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Verfasser: Trzoska
Datum: Donnerstag, den 8. März 2007, um 12:59 Uhr
Betrifft: Fortsetzung 8.

  Ein weitere beliebte Story, um zu beweisen, dass Joseph Smith ein Betrüger war, ist die Geschichte der Kinderhookplatten. Sie ist voll von Widersprüchen und auch in der History of the Church falsch beschrieben. Sie lautet so: Im April 1843 wollten drei Einwohner aus der Gegend von Kinderhook im Staate Illinois (Robert Wiley, Bridge Whitten und Wilbur Fugate) dem Propheten Joseph Smith einen Streich spielen. Fugate war anscheinend der Initiator. Whitten, ein Schmied, schnitt aus Messing sechs etwa 30 cm² große Blechstücke. Die Männer überzogen sie mit Bienenwachs, ritzten Zeichen ein, die wie Hieroglyphen aussehen sollten, und ätzten sie mit konzentrierter Salpetersäure. Durch eine nochmalige Behandlung verliehen sie ihnen ein altertümliches Aussehen. Danach banden sie die Platten mit rostigen Bändern zu einer Glocke zusammen. Am 22. April vergrub Wiley sie in einem Hügel und verbarg sie unter einem flachen Stein. Am Tag darauf, einem Sonntag, riefen die Fälscher Leute zusammen und gruben die Platten wieder aus. Einer der Zuschauer, Dr. W. P. Harris, reinigte sie, worauf die Inschriften sichtbar wurden. Danach waren sie eine Woche in Quincy ausgestellt. Am 29. April wurden sie Joseph Smith in die Hände gespielt. Dieser soll erklärt haben, die Schriftzeichen glichen denen des Buches Mormon. Die Platten seien am 23. April zusammen mit einem Skelett von Wiley gefunden worden, er habe sie zum Teil übersetzt und sie enthielten die Geschichte des mit ihnen begrabenen Mannes, eines Nachkommens Hams. Ein Teil dieser Aussagen steht in der Ich-Form geschrieben in der History of the Church.

Hier der Auszug aus Joseph Smiths “History of the Church”. Selbst wenn sein Schreiber dies eigenmächtig hineingeschrieben hätte, hätte Joseph Smith es doch korrigieren können und müssen, wenn die Behauptungen falsch gewesen wären. Wo war dann die Eingebung des Geistes? Und wo war die Inspiration nachfolgender Propheten?
„Montag, 1. Mai - … Ich füge Faksimiles von den sechs Messingplatten ein, die in der Nähe von Kinderhook gefunden wurden,…
Ich habe einen Teil von ihnen übersetzt, und ich finde, sie enthalten die Geschichte der Person, bei dem sie gefunden wurden. Er war ein Nachkomme Hams, durch die Lenden Pharaohs, dem König von Ägypten, und dass er sein Königreich durch den Regenten des Himmels und der Erde empfing.“ (History of the Church, Bd. 5, Seite 372)

1. Widerspruch: Die Herstellung
Einen Bericht über die Herstellung der Platten gab Fugate in einer Erklärung vom 30. Juni 1879. Danach hätten Wiley und er die Schrift zuerst in Bienenwachs eingedrückt und diesen danach auf die Platten gelegt und mit Säure gefüllt. Wenn Fugate die Sache so wichtig war, dass er sie 36 Jahre später aus freien Stücken und unter Eid gestand, hätte er sich eigentlich auch noch an die Herstellung der Schriftzeichen erinnern sollen. So, wie er es schildert, hätten die Platten nicht geätzt werden können, das Wachs musste flüssig aufgetragen worden sein. In einem Brief von 25. April 1855 (24 Jahre vor Fugate) schrieb Harris, dem die Geschichte eher peinlich war, Whitten habe ihm erklärt, Wiley und er (Whitten) hätten die Platten geätzt. Das zeigt, dass Fugate, entgegen seiner Erklärung, nicht an der Herstellung der Schriftzeichen beteiligt war.

Was soll denn dieser angebliche Widerspruch aussagen; dass die Kinderhookplatten doch echt und nicht gefälscht waren? Dass sie billige Fälschungen sind, darüber besteht selbst bei Mormonengelehrten kein Zweifel. Fest steht, dass die „Schriftzeichen“ mit Säure eingeätzt wurden. Dies ergab eine Untersuchung durch George M. Lawrence. Entscheidend ist einfach nur die Reaktion Joseph Smiths auf diese Platten. Er hatte sie offensichtlich als echt angesehen und angeblich mit der Übersetzung begonnen. Nur die Aufregungen in Nauvoo sein Tod hatten die Übersetzung verhindert und auch die „Übersetzung“ des Restes des Buches Abraham und des Buches Joseph.

2. Widerspruch: Die Ausgrabung
In der Erklärung von 1879 schrieb Fugate, dass Wiley die Platten am 22. April 1843 unter einem flachen Stein von etwa einem Meter Durchmesser in 2½ m Tiefe zusammen mit einigen Knochenresten, Tonscherben und Holzkohle verbarg, nachdem er schon früher dort gegraben hatte. Harris hatte in einem Zeitungsbericht erwähnt, Wiley habe am 16. April mit dem Graben des Schachts begonnen. Er sei in 3 m Tiefe auf Fels gestoßen, habe wegen Regens aber aufhören müssen. Nach Fugate lag kein Skelett darin, gemäß dem angeblich von Joseph Smith stammenden Bericht in der History of the Church hatte Wiley aber in 2 m Tiefe ein riesiges Skelett von 2,7 m Länge gefunden. Die Berichte von Fugate und Harris stimmen nahezu überein und dürften der Wahrheit entsprechen. Der Bericht in der History of the Church wurde 1856 nach dem Tod von Joseph Smith als Tagebucheintrag vom 1. Mai 1843 in Deseret News publiziert, erschien aber zuerst in einer Zeitschrift seines Sekretärs William Clayton und beruht wahrscheinlich auf einem der Gerüchte, die in Nauvoo zirkulierten. So schrieb zum Beispiel Parley P. Pratt am 7. Mai 1843 an einen Freund, die Platten seien mit Schriftzeichen in ägyptischer Sprache bedeckt. Sie enthielten die Geschichte eines jareditischen Nachkommens Hams und seien zusammen mit Knochen in einem Gefäß in 4½ m Tiefe gefunden worden.

Was soll denn hier gesagt werden; dass die Platten gar nicht existierten? Natürlich existierten sie; eine von ihnen befindet sich in irgendeinem Museum. Times and Season hat Abbildungen als „Woodcuts“ veröffentlicht und in der „History of the Church“ sieht man sie in Originalgröße als Abpausungen.

3. Widerspruch: Der Transport nach Nauvoo
Am 23. April 1843 bestätigten Wiley, Fugate und sechs weitere Personen (darunter die Mitglieder Harris und Sharp) den Fund und sagten aus, sie hätten die Platten an Sharp übergeben, damit er sie nach Nauvoo bringe. In der Erklärung von 1879 schrieb Fugate allerdings, die Mormonen hätten die Platten mitnehmen wollen, um sie Joseph Smith zu zeigen, die übrigen hätten das aber nicht zugelassen. Einige Zeit später habe ein Mann, der angeblich Savage hieß, sie von Wiley ausgeliehen und aus Quincy zu Joseph Smith gebracht. Die gleichen Platten habe Wiley später zurückerhalten und Professor McDowell aus St. Louis für sein Museum gegeben. Charlotte Haven, eine Besucherin in Nauvoo, schrieb am 2. Mai 1843, ein Joshua Moore habe die Platten am 29. April aus Quincy zu Joseph Smith gebracht. Da der »Schatzfund« planmäßig angelegt war und die Übergabe an Joseph Smith ein Teil des Planes war, ist der Bericht von Fugate nicht glaubwürdig.

Was soll denn hiermit gesagt werden? Es ist doch eindeutig, dass Joseph Smith diese Platten in Besitz hatte, da sie in „Times and Seasons“ und in seiner „History of the Church“ abgebildet waren.

4. Widerspruch: Die Schriftzeichen
Gemäß dem Brief von Charlotte Haven habe Joseph Smith eine Ähnlichkeit der Schriftzeichen zum Buch Mormon bemerkt und Moore gebeten die Platten zum Übersetzen behalten zu können. Diese Aussage beruht wahrscheinlich auf einem Gerücht, denn Charlotte Haven hatte keinen Kontakt zu Joseph Smith. Wenn Joseph Smith die Platten hätte übersetzen wollen, wäre er in ein Dilemma geraten. Eine kurze Abschrift mit Schriftzeichen aus dem Buch Mormon hatte er zwei Experten vorlegen lassen und danach verwahrt. Die Schriftzeichen auf den Platten hatten aber keinerlei Ähnlichkeit damit. Und hätte Joseph Smith wirklich an die Echtheit der Platten geglaubt, dann hätte er sie erworben wie ein paar Jahre zuvor die ägyptischen Papyri.

 
Auch hier muss man sich fragen, wie viel Schlamperei ein „Prophet Gottes“ zulassen würde. Würde er dulden, dass eine fremde Person unter seinem Namen einen Tagebucheintrag in die „History of the Church“ vornimmt, und verkündet, dass er mit der Übersetzung dieser Platten begonnen hätte? Oder war Joseph Smith nicht doch von der Echtheit der Kinderhookplatten überzeugt? Sonst war er doch immer schnell bei der Hand, falsche Offenbarung bloß zu stellen und bekannt zu geben.
Die Anthon-Abschrift zeigt auch nur Phantasiegekritzel und die Behauptung, dass Charles Anthon die Echtheit und die Korrektheit der Übersetzung bescheinigt hätte, war eine glatte Lüge von Martin Harris und Joseph Smith, da Anthon weder Ägyptisch (der Rosettastein war gerade erst entziffert) noch „Reformiertes Ägyptisch“ konnte. Die spätere Aussage von Charles Anthon scheint mir glaubwürdiger als die Behauptung von Smith und Harris, die versuchten die Erfüllung einer so genannten Prophezeiung Jesajas zu konstruieren.

5. Widerspruch: Die Ãœbersetzung von Joseph Smith
In einem Brief vom 8. April 1878 berichtete Fugate, sie hätten 1843 von Joseph Smith gehört, die Platten würden ein Buch von 1200 Seiten ergeben, er werde aber nur mit der Übersetzung beginnen, nachdem Kopien an die Historischen Gesellschaften in Philadelphia, Frankreich und England geschickt worden seien. Er bemerkte dazu, die Platten seien den genannten Historischen Gesellschaften vorgelegt worden und diese hätten geantwortet, es seien keine derartigen Hieroglyphen bekannt. Danach habe Joseph Smith mit der Übersetzung begonnen. Das ist falsch, denn die Platten blieben nur bis zum 3. oder 4. Mai 1843 in Nauvoo. Am 3. Mai sah sie Brigham Young im Haus von Joseph Smith und fertigte eine kommentarlose Skizze mit der Bemerkung »Aus Quincy« an. Zur gleichen Zeit schrieben die Herausgeber von Times and Seasons, Smith habe sich bisher nicht zu den Platten geäußert. Nach dem Tagebucheintrag hätte er aber bereits am 1. Mai mit der Übersetzung beginnen sollen. Wahrscheinlich waren sie später zwar nochmals in Nauvoo, denn der Nauvoo Neighbor konnte am 24. Juni Zeichnungen aller Seiten publizieren. Aber danach kehrten sie nie mehr dorthin zurück und eine Übersetzung fand nicht statt.
Schlussfolgerung
Bei den Kinderhookplatten handelte es sich um eine plumpe Fälschung und es ist kaum vorstellbar, dass das Joseph Smith entgangen sein sollte. Die Gestaltung und Anordnung der wenigen Zeichen war dilettantisch und ein umfangrei-cher Text konnte sich nicht dahinter verbergen. Allerdings hielt die Öffentlichkeit die Platten für echt und es waren viele Gerüchte darüber im Umlauf. Als jedoch keine Übersetzung erschien, schwand das Interesse wieder und so beschloss Fugate 1879, die Sache nochmals in Schwung zu bringen. Warum allerdings die Herausgeber der History of the Church und andere Kirchenhistoriker die Platten für echt hielten, obwohl die Fälschung seit spätestens 1858 auch innerhalb der Kirche bekannt war, bleibt ein Rätsel.
PS. Zu den Tagebucheinträgen ist noch zu bemerken, dass Joseph Smiths Sekretär William Clayton diese häufig selbst-ständig vornahm und trotzdem die Ich-Form verwendete.

Ja, ja, die „History of the Church“. Ein Drittel kam von Joseph Smith selbst, manches eigenhändig, vieles diktiert, der Rest wurde posthum in Ich-Form von anderen weiter geschrieben und zusammengebastelt, und es wurde später noch eine revidierte Version mit vielen Änderungen und Streichungen herausgegeben. Auch der Bericht über die bei der Entdeckung der Kinderhook-Platten anwesenden Mormonenältesten wurde gestrichen. Dennoch hielte ich es für ein schwa-ches Bild eines Propheten, wenn sein Sekretär unbemerkt Dinge in sein Tagebuch schreiben dürfte, die falsch sind. Entweder hat Joseph Smith hinter diesem Tagebucheintrag gestanden und an die Echtheit der Kinderhookplatten geglaubt, oder sein Schreiber hatte es eigenmächtig getan. Beide Fälle würden in meinen Augen einen weiteren Beweis liefern, dass Joseph Smith kein Prophet, Seher und Offenbarer war. Aber warum stützen sich apologetische Argumente auf solche Mutmaßungen, nämlich, dass William Clayton es eigenmächtig mitsamt der aufwendigen Erstellung der Abbildungen in Joseph Smiths Tagebuch geschrieben hätte. Sie, die Apologeten, deuten auf Schwachstellen der „antimormonischen“ Argumente, aber verwenden selbst solche Luftnummern, um auf Biegen und Brechen eine Religion zu verteidigen, die auf Fiktion und Betrug aufgebaut ist.
Mit einem Satz: All diese aufgeführten Widersprüchlichkeiten spielen in der Sache überhaupt keine Rolle und ihre Aufzählung soll nur davon ablenken, dass Joseph Smith sich als Prophet, Seher und Offenbarer hatte täuschen lassen und (laut Times and Seasons und History of the Church) begonnen hatte, diese Phantasieschriftzeichen zu übersetzen.

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