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zum Thema Wohlfahrt
Seite erstellt am 19.4.24 um 8:42 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Christian
Datum: Freitag, den 27. April 2001, um 18:08 Uhr
Betrifft: Die Wohlfahrt ist eine Legende

In Heinerman und Shupes "The Mormon Corporate Empire" (Boston 1985)(S. 179-195) wird das Wohlfahrtsprogramm kritisch betrachtet. Ich gebe mal einiges davon wieder.

Entstehung der Legende
Ursprünglich entstand das Programm während der großen Depression in den Dreißigern. 1935 bekam jedes fünfte Mitglied staatliche Unterstützung. Diese Abhängigkeit von einem System, von dem sich die Kirche zwei Generationen zuvor verfolgt fühlte, konnte ihr nicht gefallen. Die Idee des Wohlfahrtsprogrammes war es, diese soziale Funktion zu übernehmen und weniger auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein. Darüberhinaus hatte das Programm natürlich auch eine geistige Ebene (Werte wie Fleiß, geistige Vorsorge usw. sollten vermittelt werden).

Das Programm hatte jedoch nicht dazu geführt (und darin besteht die Legende und die Lüge), daß die Zahl der Hilfeempfänger in Utah reduziert wurde und die Kirche diese soziale Funktinon übernahm. J. Reuben Clark behauptete dagegen (1936), daß die Mormonen 80.000 Hilfeempfänger von den Listen runterbekommen haben, was jedoch nicht bewiesen wurde. Ein Mitarbeiter des Arbeitsministeriums widerlegte diese Propaganda jedoch (Dean R. Brimhall, The Myth of Mormon Work Relief 1938)

Aufstieg und Fall des Wohlfahrtprogramms
Der zweite Weltkrieg stellte eine Höhepunkt für die Wohlfahrt dar und hat vielen euopäischen Mitgliedern geholfen. Dadurch wurden auch vielen sogennte "Dosenmitglieder" geworben. In den nachfolgenden Jahrzehnten gab es einen enormen Auftrieb für das Programm. Von 1975-1981  wurden 200 Mio Dollar in das Programm gesteckt. Reagan lobte das Programm öffentlich, weil er die staatliche Hilfe abbauen und auf private Träger abwälzen wollte. 1982 besuchte er das Hauptquartier der Kirche und besichtigte die Wohlfahrtseinrichtungen. Der Propagandaeffekt war enorm.

Zu der Zeit war es noch das erklärte Ziel gewesen, alle Mitglieder versorgen zu können. Aber durch den missionarischen Erfolg in ärmeren Ländern (Südamerika) brach die Illusion zusammen. Das Wohlfahrtsprgromm befand sich zu der Zeit auf dem Rückzug.

1979: 106 Bishops Warehouses
1983: 71 Biships Warehouses

1982: 33 Molkereien
1983: 27 Molkereien

1980: 210 Morgen Farmland (Welfare Farms)
1983: 180 Morgen Farmland

Heinerman/Shupe zitieren einen Vertreter der Abteilung Kirchenwohlfahrt mit den folgenden Worten (S. 194):

"Only the feeble, halt, dumb, and blind will qualify for Church welfare when we get done! . . . And the days of Church doles are just about over! We simply can’t affort to feed or members like we used to. Other things have taken greater priority." (Leider ist auf meiner Kopie die Fußnote nicht drauf)

Das sagt vieles.

Lovejoy.

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