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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 6. Februar 2009, um 21:17 Uhr
Betrifft: Fragen an Björn und Waldläufer

Lieber Björn, lieber Waldläufer,

Björn hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich auf die von ihm kürzlich angesprochenen „Kernprobleme“ der HLT-Kirche noch nicht eingegangen wäre. Diese werden von ihm wie folgt benannt: (1) Die HLT-Kirche sieht Gott als veränderbares Wesen, (2) die HLT-Kirche betrachtet sich selbst als „wiederhergestellt“ und (3) die HLT-Kirche verwendet zweierlei Maß, wenn es um die Bewertung ihrer eigenen Geschichte und der Geschichte anderer Glaubensgemeinschaften geht.

Ich kann gerne versuchen, meine Position im Hinblick auf diese Punkte zu formulieren und mit Aussagen von Generalautoritäten, Schriftstellen und Zitaten aus verschiedenen Büchern zu untermauern. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das gut genug wäre. Hätte meine Erläuterung denn irgendeinen Wert? Waldläufer hatte mich kürzlich wieder auf eine vermeintliche Lehre in der HLT-Kirche angesprochen: „Maria hatte Sex mit Elohim, eine natürliche Begebenheit, wie wir von unseren Vätern gezeugt wurden." Wie schon vor längerer Zeit habe ich auch diesmal dazu Stellung genommen. Björn hat dies wie folgt kommentiert: „Den Unsinn von einem Gottmenschen aus Fleisch und Gebein, der Maria biologisch geschwängert hat, lehren sie tatsächlich, selbst wenn du abstreitest, dass es diese blasphemischen Äußerungen in der KJC gibt.“ Offenbar kann ich also mein Verständnis der Position meiner Religion in dieser Hinsicht erläutern, aber diese Erläuterung wird nicht als gültig erachtet. Egal was ich sage, die Lehre vom Sex zwischen Gott und Maria ist und bleibt aus Eurer Sicht offenbar Bestandteil der HLT-Theologie.

Hierbei stellen sich für mich die folgenden Fragen: Darf eine Kirche selbst festlegen, was in ihr als offizielle Lehre gilt oder dürfen das nur ihre Kritiker? Darf die HLT-Kirche führenden Protagonisten zugestehen,  persönliche Ansichten zu äußern, ohne diesen sofort den Status eines Dogmas beimessen zu müssen? Und dürfen aktuelle Propheten und Apostel die Aussagen früherer Generalautoritäten interpretieren oder dürfen das nur die Kritiker der HLT-Kirche? Wenn eine vermeintliche Lehre im Alltag der Angehörigen einer Glaubensgemeinschaft wie der HLT-Kirche überhaupt keine Rolle spielt, wenn sich hierzu in den von der Gemeinschaft akzeptierten heiligen Schriften keine Hinweise finden und wenn die aktuellen Verantwortungsträger die strittige Lehre nie thematisieren, gilt das dann irgendwas? Oder müssen sich ihre Mitglieder an der Forderung mancher Nicht-Mitglieder richten, dass sie diese Lehre zu glauben hätten, da es z. B. im Buch „Gospel Principles“ von 1997 auf Seite 64 heißt: „Thus, God the Father became the literal father of Jesus Christ. Jesus is the only person on earth to be born of a mortal mother and an immortal father.“ Darf man als gläubiges Mitglied der HLT-Kirche derartige Passagen im Sinne der Bibel (Matthäus 1: 20) bzw. des Buches Mormon (1. Nephi 1: 18ff.) verstehen oder muss man der Auslegung mancher Kirchenkritiker folgen, nach der man solche Zitate als eindeutige Hinweise auf einen Sexualakt zwischen Gott und Maria aufzufassen hat? Darf sich die HLT-Kirche auch dann dafür entscheiden, eine bestimmte Position zu vertreten, wenn es unter ihrer Mitgliedschaft möglicherweise im kleinen Rahmen anderslautende Spekulationen gibt? Oder muss sich die HLT-Kirche zwangsläufig und immer nach allen irrigen Ansichten verschwindend kleiner, unaufgeklärter Minderheiten richten?

Die Fragen sind natürlich rhetorisch gemeint. Dennoch sind sie mir ernst. Was gilt es, wenn ich auf Björns „Kernprobleme“ der HLT-Kirche oder andere strittige Themen eingehe? Kann ich so lange keine Glaubwürdigkeit erwarten, so lange es möglicherweise irgendjemanden in meiner Glaubensgemeinschaft gibt oder gab, dessen Aussagen anderweitig interpretiert werden können?

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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