, 1951), wo der "wahre Gläubige" musterhaft beschrieben wird:

"Die Tatsachen, auf denen der Fanatiker (engl. true believer) seine Schlüsse aufbaut, dürfen nicht seiner eigenen Beobachtung und Erfahrung zu verdanken sein, sondern er muß sie der »Heiligen Schrift« entnehmen. »So fest sollen wir uns an das Wort halten, das uns die Schrift offenbart, daß ich, wenn alle Engel des Himmels zu mir herabstiegen, um mir anderes zu sagen, meine Augen schließen und meine Ohren verstopfen würde - sie verdienen weder gesehen noch gehört zu werden.« (Luther, Tischreden Nr. 168. Zitiert von Funck-Brentano, Frantz: Luther, London, 1939, S.237f.) Sich auf das Zeugnis der Sinne und des Verstandes zu verlassen ist Häresie und Verrat. Die Einsicht, wieviel Unglauben nötig ist, um Glauben nötig zu machen, ist erschreckend.
...
Die Fähigkeit des Fanatikers (engl. true believer’s), seine Augen zu verschließen und seine Ohren zu verstopfen gegenüber Tatsachen, die es nicht verdienen, daß man sie ansieht oder anhört, ist ihm eine Quelle unerreichter Kraft und Standhaftigkeit. Er läßt sich durch Gefahren nicht schrecken, von Hindernissen nicht entmutigen, von Widersprüchen nicht irremachen; denn er leugnet ihre Existenz.
...
Es muß nicht hervorgehoben werden, daß der Fanatiker überzeugt ist, die heilige Sache, die ihm Halt gibt, sei unerschütterlich und ewig - ein Felsen, der der Zeit trotzt. Sein Gefühl der Sicherheit leitet sich jedoch her aus der Leidenschaft seiner Hingabe und nicht aus der Qualität der Sache. ... Er klammert sich an seine Sache in erster Linie nicht deswegen, weil sie gerecht und heilig ist, sondern aus verzweifelten Verlangen nach irgendeinem Halt. (S.105ff.)

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