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Verfasser: ThePassenger
Datum: Dienstag, den 23. Dezember 2008, um 15:27 Uhr
Betrifft: Der "Laie" und der "Historiker"

Es erscheint mir unbestreitbar, daß historische Ereignisse bzw. deren Beurteilung aus heutiger Sicht mehr als schwierig sind. Man braucht sich nur des Gegenwärtigen bewußt zu sein, und schon fällt es einem schwer, eine objektive Beschreibung des Gegenwärtigen abzugeben. Hinzu käme der historische Kontext, also die Erklärung dafür, weshalb zu einer fernen Zeit Dinge sich überhaupt entwickeln konnten. Und die Personen, die dabei federführend waren - sie und deren Charaktere sind von entscheidender Bedeutung. All dies ist mehr als schwierig, zumal Historiker auf Zeitdokumente angewiesen sind, die jedoch auch eine Interpretationsfreiheit zulassen, so daß historische Ereignise bzw. Abläufe in der Tat nicht immer vollständig erklärbar sein können.

Dennoch, was die HLT-Kirche anbelangt, so gibt es eine Fülle von Aufzeichnungen (Kirchendokumentationen, schriftliche Erklärungen an Eides Statt, Gerichtsaufzeichnungen in Form von Akten, testamentarisch-beglaubigte Erklärungen, die Zeitungsberichte jener Zeit, der historische Kontext der Wiedererweckungsbewegungen, des Freimaurertums, sowie der mystische Aspekt eines neuen Heimatbewußtseins, welches der Legende einer vom Christus beseelten amerikanischen Nation den Grundstein legen sollte), durch die eine objektive Beurteilung der Vorgänge jener Zeit möglich ist. Die Dichte der Informationen ist derart, daß selbst Annahmen bzw. Unterstellungen (wie halluzinogene Drogen im Kirtland-Tempel) hier gerechtfertigt erscheinen. Hierzu bedarf es nur der logischen Konsequenz, um das Mosaik zu komplettieren. Und natürlich der Kenntnis historischer Fakten usw., die aber auch bei einem "Laien", der aber in Wirklichkeit bereits Experte auf diesem bestimmten Gebiet ist, durchaus vorhanden sind.

Geschichtsforschung ist keine exakte Wissenschaft, denn sie ist auf Informationen angewiesen, die ihr in der Regel nicht zu Verfügung stehen. Und wie oft sind historische Ereignisse hinsichtlich deren Beurteilung revidiert worden, sobald ergänzende Informationsquellen zur Verfügung standen? Heute tendiert man dazu, historische Persönlichkeiten nach ihrem Psychogramm zu beurteilen; ein völlig neuer Zweig in der Geschichtsforschung, der zu neuen Erkenntnissen führen kann ...

Also, der qualifizierte Laie kann mitunter mehr Gewicht haben als ein studierter Historiker, der ja auch in einer gängigen Lehrmeinung quasi "gefangen" ist und sich davon nicht ohne Weiteres zu befreien in der Lage ist. Persönlich halte ich die Ausführungen Troszkas für seriös und fundiert, da er in der Lage ist, ursprüngliche Dokumente in der englischen Originalsprache zu lesen und zu übersetzen, was allein schon eine Leistung darstellt, und sie ferner zu interpretieren in der Lage ist, da ihm der Kontext des Ganzen bewußt ist.

Im Übrigen kann bei Troszkas Ausführungen wirklich nicht davon ausgegangen werden, daß es hier an Konstruktivität mangelt, da er auf jeden qualifizierten Einwand eingeht.

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