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Beitrag 2 von 94 Beiträgen.
Seite erstellt am 18.4.24 um 18:35 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Sonntag, den 27. August 2006, um 23:01 Uhr
Betrifft: Missionare und die dahinter stehende Organisation

> Soweit kennt sicher jeder diesen "Erstkontakt".

Allerdings. Das ganze nennt sich nämlich "Erste Diskussion", und vor 15 Jahren habe ich die schon in dieser Form mit Leuten wie dir durchgeführt. Da hat sich nicht viel geändert. Falls du ein bisschen Englisch verstehst, dann schaue mal bei http://www.lds4u.com/ vorbei, da findest du ganz genau wieder, was die Jungs mit dir besporchen haben, und natürlich auch, was sie wann noch mit dir besprechen wollen. Im Übrigen auch einige hilfreiche Anmerkungen zu den dort besprochenen Dingen. Das wäre dann auch die allerbeste Vorbereitung für einen eventuellen "Zweitkontakt".

Wie du hieraus zweifellos entnehmen kannst, gehen die Jungs nach einer exakten Anleitung vor. Daneben üben sie täglich aus dem so genannten Handbuch für Missionare. Sie nutzen eine Taktik mit der Bezeichnung Verpflichtungsmuster. Dazu gehört, Vertrauen aufzubauen, den Geist aufzuzeigen, die Botschaft zu vermitteln und währenddessen immer zu hinterfragen und Bedenken auszuräumen. Daraus sollen nach Einladung Verpflichtungen des Kunden resultieren, bei denen man dann immer wieder nachhakt. So wird man dich dazu verpflichtet haben, im Buch Mormon zu lesen und zu beten.

Im Grunde genommen unterscheidet sich die Arbeit der Missionare kaum von der eines Versicherungsvertreters. Der muss auch nicht alle Hintergründe des Versicherungsgeschäfts kennen, mus allerdings trainiert werden, um zu wissen, wie er wem was verkaufen kann. Zu den Unterschieden gehören: Die Außendienstmitarbeiter werden bezahlt, es kommt ein rechtsgültiges Geschäft zustande, also mit Pflichten und Ansprüchen. Außerdem ist es sehr viel billiger. Zu den Gemeinsamkeiten gehören: Man erkauft sich die Hoffnung, im Falle eines Falles etwas zu bekommen (nämlich Geld bzw. das eigene Leben), man bewegt sich im Dienstleistungsgeschäft, man verfügt über Außen- und Innendienst und es handelt sich um extrem große Wirtschaftsunternehmen.

Das Problem stellt allerdings die zu Grunde liegende Philosophie dar: Religion greift unmittelbar in das gesamte Leben ein, insbesondere bei einer solch fundamentalistischen. Eine Versicherung macht sich hingegen im Allgemeinen nur im Ernstfall bemerkbar. Man sollte bei der Wahl der Religion daher weit größere Sorgfalt walten lassen.

> Mehr-Ehe ... Kommt natürlich komischerweise nicht vor

Das Problem ist doch nicht, dass jemand mehrere Partner hat. Wir sind doch keine verklemmten Leute und wissen, dass es schwer ist, einen passenden Partner zu finden. Und wenn du einen weisunggebenden Gott ins Spiel bringen willst, bitte, selbst das wäre kein Problem. Die Frage ist nur, warum ein Gott (nehmen wir den mal als weise und allwissend an) bei nachweislich vorherrschendem Männerüberschuss Polygynie anordnen sollte, Polyandrie wäre da doch die logische Anweisung, so dass alle Männer in den Genuss der Liebe einer Frau kommen können. Somit sehen wir, dass eine solche Anweisung nur kranken Männerhirnen entspringen konnte. Männerhirnen, die über die notwändige Macht dafür verfügten. (Im Gegensatz würde Polygynie z. B. im heutigen Estland Sinn machen.) Somit können wir einen wie auch immer gearteten göttlichen Einfluss sicher ausschließen. Das Problem mit der Vielehe der Mormonen ist die Lüge. Die erste öffentliche Verkündigung der Vielehe war 1853 in Salt Lake City. Davor wurde sie strikt geleugnet, von Joseph Smith, von Brigham Young, und auch von den in Europa agierenden Missionaren, gleichwohl diese mehrere Frauen daheim hatten. Das gleiche Spiel begann 1890, öffentlich verboten, wurde sie doch heimlich praktiziert, und das mit offziellem Segen bis mindestens 1904. Ist die Lüge göttlichen oder ethischen Ursprungs?

> Blutsühne. Die kannten sie überhaupt nicht. War das gelogen? Kann es sein, dass diese Burschen tatsächlich davon nichts wussten, weil man es ihnen nicht erzählt hat? (Was ja verständlich insofern ist, dass das ein unangenehmes Kapitel der Mormonengeschichte ist.) Es wurde auf mormonische Splittergruppen hingewiesen, in denen käme so etwas vielleicht vor. Was ist davon zu halten?

Wahrscheinlich kannten sie sie tatsächlich nicht. Diese Jungs haben kaum Ahnung von ihrer eigenen Religion. Die meisten wissen kaum mehr als das, was sie offiziell verkünden sollen. Dennoch ist es ihre eigene Splittergruppe, die die Blutsühne praktizierte. Die Daniten haben zwar schon bei Smith ihren Ursprung gefunden, die Blutsühne als Eid im Tempelritual bezog sich aber auf die Rache für Smiths Blut, was logischer Weise erst nach seinem Tod erfunden werden konnte. Dieser Eid war bis mindestens 1927 Bestandteil des Tempelendowments, also etwa genauso lang, wie es das inzwischen nicht mehr gibt. Ob er in bestimmten Gruppen außerhalb des Endowments fortgeführt wurde kann nicht genau gesagt werden, bekannt ist aber, dass die HLT-Kirche über einen eigenen Geheimdienst verfügt. Bekannt ist auch, dass die Blutsühne in Tertiärgruppen (Absplitterungen von der Sekundärgruppe HLT) überlebt hat und praktiziert wurde.

> Zu den Splittergruppen

Wie gerade erwähnt ist die HLT selbst eine Splittergruppe der ursprünglichen Mormonenkirche. Die meisten Sekundärgruppen entstanden beim Tod des Gründers Smith. Alle Gruppen entstanden mit der Behauptung, die einzig wahre Kirche darzustellen.

> Mountain-Meadows-Massaker. Kannten sie - was im vorvorhergehenden Punkt die Vermutung bestätigt, dass sie einfach davon nichts wussten. Aber man wies mich darauf hin, dass von den Oberen nicht der Befehl zur Metzelei gegeben wurde, sondern der der Auskundschaftung.

Nachdem der 11. September auf den Tag genau 144 Jahre nach dem MMM dieses auf Platz 3 in der Liste der schlimmsten Terroranschläge in den USA verdrängt hat (Platz 2 ist Oklahoma City) und das MMM damit in ein neues Bewusstsein gerückt ist, blieb ja nicht viel anderes übrig, als offensiv damit umzugehen. Die Wahrheit erfahren diese Jungs natürlich trotzdem nicht, oder wollen sie nicht wahrhaben. Wenn ich eine straffe Befehlskette habe, und ich lasse die Exekutivglieder bewusst lange genug ohne Befehl, dann rechne ich doch bewusst damit, dass diese nach bestem Wissen und Gewissen, sprich in ihrer normalen geistigen Verfassung, agiert. Und genau das tat sie und führte diesen Massenmord aus und schob ihn dann auch noch den Indianern in die Schuhe. Angenommen Young hat tatsächlich keinen Befehl zum Massenmord gegeben, ist der Befehl zur Kommunikationssperre nicht genauso schlimm, insbesondere wenn er genau das gleiche Ergebnis erzielt? Die Leugnung und die Heuchelei bis zum heutigen Tag sind das Schlimme, und wiegen nach so langer Zeit viel schwerer als der Tod dieser armen Menschen.

> auch Aussagen, die für sich selber krass sind, können von der Person Jahre später bereut werden und in diesem Fall ändert sich die Sache aus meiner Sicht sehr!

Diese Aussage zeigt ja bereits eine gewisse Einsicht und Lebenserfahrung deinerseits auf. Das Problem bei den HLT-Mormonen ist aber geartet. Denn dort wird ja gerade nichts bereut, sondern gelogen, vertuscht, beschönigt, reingewaschen, umgedeutet. Fragst du, was Hinckley in den letzten Jahren nicht als Prophet gesagt hat, dann wird da von einem durchschnittlich treudoofen HLT absolut nichts kommen. Auf verstorbenen Leuten rumzuhacken ist ja auch viel einfacher als auf dem lebenden Führer. Denn wenn der Führer spricht, ist das Nachdenken beendet. Nein, der Spruch stammt nicht von den Nazis, sondern von den HLTs.;-) Na ja, totalitäre Systeme eben.

> sehr persönliche, traurige oder schockierende Schicksale gibt.

Das ist wohl wahr, aber du wirst überrascht sein, wie viele hier aus intellektuellen statt aus persönlichen Gründen diese Organisation verlassen haben. Das Gegenteil wird ja nur von der HLT-Propaganda verbreitet, und ist damit weit von der Wirklichkeit entfernt.

> den Mormonen den Rang einer eigenen christlichen Konfession.

Davon kannst du allerdings eher nicht ausgehen. In der Christenheit herrscht weitgehend Übereinstimmung darüber, dass die Mormonen eine Neu- und Mischreligion sind, deren Basis und Begrifflichkeit zwar christlich ist, die jedoch in ihren Deutungen darart weit entfernt von den die Christenheit vereinenden Elementen entfernt sind, dass sie unmöglich als christliche Religion angesehen werden kann. Wenn die Utah-Mormonen also behaupten, sie seien das wahre auserwählte Volk Gottes (also die wahren Christen), dann ist das genauso lächerlich, als wenn die frühen römischen Christen behauptet hätten, die wahre auserwählte (israelische) Volk Gottes zu sein. Tatsächlich wohnte den Mormonen mal der Keim einer neuen Weltreligion inne, durch die gebetsmühlenartige Behauptung Christen zu sein haben sie das aber meines Erachtens nach bereits unumkehrbar kaputt gemacht und werden entweder untergehen oder tatsächlich einmal eine christliche Gemeinschaft werden, irgendwann mal.

> Sie glauben an Jesus Christus und an den Gott, an den ich auch glauben möchte.

Mit solchen Aussagen solltest du mal ganz vorsichtig sein. Du hast nämlich offenbar keine Ahnung, wovon du redest. Die (HLT-)Mormonen glauben an einen Gott, der einmal ein Mensch war, der Regeln willkürlich aufstellt und absetzt, der die dümmsten schatzsuchenden Bauernjungen als Propheten erwählt, der massenhaft Frauen hat, der ein Drittel seiner Kinder für immer verstößt, der alle anderen seiner Kinder bei Chriti Wiederkunft umbringen wird, so sie nicht 10% ihres Einkommens an die HLT-Führung abführen, der die grausamen Völkermorde im AT tatsächlich angeordnet bzw. ausgeführt hat, auch die im BM, der Lug und Betrug zum Schutz seiner Organisation zulässt und gutheißt, der in Größenordnungen mehr Geld in Firmen anlegt wie zur Linderung der Not seiner Kinder, und vieles mehr. Ob das wirklich das ist, an was du glauben möchtest, ist dir natürlich unbenommen, auf jeden Fall solltest du dich vorher ganz genau informieren.

> Die dunklen Seiten kennen alle anderen christlichen Konfessionen genauso. Schaut nur die katholische Kirche an.

Man kann natürlich versuchen Unrecht mit Unrecht aufzuwiegen, progressiv ist das allerdings nicht.

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