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Verfasser: Sappho
Datum: Mittwoch, den 26. Dezember 2007, um 5:09 Uhr
Betrifft: Bewertungen und Matriarchate

> Ich glaube nicht, dass die Löwinnen berechnend den Pascha dulden, sondern dass sie ihrem Trieb folgen. Genauso wenig werden sie wissen, dass sie Babys machen, wenn sie sich paaren. Das Verhaltensmuster unter Löwen hat sich über lange Zeiträume für die Arterhaltung als vorteilhaft erwiesen.

Ich wollte mirt meinem Beispiel aus meiner Schulzeit zweierlei aufzeigen:

1. Aussagen in Büchern zeigen nicht unbedingt immer die nackten Fakten, sondern auch die gesellschaftliche Prägung eines Autors.

2. Ein und denselben Fakt kann man/frau unterschiedlich interpretieren. Je nach Wissensstand und der Bereitschaft, die eigenen Grenzen zu überschreiten.

> Ich weiß nicht, ob man eine matriarchalische Gesellschaft konstruieren kann. Sie muss sich in einer Umgebung herausbilden und bewähren, denke ich. Man kann so etwas sicher nicht erzwingen.

Matriarchalische Gesellschaften hatte und hat es immer gegeben. manche waren "konstruiert", andere entwickelten sich. Hierzu aus Wickipedia:

Das Matriarchat (von lat. mater „Mutter“, und griech. arché „Beginn, Ursprung“, auch „Herrschaft“) ist eine gynozentrische Gesellschaftsstruktur, in der je nach verwendeter Definition entweder Frauen die Macht innehaben oder die frauenzentriert ist, die Gesellschaftsordnung also um die Frauen herum organisiert ist. Außer dem Begriff Matriarchat sind für die zweite Bedeutung folgende Begriffe gebräuchlich: mutterrechtlich oder gynaikokratisch (Johann Jakob Bachofen), matrizentrisch oder matristisch (Wilhelm Reich, Humberto Maturana), matrifokal oder gylanisch (Riane Eisler).
Die verwandtschaftsethnologischen Begriffe matrilinear, matrilokal und uxorilokal beschreiben vor allem die Abstammungs- und Wohnsitzregeln. Begrifflich wird oft nicht unterschieden zwischen der zentralen Stellung von Müttern und der zentralen Stellung von Frauen.
(...)
Matriarchale Völker

Die Ethnologie kennt auch heute noch auf allen Kontinenten - außer in Europa - Völker (Ethnien) mit matrilinearen Abstammungsregeln, von denen manche zusätzlich die Matrilokalität praktizieren: die Khasi und die Nayar in Indien, die Irokesen in den USA, die Tuareg in Nordafrika, die Mosuo in China etc. Aufgrund von kolonialer Vereinnahmung, Missionierung oder wegen Interaktionsprozessen mit angrenzenden Nationen weisen diese allerdings nur noch selten alle Züge ihrer ursprünglichen Kultur auf.
Die Minangkabau auf Sumatra werden als das größte bekannte matrilineare Volk bezeichnet, und sie haben bis heute das Adat, ihr ungeschriebenes Gesetz, bewahrt. Insgesamt über drei Millionen Menschen leben noch nach diesen tradierten Regeln. In Handel, Verwaltung, Wirtschaft, Politik, Kultur sind sie sehr aktiv und gelten in Indonesien als ein Volk von hoher Bildung, Kultur, Weltoffenheit und großer Wirtschaftskraft. Die Minangkabau hatten ursprünglich matrilokale Wohnsitzregeln, heute sind jedoch Kernfamilien eine gängige Lebensform. Durch die amerikanische Anthropologin Peggy Reeves Sanday sind die Strukturen der Minangkabau hervorragend dokumentiert, weil die Forscherin jahrelang unter ihnen lebte. Die Minangkabau sind Moslems, was im ersten Moment überraschend wirkt. Die starke Stellung des Bruders der Mutter, die typisch ist für matrilineare Gesellschaften, ermöglicht die Vereinbarkeit mit einer patriarchalen Religion.
Die Goajiro-Arawak sind mit 60.000 Menschen eine zahlenmäßig recht große Ethnie in Kolumbien und in Venezuela. Die Goajiro sind matrilinear und bilden etwa 30 große Clans, je mit einem Tier als Erkennungszeichen und mit eigenem Territorium. Jeder Clan wird von der ältesten Frau zusammengehalten. Ihr ältester Bruder ist der Vertreter des Clans nach außen und genießt große Autorität. Aus diesen männlichen Sippenvertretern wird der Dorfhäuptling gewählt, und die Wahl fällt immer auf den Wohlhabendsten. Die wirtschaftliche Basis jeder Sippe ist das Vieh, es ist Gemeinschaftsbesitz. Die junge Frau geht bei der Heirat ins Haus des Gatten, für sie erhält ihr eigener Clan Vieh als Hochzeitsgabe.
Mit 19.000 Mitgliedern sind die im Regenwald lebenden Yanomami eine eher kleine Gemeinschaft.
(...)
Film: Uschi Madeisky: Die Töchter der sieben Hütten. Ein Matriarchat in Indien. Colorama, Deutschland 1997 (Video) Wurde im ZDF gesendet)

In einem Artikel über das antike Grechenland, in dem lange Zeit das Matriarchat vorherrschend war, fand ich diesen Absatz:

Spätestens um 1350 v.u.Z., mit Beginn der mykenischen Epoche, war im Raum Griechenland das Matriarchat beendet, es herrschten patriarchale Strukturen mit spätmatriarchalen oder matriarchal-patriarchal gemischten Enklaven. Mykene, Thene, Tiryns und Athen verfügten bereits über monumentale Befestigungsanlagen, der König herrschte absolut über abhängige bzw. versklavte Bauern, Handwerker und Arbeiter. Dabei waren die MykenerInnen (auch AchäerInnen genannt) ursprünglich ebenfalls matriarchal.

Eine Amazonomarchie
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