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Beitrag 15 von 32 Beiträgen.
Seite erstellt am 28.3.24 um 11:14 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Sappho
Datum: Samstag, den 5. April 2008, um 20:02 Uhr
Betrifft: An den Haaren herbeigezogen ist meine Aussage...NICHT!

> Ich habe von Theologen gehört (kann man bestimmt googeln), dass das hebräische Wort für "Jungfrau" auch einfach "junge Frau" bedeutet, und dass Jesajas Prophezeiung sich auf ein zeitnahes Ereignis seiner Zeit bezog. Um ihren Helden göttlich zu machen, haben die frühen Christen die Jesaja-Schriftstelle eben so hingebogen.

Danke Manfred, es hilft etwas zum besseren Verständnis, aber nicht viel.
Leider haben viele Bücher über Matriarchatsforschung, die ich habe, kein Inhaltsverzeichnis, so das ich gezwungen bin, aus dem Gedächtnis zu zitieren, was naturgemäß nicht frei von Fehlern sein kann.
Außerdem sollte auch bemerkt werden, das Sprache immer vom Sieger, nie vom Verlierer diktiert und verändert wird. Als Beispiele sei hier die Veränderung der Bedeutung von:

Heiliger Geist

"Mutter" Gottes

Apostelin Junia

hingewiesen. auch die Attribute, die man(n) Gott zuschrieb, und die sowohl männlich als auch weiblich sind, wurden zugunsten eines männlichen Gottesbildes im Laufe der Geschichte verändert.
Aber zurück zur "Jungfrau" !

In dem Buch, "Am Anfang war die Frau", beschrieb Elisabeth Gould- Davis, warum in patriarchalischen Gesellschaften der Status einer Jungfrau so wichtig ist, und was das Wort ursprünglich wirklich bedeutet. Leider hab ich weder Leit noch Lust, das Buch mit fast 400 Seiten zu lesen, bis ich die Stelle finde. Ich weiß nur, das es dort erklärt wurde.

Babylon 

In der babylonischen Kultur galt die Göttin Ischtar als eine Jungfrau und eine Hure zugleich. Die Tempelpriesterinnen galten als Jungfrauen, auch wenn sie schon mehrere Kinder hatten. Diese Kinder nannte man die Jungfrau-geborenen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jungfrau

Im Ganzen läuft es so ab: Die Urmutter, die große Göttin des frühen Matriarchats entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Triade. Die grundlegenden Aspekte, die heute noch von Frauen verehrt werden, waren: Jungfrau, Mutter/Liebende und alte Frau. Die englischen Wörter sind auch sehr schön: "Maiden, Mother, Crone." Manche schreiben: Jungfrau, Nymphe, weise Frau. Nymphe steht hier für die Liebende, die erwachsene Frau mir voller sexueller Potenz. (Daher kommt schließlich das Wort "Nymphomanin"!) Für mich bietet das den Vorteil, daß auch wir Frauen, die keine wilden Teenager mehr sind, sich in dem Muster wiedererkennen, ohne das das Muster wieder eine Verpflichtung bringt (Mutterschaft). Kreatives Potential und sprirtuelle Mutterschaft muß nicht unbedingt auf biologische Mutterschaft folgen. Vielleicht sagen wir einfach: Jungfrau, starkes Weib, weise Frau.
http://www.spiritvoices.de/knistern/matriarchat.html

Die Übersetzung »Jungfrau« stammt von dem griechischen parqenoz (partenos). Dieses Wort findet sich in der jüdischen griechischen Übersetzung, der so genannten »Septuaginta« aus dem 3. Jh. v.d.Z. Das hebräische Wort ist alma und bedeutet »junge Frau«. Christliche Interpreten deuteten den Begriff traditionell als »Jungfrau«. Rabbinische Kommentatoren haben wiederholt und nachdrücklich widersprochen. So erklärte Rabbi David Kimchi (Radak): »Alma bedeutet >junge Frau, Weib<, nicht >Jungfrau«<.

An anderen Stellen entschieden sich die Rabbinen jedoch, alma als »Jungfrau« zu verstehen, zum Beispiel in Schir ha-Schirim 1,3: al ken alamot ahewucha »Deshalb lieben dich die Jungfrauen«. Raschi kommentierte diesen Vers: »Alamot (junge Frauen) bedeutet betulot (Jungfrauen).« Warum also galt diese Interpretation nicht auch bei Jesaja? Weil dort eindeutig eine polemische Absicht vorlag. Christliche Ausleger hatten sich die eine Sichtweise zu Eigen gemacht, daher übernahmen Juden die andere. Die jüdischen Verfasser der Septuaginta hatten das hebräische alma mit einem griechischen Wort übersetzt, das »Jungfrau« bedeutet, aber gleichzeitig auch »junge Frau« heißt, wie das hebräische Wort. Es gibt im Griechischen kein exaktes Äquivalent für das hebräische alma, daher wurde dasjenige Wort gewählt, das dem Hebräischen am nächsten kam. Die Septuaginta-Übersetzung ist jedoch ein vorchristlicher Text, aus dem 3.Jh. v.Z..
Seit der Zeit der "Trennung der Wege" konnten die Rabbinen eine solche Übersetzung nicht mehr akzeptieren. Die gesamte Septuaginta wurde nun verworfen, weil sie von der Kirche übernommen worden war.

Obwohl also das Wort alma eindeutig »junge Frau« bedeutet, nicht »Jungfrau«, konnten die Rabbinen es im Midrasch als »Jungfrau« verstehen, wenn sie es wollten. Die Tatsache, dass sie dies nicht bei der Jesajastelle taten, liegt eindeutig daran, dass das Christentum diese Interpretation gewählt hatte. Dieser Fall ist beispielhaft für die bewusst unterschiedliche Auslegung eines Textes durch die rabbinische und die christliche Tradition aufgrund ihrer Feindschaft. Eine andere umstrittene Übersetzung in Jesaja 7,14 betrifft das Wort hara, das einige christliche Übersetzungen, etwa die Einheitsübersetzung [vgl. die englische Kinglames Version], mit »wird empfangen« wiedergeben. Die rabbinischen Kommentatoren wiesen darauf hin, dass das Verb in der Vergangenheitsform steht und daher »hat empfangen« bedeuten muss. Im Zuge des jüdisch-christ lichen Dialogs entstanden [in Großbritannien] genauere Übersetzungen. Die New Revised Standard Version lautet nun: »Siehe, die junge Frau ist schwanger und wird einen Sohn gebären und ihn >Immanuel< nennen.« Eine Fußnote enthält die Information, dass der griechische Text »Jungfrau« laute.
http://juden.judentum.org/judenmission/jesaja-2.htm

Drei Texte, die zeigen, dass es für dieses Wort noch andere Erklärungsmöglichkeiten gibt.

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