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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 5. Februar 2009, um 22:26 Uhr
Betrifft: Abgelehnte Schriftstellen?

Lieber Waldläufer,

ich glaube, wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Mir ist vollkommen klar, dass man über die Bedeutung unterschiedlicher Passagen in der Bibel unterschiedlicher Auffassung sein kann. Was die wichtigste von Dir angesprochene Frage nach dem Verhältnis von Glauben und Werken im Kontext der Rechtfertigung vor Gott angeht, so existieren im evangelikalen, katholischen, orthodoxen, orientalischen, … Christentum verschiedene Meinungen. Welche Bedeutung hat z. B. das „Werk“ der Taufe für die Erlösung? Darüber gibt es innerhalb des Christentums sehr verschiedene Auffassungen, die allesamt mit Bibelschriftstellen begründet werden. Natürlich existieren z. B. zwischen Anhängern des evangelikalen Christentums und Mitgliedern der HLT-Kirche einige theologische Gräben. Aber diese haben meiner Meinung nach mehr damit zu tun, dass diverse Bibelstellen unterschiedlich interpretiert werden, und weniger damit, dass eine der beiden Gruppen bestimmte Schriftstellen kategorisch ablehnt. Ich könnte eine ganze Reihe an Passagen aus der Bibel anführen, die im (vermeintlichen) Kontrast zum Glauben vieler evangelikaler Christen stehen. Damit hätte ich allerdings nicht demonstriert, dass evangelikale Christen nicht an die Bibel glauben. Denn sie bekennen sich ja zu den von mir zitierten Schriftstellen – sie verstehen sie nur anders als ich.

Nun gut, auf Deine Gegenüberstellung von Bibelzitaten und Inhalten der HLT-Lehre will ich gerne eingehen. Ich habe mich hierbei auf die Fälle beschränkt, bei denen Du auch tatsächlich eine konkrete Schriftstelle angeführt hast. Nach dem entsprechenden Bibelzitat (Elberfelder) findest Du jeweils einen Kommentar von mir. Es ging ja darum, Passagen aus der Bibel anzuführen, an die Mitglieder der HLT-Kirche nicht glauben. Ich persönlich nehme an keiner einzigen Schriftstelle Anstoß und denke, dass ich mit meiner Auffassung absolut im Mainstream meiner Religion liege.

Matthäus 1: 20: „Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist.“

Ich glaube an die Gültigkeit dieser Schriftstelle im Einklang mit 1. Nephi 11: 18: „Siehe, die Jungfrau, die du siehst, ist die Mutter des Sohnes Gottes nach der Weise des Fleisches.“ Die Ansicht, Elohim hätte Sex mit Maria gehabt, ist nicht Bestandteil der HLT-Lehre. Robert Millett schreibt hierzu im Buch „Bridging the Divide“ auf Seite 139: “I’m aware of that teaching, but that is not the doctrine of the Church; that is not what we teach in the Church today. Have you ever heard the Brethren teach it in conference? Is it in the standard works, the curricular materials, of the handbooks of the Church? Is it part of an official declaration or proclamation?” Es dürfte richtig schwer bis unmöglich werden, ein aktives Mitglied der HLT-Kirche zu finden, das an die Geschichte mit dem Sex zwischen Gott und Maria glaubt.

1. Timotheus 6:16. „… der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen je gesehen hat, auch nicht sehen kann.“

Ich glaube an diese Schriftstelle und sehe sie im Kontext anderer Bibelpassagen zu diesem Thema: „Nicht dass jemand den Vater gesehen hat, außer dem, der von Gott ist, dieser hat den Vater gesehen“ (Johannes 6:46). Vor diesem Hintergrund verstehe ich die Bergpredigt, in der es z. B. heißt: „Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ (Matthäus 5:8). Auch das Erlebnis von Stephanus erscheint mir aus dieser übergeordneten Perspektive verständlich: „Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen“ (Apostelgeschichte 7:56).

Lukas 20: 34-35: „Die Söhne dieser Welt heiraten und werden verheiratet; die aber, die für würdig gehalten werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie verheiratet; denn sie können nicht mehr sterben, denn sie sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.“

Ich glaube an diese Schriftstelle. Sie ist Teil einer Begebenheit, bei der Sadduzäer Jesus eine Fangfrage stellten. Es ging um eine sadduzäische Frau und ihre sieben Ehemänner. Nach dem bekannten Bekenntnis von Petrus („Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“, Matthäus 16: 16) hatte ihm Jesus Folgendes gesagt: „Ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein …“ (Matthäus 16: 19). Es gibt nicht wenige Christen, die diesen Ausspruch auf die Ehe beziehen. Billy Graham, der oft als der einflussreichste Christ des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird, glaubt das jedenfalls und geht davon aus, dass seine Frau und er auch im Himmel verheiratet sein werden. Die Aussage Jesu in Lukas 20: 34-35 bezieht sich meinem Verständnis nach auf die Personen, zu denen Er in dieser Situation spricht: die ihn herausfordernden Sadduzäer, die Jesus nicht anerkannten. Sie werden durch das Sühnopfer Jesu zwar als „dienende Engel“ auferstehen, aber kein ewiges Leben haben und im Himmel nicht verheiratet sein.

Römer 5: 1: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns aufgrund der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“

Epheser 2: 8: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“

Ich glaube an diese Schriftstellen und daran, dass die Gnade Gottes uns erlöst. Im Bible Dictionary der King James Bible, die von der HLT-Kirche herausgegeben wird, heißt es hierzu: „It is … through the grace of the Lord that individuals, through faith in the atonement of Jesus Christ and repentance of their sins, receive strenght and assistance to do good works that they otherwise would not be able to maintain if left to their own means … It is truly the grace of Jesus Christ that makes salvation possible.” Der Glaube gibt uns also die Kraft, gute Werke hervorzubringen, so dass wir zwar nicht aufgrund unserer guten Werke erlöst werden, aber dennoch gute Werke zeigen, wenn wir Glauben haben und Jesus lieben: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“ (Johannes 14: 15).

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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