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Beitrag 43 von 51
zum Thema Gibt es einen Zoo hier?
Seite erstellt am 25.4.24 um 9:42 Uhr
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Verfasser: Holger
Datum: Dienstag, den 5. Juni 2001, um 14:16 Uhr
Betrifft: Nachtrag und Relativierung der Diskussion

Einige zusätzliche Gedanken.
Um was geht es uns eigentlich?
Nun, es geht nicht darum zu behaupten, dass "alle" Mormonen Kinderschänder oder Verbrecher oder Ähnliches sind. Auch nicht darum, dass ein großer Teil davon sich dem Genannten schuldig machen würde. So etwas zu behaupten wäre falsch und käme der Behauptung gleich, dass es so gut wie gar keine dieser Vorkommnisse bei den Mormonen gäbe.

Wir müssen die Problematik relativieren.

Wie ich bereits geschrieben habe, tendiert die Kirche dazu, ein geschöntes Bild der eigentlichen Realität zu vermitteln. Wenn man die Aussagen von Hinckley in den letzten Jahren verfolgt, die er in der Öffentlichkeit gemacht hat, dann wird dies klar ( Siehe Kommentar von James ). Sobald er auf Problematiken wie Rassismus, Polygamie oder Missbrauch angesprochen wird, verharmlost er permanent die Dinge, als ob es eine Randerscheinung in der Gemeinschaft wäre. Diese Politik der Verharmlosung betreibt die Kirche schon seit Generationen, denn nichts hasst die Kirche mehr, als schlechte Publicity.

Wie in anderen Religionen auch, kommt es natürlich auch bei den Mormonen zu Kindesmissbrauch oder anderen Straftaten. Es wäre falsch zu behaupten, dass dies
überall an der Tagesordnung wäre aber es ist auch falsch zu behaupten, dass dies nur vereinzelt vorkommen würde, zumal die veröffentlichten Zahlen und Fakten immer von einer Dunkelziffer begleitet werden, die weit darüber liegt.

Auch die Katholiken haben mit diesem Problem zu kämpfen. Viele der dem Zölibat verpflichteten Priester haben Probleme mit ihrer "Keuschheit" oder vergreifen sich an Minderjährigen. Aber natürlich sind das nicht alle. Dennoch existieren sie.

Ein ehrlicher Umgang mit Tatsachen würde bedeuten, dass man die Fakten akzeptiert und nicht tabuisiert. Ein ehrlicher Umgang wäre auch, unverschönt gegen diesen Missbrauch in der Kirche vorzugehen und auch öffentliche Hilfe und Rat zu akzeptieren, denn die Laienpriester sind, wie bereits erwähnt, hoffnungsvoll überfordert. Viele der Täter und Opfer bräuchten professionelle Hilfe aber unter Mormonen sind Psychologen eben fast kein Thema.

Hier setzt die eigentliche Problematik an. Es geht letztlich gar nicht darum wie viele es denn nun sind, sondern was man mit dem Problem als solches macht. Ich laste der Kirche hier Fahrlässigkeit an, weil es ihr wichtiger ist, das Thema unterm Tisch zu halten, als ehrlich und offen anzugehen. Man kann es sich nicht leisten, nach außen hin ein schlechtes Bild abzugeben. Dabei würden sehr viele Menschen, bei einer korrekten Problembehandlung, eher positive Eindrücke erhalten.

Der Großteil der Mormonen lebt nach dem moralischen Standard, den die Kirche vorgibt. Ich denke, davon kann man ausgehen und dies entspricht auch meinen eigenen Beobachtungen hier in Europa. Es gibt aber einen gewissen Prozentsatz, und der darf nicht zu niedrig eingeschätzt werden (+Dunkelziffer), der anders handelt. Diesen Prozentsatz wird es immer geben, bei den Mormonen und bei anderen auch.
Diesen Prozentsatz - wie Hinckley, als zu vernachlässigen darzustellen - bedeutet, die Augen vor der Realität zu verschließen und fahrlässig zu handeln.
Die Ursache für dieses Verhalten ist, wie so oft, eine viel zu konservative moralische Haltung, die Verklemmung und damit Handlungsunfähigkeit hervorruft.

Letztendlich ist es genau dieses Verhalten, was man kritisieren muss und was in diesem Forum mit Recht zu erhitzten Köpfen geführt hat.

Holger

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