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Seite erstellt am 23.4.24 um 8:02 Uhr
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Verfasser: Trzoska
Datum: Mittwoch, den 11. April 2007, um 8:21 Uhr
Betrifft: Briefwechsel 8. und Schluss

>Es gibt eine Rückübersetzung des Buches Mormon in gutes Hebräisch; wenn man diese nun wieder ins Englische überträgt, kommt man auf die vorhandene Version. Also ist eine Kritik der Semantik oder Stilistik nicht angebracht.<

Diese immer wiederholte Andeutung über eine gute „Rückübersetzung“ in Hebräisch wird mir immer suspekter, zumal ich die Pleite mit der „Rückübersetzung“ des ägyptischen Gelehrten Sami Hannas kenne. Erst war er begeistert über die angeblichen linguistischen Beweise, die sich aber allesamt als Luftnummern erwiesen, wurde getauft und fiel aber nach einem Jahr wieder von der Kirche ab. Aber für eine Glaubens stärkende Geschichte, die immer noch kursiert, ist er wohl noch gut genug.
Außerdem, wenn ich eine englische Übersetzung vom Buch Mormon anfertigen und sie dann wieder ins Deutsche rückübersetzen würde, würde ich dann nicht wieder eine gute deutsche Übersetzung erhalten (vorausgesetzt ich wäre ein guter Übersetzer).

>Von Ihrer Vorstellung von Linguistik habe ich mich noch nicht ganz erholt. In jeder Sprache der Welt haben Eigennamen eine Etymologie. Menschen benennen ihre Kinder, eine Sache, einen Ort nicht einfach mit einer willkürlichen Kombination von Silben. Manchmal sind Herkunft und Bedeutung später nicht ohne Weiteres zur erkennen und alte oder fremdsprachige Elemente sind vielleicht an den eigenen Sprachgebrauch angeglichen worden. Wenn ich in meiner Gegend alte Taufbücher lese und häufig den weiblichen Vornamen Küngeli finde, was in unserer Mundart ein Kaninchen bezeichnet, habe ich wahrscheinlich einen falschen Bezug, denn der Name leitet sich von Kunigold oder Kunigunde ab. So liegt auch im Hebräischen die Herkunft oft nicht einfach auf der Hand und eine Vermutung lässt sich vielleicht nicht klar beweisen, zum Beispiel bei Liahona. Manches spricht dafür, dass das Wort übersetzt einfach Richtungsweiser heißt; es ist bis heute aus keiner anderen Quelle bekannt (was sich aber jederzeit ändern kann, siehe zum Beispiel den Namen Alma). Außerdem sollte man wissen, ob Vokale kurz oder gedehnt ausgesprochen werden. Bei nicht punktierten Wörtern stellt sich die Frage der Vokalisation, europäisch geschriebene Konsonanten sind oft mehrdeutig usw. Hingegen gibt es in jeder Sprache Regeln, die eingehalten werden müssen. In den semitischen Sprachen benötigt man eine genaue Kenntnis der Wortwurzeln und ihrer Flexionsmöglichkeiten sowie der möglichen Präfixe, Suffixe usw. So bezeichnet -im den Plural maskulin und ist als Endung für einen Namen im Prinzip nicht möglich. Die beiden biblischen Namen Elohim (von Eloah = Erhabener, Gott) und Achim (von Ach = Bruder, fraglich) sind eine Ausnahme und haben Klassencharakter. Wenn es die Mehrzahl von Lehi gäbe, müsste der Wurzelvokal flektieren. Die Endung -el ist die Kurzform von Elohim und lässt sich nicht an einen Simeon (der - Gott oder das Gebet - Hörende oder so ähnlich) anhängen, zumal es den Namen mit dieser Bedeutung schon gibt (Ischmael). Ähnlich ist es mit der Endung -iah, die wahrscheinlich ebenfalls ein theophores Element darstellt (für JHWH); -ihah scheint eine längere Form davon zu sein, die aber nur im Buch Mormon vorkommt. Vielleicht gibt Ihnen diese Diskussion eine Vorstellung davon, wie unmöglich es ist, hebräische oder ägyptische Namen einfach aufs Geratewohl zu erfinden, und wenn Sie nicht zeigen können, wo in der Bibel, in View of the Hebrews oder einer sonst zugänglichen Quelle Joseph Smith korrekte, aber nicht einfach so leicht kombinierbare Namen gefunden hat, sind Sie im Unrecht. (Dass einige Ihrer Beispiele Ihnen ohne Kenntnis der Buch-Mormon-Namen nicht eingefallen wären, wissen Sie ja wohl selbst. Da sie ohnehin falsch sind, tut das aber nichts zur Sache.)<

Ich hätte sicher auch Bibelnamen nehmen können, ich hatte aber keine Bibelnamensliste, wie Joseph Smith sie hatte, zur Hand. Ich wollte mit meiner Aufzählung auch nur wissen, ob diese Silben an sich eine Bedeutung haben oder nicht, oder ob man sie beliebig kombinieren kann. Ihre obige Erklärung schien Anfangs einiges zu erklären, aber dann gleitet sie wieder in Wischiwaschi ab, als ob doch wieder alles möglich sei. Sie können nicht behaupten, dass ich Unrecht habe, nur weil ich keine Beweise für eine Quelle der Namen habe, nicht wahr (siehe Apologetenlogik: Dass es über eine Tatsache keine Beweise gibt, beweist nicht, dass es die Tatsache nicht gibt!)? Aber ich kann versuchen, Möglichkeiten den vermeintlichen Unmöglichkeiten gegenüber zu stellen.
Hier noch einmal einige mögliche Kombinationen aus Bibelnamen:
JAROM aus JARed (Genesis 5:15) und edOM
MORMON aus MORiah und saloMON
MOSIAH aus MOSes und isaIAH (engl. Jesaja)
HELAMAN aus HELAM und harAN
MORONI aus MORiah und benONI

Aber zunächst einmal gilt: Wieso machte Joseph Smith aus der Göttin Isis (eine Frau) einen König Pharao? Wieso machte Joseph Smith aus Pharao (bzw. Osiris) einen Abraham, dem Pharao gestattet auf seinem Thron zu sitzen? Im alten Ägypten undenkbar. Wieso machte Joseph Smith aus der Göttin Maat (eine Frau) den Prinzen Pharaos? Wieso machte Joseph Smith aus dem Verstorbenen Horus einen vornehmen Diener Pharaos? Wieso machte er aus dem Gott Anubis einen Sklaven des Prinzen? Und sind diese Namen, die er den Personen zuordnete, wirklich ägyptische Namen: Shulem, Olimlah? Und die unmögliche Erklärung zu Faksimile Nr. 2 enthält noch mehr angebliche ägyptische Wörter: Kolob, Jah-oh-eh, Olibilish, Raukeeyang, Enish-go-on-dosh, Kae-e-vanrash, Floeese, Kli-flos-is-es, Hah-ko-kau-beam.
Die Erklärung zu Faksimile Nr. 1 enthält auch noch ein paar: Elkenah, Libnah, Mahmackrah, Korash, Shaumau.
Sind das ägyptische Namen und Wörter, die auch bedeuten, was JS behauptete, oder Phantasiegebilde eines Scharlatans? Vielleicht werden Sie eine Ähnlichkeit mit irgendeinem tatsächlichen Wort finden, was dann aber ganz was anderes bedeutet (siehe Deseret).
Wenn man das Thema Buch Abraham wirklich gründlich gekaut, geschluckt und verdaut hat, sieht man Joseph Smith und seine Werke plötzlich mit ganz anderen Augen. Und mir scheint, dass an diesem Punkt die Apologeten der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollen. Ich bin einmal gespannt, ob die FAIR-Gemeinschaft eine schlüssige Erklärung bringt, oder ob es nur darum geht, für kritischere Mitglieder Augenwischerei zu betreiben. Die Milch wird immer mehr mit Wasser verdünnt und das versprochene Fleisch immer höher gehängt, so dass die HLT-Mitglieder eines Tages an geistiger Unterernährung eingehen werden – ein Volk von geistig Verarmten und Verblendeten, das wie blöde Schafe den Führern folgt und ihnen das Denken überlässt – das Ideal Gottes? Die aufklärende und weiterbildende Funktion von FARMS und FAIR würde ich begrüßen, aber nicht die Erweckung des Anscheins, dass „alles wissenschaftlich bewiesen sei“. Der Verschleierungs- und Vertuschungspolitik der Kirchenführer sollte entgegengewirkt werden, sei es „Ihrerseits“ und/oder „Unsererseits“.

Liebe Grüße

Manfred Trzoska

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