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Beitrag 3 von 9
zum Thema konsequenzen des priestertums?
Seite erstellt am 28.3.24 um 11:46 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 19. August 2001, um 8:00 Uhr
Betrifft: Der UMMS Preis

Anna "Fisch" Thurner schrieb u.a.:

>ich wollte fragen, was sind eigentlich die (theologischen) vorzüge,das priestertum zu tragen? (segnungen des priestertums?). Die praktischen konsequenzen sind ja anscheinend die berechtigung, ämter in der kirche zu übernehmen (z.b. bischof)

Die "praktischen" fangen ja schon viel früher an. Evtl. hast Du vor einigen Wochen die Beiträge eines Mormonen hier gelesen, welche Vorzüge das Priestertum, insbesondere im Zusammenhang mit dem sog. "Patriarchat" hat: Der Mann (!) entscheidet! Darauf läuft es hinaus. Das ganze Kirchenregime ist darauf aufgebaut. Familienrat, mit dem Partner sich beratschlagen etc. ist alles Augenwischerei, es bleibt bestehen: Die Last und die Lust der Entscheidung und Führung (darin implementiert, auch die der Fügung) obliegt dem Mann.

Welche "Segnungen ... theologischen Vorzüge" es hat das Priestertum zu tragen?

Darüber schreiben Mormonen ganze Bücher, reden ständig drüber. Jede Woche werden Mormonen am Sonntag in ihrer "Priestertumsversammlung" darüber "belehrt." Es geht um "Gehorsam."

"Bei jeder Diskussion im Priestertumskollegium und bei jedem Heimlehrbesuch, beim Familienabend und in den Gesprächen, die der Vater mit seinem Sohn oder mit seiner Tochter führt, soll dies ("im Namen Jesu zum Vater zu kommen", mein Zusatz) das wichtigste Thema sein. Bei allem, was wir Priestertumsträger tun, sollen wir letztendlich das Ziel vor Augen haben, dem himmlischen Vater zu helfen, seine Kinder zu ihm zurückzubringen, und zwar durch Gehorsam gegenüber dem Evangelium Jesu Christi." (Botschaft der "Ersten Präsidentschaft", 1991, in: Im Namen Jesu zum Vater kommen, Anleitung für das persönliche Studium (Nr.3) Melchisedekisches Priestertum, Frankfurt a. M., 1991, S. V)

Das Preistertum ist das Machtinstrument (durchaus im doppeldeutigen Sinne) innerhalb der Kirche. Mormone  meinen das Priestertum beinhalte das Recht zu "präsidieren", das Recht die "Geheimnisse des Himmelreichs" zu empfangen, daß sich die "Himmel auftun." Das Priestertum gibt das Recht zu "regieren." Das Recht "Berge zu zerbrechen, Meere zu teilen, Wasser versiegen zu lassen, Armeen aufzuhalten, die Erde zu zerteilen" etc. etc. etc. Na, ja. Den Anspruch hatten und haben viele.

Dieses "Priestertum" gibt ihnen das Recht, stellvetretend für Gott auf Erden zu handeln. Sie vollziehen damit sog. "heilige Handlungen", wie Taufen, Konfirmierung, Krankensegnungen, Kindesegnung, Abendmahlssegnung etc. Ganz besonders wichtig natürlich die "Segnungen des Tempels", die Tempelrituale inkl. des sog. "Endowments." Diese sind nür möglich mittels des "Priestertums". Der Höhepunkt natürlich die sog. "Ehesiegelung" für "Zeit und Ewigkeit." Der Priestertumsträger wird hierbei aufgerufen (inkl. seiner teilhabenden Ehefrau) "Priester und Könige" im späteren Leben zu werden. Ihr eigenes Reich in einem späteren Leben zu schaffen, mit "ewiger Vermehrung", sie "werden Götter sein." Wenn das nicht "Theologie" ist?;-)

>Ich habe nämlich eine diskussion mit zwei eheleuten geführt. Sie haben behauptet, die frau brauche das priestertum nicht, da sie von natur aus zum dienen geeignet sei. Der mann brauche dafür das priestertum. Dem priestertumsträger sei ein schwerer auftrag gegeben, er trägt verantwortung,  das priestertum sei daher eigentlich eine LAST.

Apologetische, aber weit verbreitete, "Erklärung" für die Vorenthaltung des Priestertums gegenüber den Frauen. Purer Schwachsinn. Es ist ein primitiver Erklärungsversuch die Macht der Männer "wegzuerklären." Diese These findet sich übrigens nirgend begründet in ihren sog. "Heiligen Schriften." Reine Spekulation, so "nett" sie sich auch anhört, zumindest in den Ohren von einigen Mormonen. Dazu wird von ihnen erzählt, haben sie bestimmt gesagt, hast Du evtl. nicht mitbekommen oder erwähnt, daß die Frau als "Ausgleich" ja noch den "Segen" erhalten hat, und nur sie, ja "Mutter in Israel" zu werden, sprich Kiddies zu kriegen! Mir kommen schon fast immer die Tränen, wenn ich höre welch "Last" und große "Verantwortung" die mormonischen Männer erleiden müssen.

>Jede frau dürfe in den tempel gehen, der mann muss dafür erst das melchidesekische priestertum bekommen.

Eigentlich irre. Gerade der Tempel belegt die "Macht der Priestertums", das Männer das Sagen haben. Obiges Argument wird jedoch benutzt um die Eingangsthese (Last, Verantwortung etc.) zu stützen. Anders sollte man es lesen: Die Frau darf auch in den Tempel! Gerade im Tempel wird ihr klargemacht wer wem "Untertan" zu sein hat.

>Dazu ist anzumerken, dass vor 1978 nicht jeder farbige in den tempel gehen konnte, sondern überhaupt keiner.) Dass schwarze bis 1978 kein priestertum bekamen, sei ein SCHUTZ gewesen (angesichts der situation der schwarzen in amerika im 19. jahrhundert (sklaverei) und auch noch im 20. jh. in den rassistischen USA.

Habe ja schon viel Schwachsinn von Mormonen gehört, aber das das rassischtische Handling gegenüber schwarzen Mitmenschen ein "Schutz" gewesen sein soll, das könnte den Preis gewinnen: MMS (Mormon Mega Shit). Das ist schlicht ein primitive und perverse Verdrehung der historischen Fakten.

>Ich habe dann gemeint, dass die praxis der rassenungleichbehandlung (egal zu wessen vor- oder nachteil, das priestertum ist ja angeblich eine last) erst 1978 und unter der androhung finanzieller verluste für die HLT (aufhebung des steuersonderstatus als gemeinnützige organisation) aufgehoben worden ist, wäre ja reichlich spät gewesen, die HLT ist damit in den siebziger jahren eine der letzten organisationen gewesen, die unterschiede in den rassen machte.

Gut argumentiert! Wichtig ist auch die soziale Ächtung die die Kirche in jenen Jahren erfuhr. Die Kirche fand sich immer wieder negativ in den Medien wieder, andere Unis weigerten sich z.B. gegen die BYU sportliche Wettkämpfe auszutragen, insb. die Unis, die traditionelle Mannschaften aufboten mit einem hohen Abteil an schwarzen Spielern. Und ein klassischer Grund für den Fall dieses tradierten Rassismus ist die deutliche Behinderung im Bereich der Missionsarbeit gewesen, insb. in Mittel- bzw. Südamerika. Wenn es nun wirklich eine Ecke auf diesem Globus gibt, wo es kaum "reinrassische" Volksgruppen gab/gibt dann dort. Sie waren ja sogar so bekloppt, daß Mitgliedern die das Priestertums bekommen hatten , "weissen" HLT aus Brasilien, später das Priestertum "aberkannten", mit allen Konsequenzen (Tempelehe etc.!!!). Deshalb weil das Mtiglied dumm genug war seine Ahnungforschung dahin zu betreiben, daß er schließlich feststellen mußte, daß es Vorfahren "afrikanischer" Abstanmmung hatte. Bingo! Pech gehabt. Wobei man sich natürlich fragt, wo die "Isnpiration" bei den "Autoritäten" vorher war.

>Dazu habe ich interessante begründungen gehört: Die HLT habe eine vorreiterrolle in sachen antirassismus innegehabt! Schwarze und weisse hätten schon gemeinsame gottesdienste gefeiert, als es in den USA noch getrennte kirchen, busse, öffentliche einrichtungen, etc. gab. Stimmt das? Weiss jemand etwas darüber?

Dafür gibt es den UMMS (den Ultimativen Mormon Mega Shit) Preis. Natürlich gab es das Phänomen der "Segregation" (getrennte Busse, getrennte Kirchen etc.) bei den Amis. Aber hauptsächlich nur in den südlichen Bundestaaten! Nicht in ganz USA! Deine Freunde haben offensichtlich auch die historische Tatsache übersehen, daß die USA einen blutigen  Bürgerkrieg über genau diese Frage ausgefochten haben. Während schwarze Amerikaner ihren Weg gingen in allen gesellschaftlichen Formen (Kirche, Beruf, Bildung, Militär, Sport), waren sie von einer großen Handvoll schwarzer Mormonen, eine marginale Minderheit in der Kirche. Von Antirassismus keine Spur. Von Menschenverachtung um so mehr. Schaut man sich die Begründungen für die Vorenthaltung der Priestertumsrechte genauer an.

>Die beiden mormonen haben eingeräumt, 1978 sei tatsächlich etwas spät gewesen, aber erstens sei niemand daraus ein nachteil entstanden

Kein Nachteil? Dies kann immer nur das Argument einer "weissen" Person sein, die nie in den Schuhen eines z.B. schwarzen Menschen gestanden hat. Es ist kein (!) "Nachteil" als "anders" betrachtet und behandelt zu werden? Kein Nachteil niemals "präsidieren" zu dürfen? Nie das Abendmahl segnen zu dürfen? Seiner eigenen Frau und Kinder einen "Krankensegen" geben zu dürfen etc. etc. etc. Aua, soviel Blödheit tut schon weh.

>und zweitens wären in den siebziger jahren noch viele andere dinge für die apostel, ratgeber und den präsidenten angestanden.

Das ist eins der primitivsten Argument. Die präsidierenden "Brüder" waren zu beschäftigt? Dieses perverse Argument hat man mir auch angeboten, als danach fragte, wie es möglich sei, daß Jungs inkl. einer meiner Söhne in meiner alten Gemeinde von Bischof mißbraucht wurden bzw. der Mißbrauch versucht wurde, und dies 5 Jahre unbemerkt blieb! Die Erklärung: "Wir (sie) waren alle zu beschäftigt!" Izmir übel! Was kann denn wichtiger sein als der Schutz jungen Lebens oder die Rassengleichbehandlung??? Missionierung? Zehnten? Welchen Wert kann eine Kirche, deren Führer, deren Mitglieder und deren "Inspirationskanäle", sprich die Macht des sog. "Heiligen Geistes" (der verlängerte Arm Gottes) haben, wenn sie selbst das nicht auf die Reihe kriegt???

Herzliche Grüße, James

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