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Verfasser: Misery
Datum: Samstag, den 21. April 2007, um 1:12 Uhr
Betrifft: "Ich bin nicht Jesus, ich bin das Leben.."

hallo,

ich habe etwas interessantes gelesen, über ein theaterstück, was in verschiedenen gießener kirchen unangemeldet aufgeführt wurde. ich finde, dass es mit wenigen worten doch so viel ausdrückt.. natürlich hat sich die katholische kirche wehemend dagegen gewehrt und war im nachhinein empört über eine "derartige unverschämtheit".
hier der redetext des stückes mit hintergrundinformationen über die jeweiligen aussagen in kursiv:
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Ich bin nicht Jesus, ich bin das Leben.
Seit 2000 Jahren handelt Ihr in meinem Namen:
    

        * Ihr habt mich verbrannt, zu Hunderttausenden, auf Scheiterhaufen, als Volksfeste. „Hexe“ und „Ketzer“ habt Ihr mich genannt.

Menschen wurden wegen ihres Wissens als „Hexen“ und „Ketzer“ gebrandmarkt, grausam gefoltert, ertränkt oder verbrannt. Ihr Wissen stand der Allmacht der Kirche im Weg, zum Beispiel untergruben die Erkenntnisse über Verhütung die Legende der natürlichen Fruchtbarkeit von Frauen und die Verteufelung der sexuellen Lust.

        * Ihr habt weggeschaut, als ich vergast wurde. Ihr habt die Mörder gesegnet und auch hier den geistigen Boden bereitet. Ihr habt die Verträge mit den Nazis geschlossen. Und Ihr wart selbst die Mörder in der Konzentrationslagern.

Die Kirchen haben von den Greueln der Nazis nicht nur gewußt, sie haben verhandelt und Verträge geschlossen – die Kirche durfte bleiben, weil sie dem Schweigen zustimmte. Die wenigen christlichen WiderständlerInnen, die heute immer wieder genannt werden, waren Ausnahmen und vertuschen, daß die Kirchen und Millionen ChristInnen in Deutschland und anderen Ländern an der Vernichtung und Vertreibung mitgewirkt haben.
Und sie haben immer wieder den geistigen Nährboden bereitet. So wie es die Kolonialpolitik ohne brutale Missionierung in dieser Form nicht gegeben hätte, ist auch der Antisemitismus nicht ohne christliche Diskussionen und Instiutionen denkbar.

        * Ihr zwingt mich zur Ehe und zerstört meine Liebe zum gleichen Geschlecht. Erst macht Ihr mich zur Frau, dann macht Ihr mich zur Mutter. Ihr macht mich zum Mann und ich werde mächtig.

Daß fast alle Menschen sich als Mann und Frau empfinden und zu einer Ehe zwischen genau einer Frau und einem Mann streben, kommt nicht von selbst. Es ist die Folge von Erziehung, von Gesetzen, Geld, Medien und Moral. Christliche Moral predigt die Ehe zwischen Mann und Frau als Ziel einer Partnerschaft. Doch tatsächlich wären viele Formen des Lebens möglich: Eine bunte Gesellschaft selbstbestimmter Menschen. Offene Beziehungen, kollektives Leben und Homosexualität werden ausgegrenzt, zu Krankheit oder Verwirrung definiert.
Wer als Mann auf die Welt kommt, wird auch als Mann erzogen und füllt jene Positionen und Rollen aus, von denen Macht ausgeübt wird – ob er will oder nicht. Die patriarchalen Strukturen in Kirchen sind ein deutliches Beispiel. Frauen haben keine oder keine gleichen Entfaltungschancen – selbst dann nicht, wenn sie sich „männlich“ verhalten, d.h. Macht auszuüben bereit sind. Von Männern wird das erwartet – sie sind Pastor, Ehemann, Kollege, Vorgesetzter, Parteifunktionär oder Führer eines „zivilisierten“ (d.h. meist christlichen) Landes.

        * Ihr habt mich getötet auf den Schlachtfeldern Eurer Kreuzzüge. Und Ihr tötet mich weiter auf neuen Kreuzzügen: in den Weltkriegen, in den Kolonien, im Kosovo, in Afghanistan – Ihr tötet mit Waffen, Ihr tötet mit Geld.

Zwischen 1096 und 1291 fanden auf Betreiben der Päpste sieben Kreuzzüge ins „Heilige Land“ Palästina statt, die nach Schätzung des Schriftstellers Hans Wollschläger („Die bewaffneten Wallfahrten nach Jerusalem“) insgesamt 22 Millionen Menschen das Leben kosteten. Bei der Eroberung Jerusalems (1099) wurden etwa 70 000 Juden und Muslime im Blutrausch umgebracht - die gesamte Einwohnerschaft der Stadt. Die noch vor Blut triefenden Ritter gingen anschließend „vor Freude weinend ... hin, um das Grab unseres Erlösers zu verehren, und entledigten sich ihm gegenüber ihrer Dankesschuld“ - so ein Augenzeuge („Die Kreuzzüge in Augenzeugenberichten“, dtv-Taschenbuch, 1971, S.101).
Die Kolonialpolitik, die blutige Unterwerfung vieler Länder und Menschen in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie Ozeanien trägt die Handschrift des Christentums – die Missionierung war das zentrale Mittel der Umerziehung und der Legitimierung von Unterdrückung, Folter und Mord. Noch heute koppeln viele Kirchen ihre Hilfsangebote an den christlichen Glauben.
Weltkriege und alle weiteren Kriege wurden durch die Kirche unterstützt, öffentlich, mit Militärseelsorge und kirchlichen Sozialdiensten. Das Gerede vom Frieden auf Erden und das Handeln für den Krieg sind immerwährende Kennzeichnen vieler christlicher Organisationen, Parteien und der meisten Menschen christlichen Glaubens. Auch im Kosovo und jetzt in Afghanistan ist die Kirche im Krieg, sitzen ChristInnen und die christliche Moral in Panzern, Bombern und hinter Maschinengewehren.
Millionen Tote sind Folge von Vertreibung und Ausbeutung. Die Herrschaft des freien Marktes statt Selbstorganisation und Kooperation hat Hunger, Armut, Kriege und Flucht oft erst geschaffen und verstärkt.

Das alles tut Ihr, Ihr Christen, in meinem Namen.
Aber ich ... bin ... das Leben.

Was ist „gut“ und „böse“? Seit 2000 Jahren wird weltweit aufgeteilt in „entwickelt“ und „unterentwickelt“, in „zivilisiert“ und „unzivilisiert“, „modern“ und „rückständig“.
„Führungsländer“ dominieren vieles, getarnt als „Wertegemeinschaften“. Die Teilung in „gut“ und „böse“ soll verdecken, daß es um Macht, Geld und die Durchsetzung von Leitkulturen geht. Das Leben, die Möglichkeit aller Menschen, sich frei zu entfalten, ist nirgends das Ziel des Handelns. Nicht in den Regierungen, nicht in den Kirchen, nicht im Kleinen.
Christentum ist Macht, Ausbeutung, eine Blutspur von  vielen Millionen Menschen. Wie lange noch kann es sich tarnen als „humanitär“, „zivilisiert“ oder eben ... „christlich“?

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was haltet ihr davon? ich finde es grandios.. auch wenn es im prinzip hauptsächlich die beiden großen "kirchen" kritisiert, indem schlicht tatsachen genannt werden.

zum schluß noch ein kleiner musiktipp meinerseits;-) passt gut dazu.

Relatives Menschsein - Glaube

Bleiche Wurzeln - zerkauter Eremit
Vom Bilsenkraut bewachsenes Kenotaph
Dunkel vom ewigen Licht zerbrochen
Befolge die Gebote deines Herrn
Gehorsam wird Dir eingebleut...
Mit den Schlüsseln der Kirche - genannt Gewalt
Althergebrachte Lünchjustiz

Wer Gott nicht verehrt,
Wer Gott nicht verehrt,
Wer Gott nicht verehrt:
Ungläubiger - steinigt ihn!
Hexe - verbrennt sie!
Ketzer - kreuzigen!

Doch eines Tages, doch eines Tages...Kommt alles ans Licht
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest,
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest, längst verwest

Umzingelt im Kerker
Verharre in Ketten
Zerknirschter Sünder
Undurchdringliches Dunkel
Zermartert mein Gehirn
Von Wahnvorstellungen zerquält
Gewissen wie zerklüftetes Gestein
Kalter Schweiß - In den Gängen meines Schädels kocht
Unaufhörlich die Geißel in mein Fleisch sich bohrt
Die Geistlichkeit sich mit Blut befleckt
Ich sehe mein Lebenslicht erlischen
Doch ungebrochen meine Haß entfacht...

Gesetz ist Gott
Richter die Kirche
Vollstreckt das Unschuldige wir!

Doch eines Tages, doch eines Tages...Kommt alles ans Licht
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest,
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest, längst verwest

Mehr Opfer als in allen Kriegen der Welt...
...Im Namen des Herrn
Betrogen, hintergangen und geblendet
Bloßgelegtes Fundament - morsche Basis zum Vorschein kommt
Die Kirche ist reich, gewaltig
Für Macht über Leichen, für Macht über Leichen

Doch eines Tages, doch eines Tages...Kommt alles ans Licht
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest,
Freier Glaube, freier Geist, freies Denken...Längst verwest, längst verwest

Für macht über Leichen!

liebe grüsse

^v^

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