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der Beitrag:
Verfasser: Sakhr al-Djinni
Datum: Sonntag, den 8. Juli 2007, um 20:43 Uhr
Betrifft: unterm strich siehts trotzdem schlimm aus

> Ich finde, trotz aller völlig berechtigter Kritik, dass die HLT-Sekte auch positive Aspekte hat. Mir gefällt bspw. die ganze "Hülle" sehr gut. Die Leute sind aktiv und beschäftigen sich mit Ihrem Glauben durch Schriftstudium (Nachteil: sie beschäftigen sich natürlich nur mit dem von den Generalautoritäten abgesteckten Rahmen...X-(),

Eben! Wenn das alles ferngeleitet ist, und letztlich nichts als der offizielle Kirchenstandpunkt zählt, dient das doch nur der Indoktrinierung. In der Kirche kann man nicht lernen, zu einem freien und unabhängigen Denken zu kommen, da müßte man schon schizophren werden, um einerseits ein linientreuer Mormone zu sein und andererseits eben Geistesfreiheit erleben zu können. Aktiv beschäftigt man doch auch so mit einer Materie und kann sich geistig betätigen und sich weiterbilden, wenn man sie interessant findet, da braucht man doch keine Religion dazu.

> die aktiven Mitglieder sind durch Berufungen in die Gemeinde eingebunden (Aufgabenverteilung, klar manche werden mit zeitintensiven Berufungen überfrachtet oder bekommen für sie völlig ungeeignete Aufgaben),

was auch schon gar nicht sein dürfte, wenn man ernst nimmt soll, daß die Kirchenführung auch auf Gemeindeebene durch "Inspiration" funktioniert, wodurch solche Mißstände gar nicht erst oder nur ganz kurz bestehen dürften, eben solange bis darauf von Gott durch Inspiration der Bischof oder sonstwer drauf hingewiesen wird und diese entsprechend abgestellt werden.

> Sonntagsheiligung (ich finde es schön, wenn man sich dort dann trifft => Gemeinschaft statt Individualismus),

aber wie immer, wenn etwas von oben herab angeordnet wird und nur befolgt wird, isses eigentlich keine besondere errungenschaft, und gemeinschaft kann man doch auch im kreis von netten leuten z.b. in nem verein oder mit guten freunden genießen. wenn ich mich allerdings daran erinnere, das sonntagsheiligung auch oft mit reichlich gängelung und strenger zurechtweisung der kinder in den versammlungen einhergeht, dann weiß ich nicht, was daran schön sein soll. eltern stehn unter druck, ihre kinder dazu zu bringen, die ruhe und "den geist" in der versammlung nicht zu stören, wodurch es immer wieder zu häßlichen szenen wegen mehr oder weniger gewaltausübung (nicht zwangsläufig körperlicher, aber auch) auf die kinder kommt. die kinder lernen dabei dann anpassung und gehorsam als höchste werte kennen und das ihre bedürfnisse und interessen untergeordnet sind.

> den Familienheimabend finde ich ebenfalls eine gute Einrichtung, ebenso wie das Seminar bzw. Institut und die Sonntagsschule. Die werden meiner Meinung mit viel Mühe und durch Gebrauch neuer Medien (Powerpoint Präsentationen) auch professionell vermittelt und durchgeführt (natürlich mal abgesehen von den uns bekannten historischen Fakten).

Effektivität is ja auch wichtig für das Funktionieren einer Organisation, von daher nicht überraschend. Der Jammer is doch, daß der Idealismus und die Energie der Mitglieder ausgenutzt werden, während sie überzeugt davon sind, etwas besonders gutes zu tun. sowas kann natürlich auch woanders passieren, aber in der Kirche basiert die tätigkeit der mitglieder oft genug auch nur auf gehorsam gegenüber weisungen von kirchenführern bzw. generell der kirchenlehre, ist also eben nicht wirklich freiwillig wie etwa in nem verein. die mitglieder sind betrogene, sobald die vorraussetzungen für ihren gehorsam nicht mehr da sind, was der fall ist, sobald sich herausstellt, daß die kirche nicht ist, was sie zu sein vorgibt, nämlich die einzig wahre Religion auf der welt, welche von gott ununterbrochen kontrolliert und geleitet wird (ich verweise da auf das Zitat von Orson Pratt auf der Eingangsseite von mormonentum.de).

> Missionsarbeit finde ich grundsätzlich auch völlig OK. Ist schließlich der Auftrag Christi und es ist legitim für seinen Verein neue Mitglieder zu werben.

ob das wirklich der auftrag eines historischen jesus ist, ist ansichtssache. für einen verein mitglieder zu werben ist kein problem, aber zu versuchen, menschen in eine religion zu bringen und ihnen dabei aber die schattenseiten einer mitgliedschaft und bestimmte, wichtige teile der glaubenslehre bis nach der taufe vorzuenthalten ist etwas anderes. die kirche fordert auf reiner, nicht überprüfbarer glaubensbasis sehr viel von den mitgliedern (von denen, die die "tempelbündnisse" eingegangen sind, bei bedarf ja sogar bedingungslos ALLES) und verspricht ihnen dafür nur eine grundsätzliche aussicht auf eingang in das himmelreich bei entsprechendem wohlverhalten. im alltagsleben würde sich doch kein vernünftiger menschen auf sowas einlassen.

> Nur die fanatische  Missionierung a la Mormonismius v.a. für die Missionare selber... die werden im MTC doch zu Sklaven und HLT-Funktionären erzogen !!! Allein die im Missionarshandbuch abgedruckten Verbote, was alles nicht geht...Abenteuerlich. Da werden doch Grundrechte eingeschränkt!!!>-(
> Man muss die Mission größenteils selbst bezahlen und kriegt dafür alles haarklein vorgeschrieben: wo man missioniert, mit wem man missioniert, was man trägt, was man genau erzählt, was man alles nicht darf z.b. zu Hause anrufen außer Weihnachten und Muttertag, keine ortsübliche Tageszeitung kaufen, obwohl man da doch die Sprache sowie Land & Leute besser kennen lernen könnte und Gesprächsanknüpfungen drin finden würde... (warum solche Scheißregeln, die sind doch völlig überzogen und überflüssig???!!)

weil das dem strikten gehorsam entspricht, den die kirche fordert. die kirche macht da eben keine halben sachen und fordert von ihren missionaren alles. ob das wirklich klug ist, is ne andre frage... eine wichtige absicht dahinter is ja auch, sich die zukünftigen führungskräfte heranzuziehen (die wahrscheinlichkeit, daß erfolgreich zurückgekehrte missionare nach diesem "erlebnis" der kirche den rücken kehren, ist wohl sehr gering... es fällt schließlich schwer, sich einzugestehen, dass das alles umsonst gewesen sein soll).

> Gut finde ich auch noch die zahlreichen  Aktivitäten (Sport, Musik, Kino, Kultur) die angeboten werden.

das sind auch nur elemente, die das kirchenleben attraktiver machen sollen, aber wofür halt...

> Wenn man nur die Hülle betrachtet und von der Lehre (HLT-Doktrin) absieht ist das doch eigentlich eine feine Sache. religiöse-ethische Wertevermittlung,  Gemeinschaft und Freizeitgestaltung in einem all-inklusive Paket.

tja, nur ist dieses "produktpaket" seinen enorm hohen (nicht nur materiellen)  preis wert nicht wert... wenn man sich diese sogenannte "religiös-ethische wertevermittlung" aber genauer ansieht, zeigt sich, das diese ethischen oder religiösen werte der kirche eine sehr konservative, um nicht zu sagen reaktionäre schlagseite haben. wer kann für seine kinder wollen, dass sie zu blindem gehorsam gegenüber gott und seinen kirchenführern erzogen werden sollen (und das ist nicht übertrieben!)?. es gibt in der kirche nicht wirklich die möglichkeit, entscheidungen von kirchenführern (und damit mein ich nicht nur GAs, sondern auch etwa den bischof auf gemeindeebene) anzuzweifeln und darin gerechtfertigt zu sein. die kirche is nunmal keine demokratische  organisation freier mitglieder.

> Ich denke auch, dass dies gerade für einsame und kontaktarme Menschen eine interessante Alternative ist. Die negativen Seiten (z.B. starke soziale Kontrolle) schluckt man wegen der Geborgenheit durch die Gemeinschaft. Dafür keine Einsamkeit, die ja auch kaputt machen kann.

ich finde, daß diese geborgenheit sehr teuer erkauft wird... der einsamkeit kann man gewiß auch ohne die schädigenden nebenwirkungen einer mitgliedschaft in der kirche entgehn!

> Meine Erfahrungen bezüglich der Kritikfähigkeit der Mormonen sind bis auf eine Hardcoremissionarin positiv. Allen anderen habe ich bei unseren Treffen mit Infos von www.mormonismus-online.de und www.mormonentum.de konfrontiert und denen auch zu lesen mitgegeben. Bis auf besagte Hardcoremissionarin, die über diese Infos erhaben war ("Dise Lügän braauche ich nischt" Ich habe ein Zögnis, dasss das Evanglium wahr ist") haben sie sie auch mitgenommen und versucht sie zu entkräften. Außerdem habe ich denen auch offen und ehrlich meine Antimormonenliteratur gezeigt, so dass sie sehen, dass ich bestens informiert bin. Dann habe ich denen zum Jux (und zur Provokation) so ein paar Handgriffe aus dem Tempel gezeigt, die ich aus dem Web hatte. Der Kommentar dazu: "Sie wissen wirklich viel über die Kirche"

;-) ich glaube, die hätten dir aber wahrscheinlich gerne einen weniger diplomatischen kommentar gegeben, wenn du kein erfolgversprechender untersucher mehr für sie wärst, mehr in richtung: das sind doch heilige dinge, die außerhalb des tempels nicht auftauchen dürfen, was fällt ihnen ein! gott soll Sie strafen!

> Hab denen mehrmals erzählt, was  am Mormonismus alles falsch ist und dieses erläutert. Die haben mich auch ausreden lassen und waren nur stumm. Konnten sich letztendlich nur auf ihr irrationales Zeugnis zurückziehen... der ein oder andere Elder gab auch zu, dass er manchmal auch Zweifel hat (finde ich echt super von denen das zugeben, obwohl er das ja sicherlich auch nicht darf!)

glaub ich schon, daß das den anschein geistiger beweglichkeit erweckt, aber ich denke, daß sollte man nicht zu ernst nehmen und als besondere offenheit verstehn. so eine äußerung is schon von der kirchenlehre gedeckt, den es entspricht ja der auffassung, das man nur ein schwacher mensch ist und (noch nicht) vollkommen, damit wagt er sich nicht weit aus dem fenster.

> Trotz aller heftiger Kritik, die Missionare kommen immer wieder. Ich versuche auch immer zwischen den Menschen und der falschen Lehre zu trennen. Die allermeisten  Missionarinnen und Missionare und die Mitglieder, die ich kenne, finde ich persönlich auch sehr nett und sympatisch...nur die Lehre hat doch zig Pferdefüße... und basiert auf Lügen und "MENSCHENPHILOSOPHIE"
>;-)

tja, das ist ja das schlimme... nette leute gibts woanders auch, die letztlich aber wohl im durchschnitt wahrheitsliebender/ehrlicher sind als es das durchschnittliche mitglied je sein kann.

Grüße,

SaD

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