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Seite erstellt am 28.3.24 um 14:17 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: lennard
Datum: Samstag, den 16. September 2006, um 7:57 Uhr
Betrifft: Gefäschte Bibelstelle

>Kommt drauf an, was du mit "Dokumente" meinst. Ja, die katholische Kirche beruft sich auf die biblischen Dokumente, vor allem auf Matth. 16:19.

Nach nahezu einhelliger Meinung der Bibelforscher (ausgenommen davon sind freilich fanatische röm.-kath. Bibelforscher) ist diese Schriftstelle später hinzugefügt.
Ich zitiere einmal einen Aufsatz von Gerhard Czermak, Kritische Anmerkungen zur Entstehung, Geschichte und heutigen Legitimation des Papsttums, 2005:

"Die Bibelworte (Anm: Mt. 16:19) sind schon deshalb unecht (was weitgehend auch von katholischen Neutestamentlern anerkannt ist), weil der Jude Jesus keine Kirche gegründet hat. Er sprach vom Reich Gottes und nie von so etwas wie Kirche. Die Gründung einer neuen Glaubensgemeinschaft wäre völlig im Widerspruch zu seiner (laut Neuem Testament, NT) Erwartung des unmittelbar bevorstehenden Weltendes gewesen. Nur dies erklärt übrigens auch, warum dem NT kein System einer Jesuanischen Ethik entnommen werden kann, die auch Zukunftsprobleme behandelt. Die These von Petrus als erstem Papst ist eine freie spätere Erfindung. Es ist nicht einmal ansatzweise belegt, dass Petrus überhaupt in Rom war. Die Heidenmission hatte der Judenapostel Petrus seinem Gegner Paulus überlassen. Römischer Bischof konnte Petrus auch deswegen nicht sein, weil das sich in Syrien und Kleinasien ausbildende Bischofsamt erst Mitte des 2. Jh. nach Rom kam. Bischöfe waren erst Unter- dann Gleich- und schließlich Übergeordnete im Verhältnis zu anderen Gemeindeämtern. Die Legende von Petrus und Paulus als Gemeindegründer in Rom datiert um 170. Erst im 3. Jh. sprach man vom Stuhl Petri, dessen Autorität aber noch nicht über der anderer Bischöfe lag. Trotzdem erstreckt sich heute die römische Bischofsliste von Petrus bis Johannes Paul II. Die älteste römische Bischofsliste stammt vom Kirchenvater Irenäus aus Lyon (ca. 180-185). Die erste verbürgte Primatsbehauptung eines römischen Bischofs stammt aus dem 3. Jh. Im römischen Ostreich sprach man längst Patriarchen, Bischöfe und Äbte als „pappas“ (gr.) gleich Vater an, während der Titel „papa“ in Rom erst Mitte des 4. Jh. belegt ist. Die bedeutenden Theologen Cyprian und Origenes schrieben dem römischen Bischof im 3. Jh. keinen hierarchischen Status zu, und auch der Kirchenlehrer Ambrosius (333/339-397), Bischof von Mailand, die führende Gestalt seines Zeitalters, tat das nicht. Das für die christlichen Kirchen grundlegende und als erstes „Ökumenisches Konzil“ anerkannte Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurde bezeichnenderweise nicht vom römischen Bischof Silvester I. einberufen, sondern von Kaiser Konstantin (dem „Großen“), einem mordlüsternen Gewaltherrscher ersten Ranges (In der Orthodoxie wird er, der erst am Lebensende und nur arianisch Getaufte, als Heiliger verehrt). Das Konzil ging nicht von einem Primat des röm. Bischofs aus, der übrigens nur durch zwei Presbyter vertreten war. Die Leitung und das Sagen hatte allein der Kaiser durch seine Beauftragte, und der Kaiser schloss es und bestätigte die theologisch wichtigen Ergebnisse durch Reichsgesetz. Der Kaiser und nicht der Papst dominierte auch die folgenden Konzilien."

http://www.bfg-augsburg.de/downloads/papsttum_Cz.pdf

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