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Beitrag 17 von 36
zum Thema wird mir hier jemand helfen meinen Sohn vor weiterer Beeinflussung zu schützen?
Seite erstellt am 25.4.24 um 15:57 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 19. August 2001, um 7:29 Uhr
Betrifft: Loslassen

"Hilfesuchender" schrieb u.a.:

>ich habe einen Sohn der nächsten Monat 18 wird. Er ist seit ca. zwei Jahren mit einer Mormonenfamilie befreundet die er fast täglich besucht hat. Es hat ihm dort immer super gefallen weil sie ihn zu allen möglichen ... mitgenommen haben. Diese Familie hat immer wieder beteuert dass sie unseren Sohn niemals missionieren wird, so etwas käme für sie nicht in Frage. ... Vorgestern hat sich unser Sohn offenbart und mir erklärt das er kurz vor der Taufe stehe, ich habe darauf mit einem völligen Nervenzusammenbruch reagiert,

Vorab: Die folgenden Zeilen sind meine rein persönliche Meinung und Erfahrung. Sie mögen Hilfestellung geben oder auch nicht. Dies ist besonders zu berücksichtigen, da die genaueren Verhältnisse nicht bekannt sind, daher also zutreffen mögen oder auch nicht. Ansonsten erinneren mich Deine Zeilen ein wenig an meine eigene Situation, als ich mit knappen 16 1/2 Jahren meinen Eltern damals "offenbart" habe, daß ich Mormone werden wollte. Es gab zwar keinen "Nervenzusammenbruch", aber schon Diskussionen, Konsternation, und wie ich Jahre später erfuhr, Trauer und verletzte Gefühle bei meinen Eltern.

Grundsätzlich: Fakt ist, und es sind zwei Fakten um genau zu sein, dies sollte man stets im Hinterkopf haben:

1) "Aktive" und "gläubige" Mormonen machen sich etwas vor, will nicht sagen das sie "lügen", wenn sie behaupten sie würden niemanden "missionieren." Dies wäre z.B. eine Frage der Interpretation. Mormonen werden ständig in ihren Medien, Ansprachen, Leitfäden, Belehrungen (keiner kann sich davor entziehen), daß sie "missionieren" sollen. "Offiziell" tun das natüüüüüüüüürlich nur die Missionare, die eigentlichen Belehrungen, "Diskussionen", Lektionen. So redet sich mancher Mormone heraus. Mormonen werden stets daran erinnert: "Jedes Mitglied ein Missionar."

2) Tatsache ist auch, daß nur wenige Menschen von bestimmten Gruppen sich (!) angesprochen fühlen (!). Eben nicht alle, sonst wären alle "aktive" Mormonen, Katholiken etc. Der Mormonismus interessiert die Masse der Bundesbürger nicht, absolut nicht. Frage wäre also, was "spricht" Deinen Sohn so sehr an, daß er sich taufen lassen will. Dies ist die Kernfrage. Mormonen sagen natürlich darauf platt, er spüre die Wahrheit, "Meine Schafe hören meine Stimme" etc. Die Beantwortung dieser Frage ist wohl die schwierigste. Die, die durchaus wehtut, evtl. zu einem weiteren "Nervenzusammenbruch" führen könnte.

Welche "Disposition" führt dazu, daß Dein Junge "Mormone" werde will. Was "fehlt" ihm bisher? Was meint er dort zu finden bzw. gefunden zu haben? Hat besonders die andere Familie, wie Du es selbst recht eindeutig beschreibst, ihm etwas zu "bieten" was er vermißt? Schwere Fragen ich weiß. Haben, und das ist der eigentlich wirklich schwere Teil, auch mit tiefgehenden Fragen an Dich selbst zu tun.

Kann Dir dringend das Buch von Eric Hoffer, Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers," Frankfurt a. M., 1999 (engl., The True Believer. Thoughts on the Nature of Mass Movements, New York, 1951) empfehlen. Dies hinterfragt messerscharf die Motive eines Menschen der sich jegliche Art von Massenbewegungen anschließt und trägt. Evtl. Lektüre für Deinen Sohn. Wobei, aus Erfahrung, in seiner jetzigen Phase ist es recht schwierig für "Frischbekehrte" den Kopf frei zu haben. Die einseitige Indoktrination zeigt ihre Wirkung, es wird nur noch selektiv wahrgenommen. 

>da ich mich in letzter Zeit mit dieser Sekte beschäftigt habe, da mir Veränderungen an unserem Sohn aufgefallen waren.
Durch meinen Nervenzusammenbruch ist er glücklicherweise so sehr erschrocken das er sofort losgerannt ist um alle seine Mo-Bekannten zu informieren das er sofort aus der Gemeinschaft austritt um mich vor weiterer Verzweiflung zu bewahren.
Darüber war ich überglücklich.

Nur ein Gedanke.Ich hoffe der "Nervenzusammenbruch" war nicht (evtl. unbewußt?) "Mittel zum Zweck", sprich eine Manipulation Deines Sohnes. Manche Menschen beherrschen solche Techniken perfekt, diese um schlichtweg "Resultate" zu erreichen, andere bekommen hysterische Anfälle, andere überfällt das große Schweigen.

Übrigens, nur zum Verständnis: Einmal schreibst Du Dein Sohn stehe kurz vor der Taufe, anschließend er würde sofort aus der Gemeinschaft austreten. Hmmmmmmmmm?

>Nun suchen diese Leute ständig nach einer Möglichkeit meinen Sohn weiterhin treffen zu können, angeblich nur der Freundschaft wegen. Außerdem wäre ihre Tochter total in unseren Jungen verliebt und würde nur noch weinen weil sie ihn nicht mehr sehen kann. Sie war bis vorgestern seine feste Freundin.
Die Mo-Familie hat mir telefonisch mitgeteilt das sie unseren Jungen in keiner Weise mehr beeinflussen würden, fragten aber gleichzeitig ob ich mit einem Widerbeitritt sobald die Volljährigkeit erreich sei einverstanden wäre sofern dieser Entschluss ganz frei und ohne jegliche Manipulation von unseren Sohn gewünscht wäre!

Wieder nur ein Gedanke: Es scheint mir, lese ich obige Zeilen, daß es bei zumindeste Dir und Deinem Jungen erheblich an der offenen und ehrlichen Kommunikation mangelt. Ein allgemeines Problem:-( Hier gilt es daran zu arbeiten, und wenn es Jahre dauert.

>Was mache ich denn jetzt? Wie muss ich mich verhalten? Kann er nach zwei Jahren Suggestion und Indoktrination überhaupt noch entkommen? Was muss er jetzt tun?

Die Kommunikationskanäle offenhalten. Insbesondere Du. Heißt nicht Dich zurückzunehmen. Denke Du hast jederzeit das Recht, sogar die Pflicht Deine Sichtweise klar, deutlich, aber auch sachlich und ruhig darzulegen. Meine Eltern haben meine Taufe damals nicht untersagt. Gemäß der alten Erkenntnis: Druck erzeugt Gegendruck. In kurzer Zeit kann und wird er eh seine eigene Entscheidung treffen und handeln. Er kann, und dies ist der Schlüssel, er kann der "Suggestion und Indoktrination" entkommen. Zu seiner Zeit. Es gilt loszulassen. Wenn Deine (Eure?) Erziehung doch irgendwo ein Samenkorn hinterlassen hat, welches irgendwann aufgeht und ihm bewußt werden läßt, daß er keinen Massenbewegung benötigt um emotionelle u.a. Defizite zu befriedigen, dann wird es Früchte tragen. Irgendwann. Und wenn negative Folgen hat, dann ist das seine (!) Verantwortung, nicht Deine. Sein Leben, nicht Deines. Mit 18 schon lange nicht mehr.

In einer weiteren Mail hast Du geschrieben:

>Ich habe während des Telefongespräches mit den mos ... das ich Sie und jede andere Mo-Familie von der ich den Verdacht habe an einem solchen Eintritt durch Manipulation beteiligt gewesen zu sein, vernichten werde!

Nicht gerade sachlich, aber schon verständlich. Mit Sicherheit betrachten diese Leute Dich jetzt als in Panik, besser, als von "Satan" beeinflußt. Dies ist typische Denke bei Ihnen wenn etwas behindert wird "im Werke des Herrn" etc. Satan ist der angebliche große Widersacher der Menschen benutzt um das große mormonische Werk zu verhindern. Würde an Deiner Stelle anrufen und Dich entschuldigen, in der "Hitze des Gefechtes" und Emotion sei es Dir rausgerutscht, es sei nicht so gemeint ... aber trotzdem deutlich Position beziehen. Schwer, ich weiß.

>Wird es durch diese Äußerung (der Auslöser war ohnmächtige Wut und Hilflosigkeit) jetzt zu übergriffen auf meine Familie oder mich kommen oder sind die Mos im Gegensatz zu anderen Sekten eher nicht Gewaltbereit?

Es gibt, wie überall, natürlich auch unter Mormonen bekloppte, kriminelle und Geisteskranke. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, daß die "Mos" Dich jetzt "angreifen" (egal in welcher Form) ist wohl geringer, als wenn Du einen 6er im Lotto hast. Sie benutzen, wie oben bereits erwähnt, andere Taktiken: Man muß beten, fasten für die "arme, verirrte Seele" (in diesem Fall Du), damit sie nicht mehr von Satan beeinflußt wird, sogar dafür beten, daß Du die "Wahrheit" erkennst. Gibst Du Deine Zustimmung zur Taufe Deines Jungen, hat das "Gebet" seine Wirkung gezeigt; bist Du dagegen, ist eine selbsterfüllende Prophezeiung in den Augen der Mormonen (Du bist eben vom bösen Geist beeinflußt oder verspürst eben nicht den "Geist des Herrn). Du siehst, egal wie, Du "verlierst." Und dies ist ein "Geheimnis" des Mormonismus, sie haben eine Antwort auf alles (und manche Menschen brauchen dieses Gefühl), und haben sie keine (mal von den teilweise schwachsinnigsten Erklärungen abgesehen), haben sie ... Glauben. Und wer diesen Glauben nicht hat, ist eben selbst "schuld", er ist angeblich nicht "aufrichtig." Wieder zieht man die "Arschkarte". Und diese Art der Manipulation bewirkt bei manchen Menschen das was es offenkundig soll, Schuldgefühle. Bei anderen bewirkt es nur Kopfschüttlen ob dieser primitiven Manipulationsmethode.

Grüße, James

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