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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 27. Februar 2009, um 15:29 Uhr
Betrifft: Schön, von Dir zu hören

Lieber Waldläufer,

schön von Dir zu hören. Die Einschätzung, dass bestimmte Internetseiten für die Missonsarbeit nicht förderlich sind, teile ich uneingeschränkt. Ich fand es wie gesagt nur unpassend, in diesem Zusammenhang das Beispiel mit der Kindesmisshandlung von Wuppertal anzuführen. Aber darin sind wir uns ja offenbar einig.

Was Deine Vermutung im Hinblick auf meine Beschäftigung mit "mormonismus-online" oder den Webseiten von Manfred Trzoska angeht, täuscht Du Dich. Ich will nicht unbescheiden wirken, aber ich glaube, Du wärst überrascht, welche Bücher bei mir im Regal stehen und welche kirchenkritischen Informationen ich im Internet schon gelesen habe. Allerdings habe ich mich im Laufe meines Lebens auch mit vielen Werken von nichtmormonischen Historikern und Theologen befasst. Hierbei ist mir immer wieder deutlich geworden, dass ein Ausspruch von Ravi Zacharias (einer der bedeutendsten evangelikalen Christen der Gegenwart) tatsächlich Gültigkeit besitzt. Er schreibt in seinem Buch "The End of Reason" auf Seite 38. "If you know enough about a subject, you can confuse anybody by a selective use of the facts." Ich glaube auch, dass viele Informationen auf den von Dir genannten Internetseiten gar nicht schlecht recherchiert sind. Allerdings glaube ich auch, dass Ravi Zacharias mit seiner Einschätzung Recht hat. Nach Einschätzung von Jan Shipps, der wohl renommiertesten Historikerin auf dem Gebiet des Mormonismus (sie selbst gehört einer anderen christlichen Kirche an) sind Diskussionen um die HLT-Kirche, ihre Geschichte und ihre Lehren oftmals recht emotionsgeladen. In ihrem Buch "Sojourner in the Promised Land" gibt sie auf Seite 179 vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit mormonenkritischer Literatur eine generelle Einschätzung über den "Wert" von Abhandlungen, die von ehemaligen Mitgliedern der HLT-Kirche über ihren früheren Glauben verfasst wurden:

„In some (perhaps many) instances, study of the community’s history appears to be a surrogate for lost faith. In other instances, however, it becomes an effort to find hard evidence that can serve as justification for abandoning the community’s creedal base. If it is the latter and if the interest in history becomes a preoccupation that leads to writing about the community, very often the outcome is history that is tendentious in the extreme … such slanted accounts do not provide good models for the scholarly writing of denominational history…“.

Ich würde die Auffassung von Jan Shipps vielleicht etwas abgeschwächter formulieren. Andererseits bin ich im Vergleich zu ihr in Fragen des Mormonismus ein absoluter Laie.

Du äußerst die Annahme, dass ich mich nicht mit den von Dir genannten Internetseiten auseinander gesetzt hätte. Ich erlaube mir deswegen eine Gegenvermutung (die ich ansonsten nicht zu formulieren gewagt hätte): Du hast scheinbar nicht die von Robert V. Remini verfasste Biographie über Joseph Smith gelesen (Remini gilt als einer der bedeutendsten nichtmormonischen Historiker). Auch das Buch "Rough Stone Rolling" von Richard L. Bushman, in dem wohl kein kritischer Aspekt im Leben von Joseph Smith ausgelassen ist, kennst Du wahrscheinlich nicht besonders gut. Außerdem nehme ich an, dass Du Dich noch nicht ausgiebig mit den Werken der wichtigsten HLT-Theologen der Gegenwart befasst hat (z. B. mit Blake Ostler oder David L. Paulsen). Auch bibelkritische Werke wie das des Religionswissenschaftlers Bart D. Ehrman ("Misquoting Jesus: The Story Behind Who Changed the Bible and Why") hast Du evtl. nicht gelesen. Verstehe mich nicht falsch - ich will alles andere als arrogant wirken. Du schreibst:

> Hätte ich zu der Zeit, als ich die HLT-Kirche verließ, das gewusst, was ich heute weiß, wäre mir der Abschied noch leichter gefallen.

Wenn Du mit Deinem jetzigen Leben glücklich bist, freue ich mich ehrlich für Dich. Aber für mich stellt sich die Situation anders da. Ich bin absolut glücklich in der HLT-Kirche. Allerdings weiß ich nicht, ob ich noch dabei wäre, wenn ich zu der Beschäftigung mit Internetseiten von Ex-Mitgliedern nicht auch noch viele Bücher von nichtmormonischen und mormonischen Historikern, Theologen und Religionswissenschaftlern gelesen hätte.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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