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der Beitrag:
Verfasser: phlipsi
Datum: Sonntag, den 27. August 2006, um 18:11 Uhr
Betrifft: Langer Bericht - aber seht es bitte mehr als Diskussionsgrundlage;-)

Hallo liebes Forum,

Mormonen-Missionare habe mich letztens angerufen (meine Nummer hatten sie von einem meiner Freunde, der mich "verpetzt" hat) und wollten sich gerne mit mir treffen. Da es meine Überzeugung als Christ (leider nicht immer meine Art, wie ich mich entscheide) ist, jeden anzuhören und wenn es nur ein einziges mal ist, habe ich mich mit ihnen verabredet. Man schenkte mir das Buch Mormon und empfahl mir auch sogleich die Stelle, in der Moroni meint, jeder kann sich von der Wahrheit in einem Gebet überzeugen. Soweit kennt sicher jeder diesen "Erstkontakt".

Nun wollte ich mich für den "Zweitkontakt" vorbereiten und auch Gegenseiten zu "Wort kommen lassen". Ich habe die, sicher allseits bekannte, Seite http://www.mormonismus-online.de/ durchgestöbert und bin auch sogleich über einige Gegenargumente gestoßen (wie auch nicht), habe mir versucht so viel wie möglich einzuprägen, um die Mormonen nach ihrer Meinung zu fragen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu verteidigen. Mit folgenden Ergebnissen.

Mehr-Ehe. Sie sahen ein, dass es tatsächlich so etwas gab. Aber haben es damit begründet, dass es schon immer in der christlichen Religion Momente gab , in denen Gott von Personen verlangte, eine zweite Frau zu nehmen. Das habe ich verstanden und eingesehen. Schließlich zeigten sie mir im Buch Mormon die Stelle in der geschrieben steht, dass Mehrehen nicht gestattet seien, es sei denn, Gott verlangt es. Ich finde das ok. Es bleibt zwar immer die Frage, wie Gott es von einem verlangt, aber das ist in meinen Augen eine andere Frage (wenngleich eine sehr kritische und wichtige - aber eine andere). _Wenn_ es Gott verlangt, ist dem Folge zu leisten, nicht? Genauso könnte er in meinen Augen verlangen, das eine Frau mehrere Männer zum Gatten nehmen sollte. - Kommt natürlich komischerweise nicht vor... . Was denkt ihr?

Blutsühne. Die kannten sie überhaupt nicht. War das gelogen? Kann es sein, dass diese Burschen tatsächlich davon nichts wussten, weil man es ihnen nicht erzählt hat? (Was ja verständlich insofern ist, dass das ein unangenehmes Kapitel der Mormonengeschichte ist.) Es wurde auf mormonische Splittergruppen hingewiesen, in denen käme so etwas vielleicht vor. Was ist davon zu halten?

Zu den Splittergruppen. Ich wollte ihnen begreiflich machen, dass in meinen Augen eine Kirche nicht von sich behaupten kann, die einzige und wahre zu sein, wenn sie sich teilt, denn warum sollte man aus der wahren und einzigen Kirche austreten wollen? Es _muss_ Gründe geben, natürlich sehr persönliche vielleicht, aber auch die sind ein Spiegel der Verhätlnisse. Das lehnte man ab. Die Kirche sei davon unabhängig. Leider habe ich da nicht weiter nachgehakt/nachhaken können.

Mountain-Meadows-Massaker. Kannten sie - was im vorvorhergehenden Punkt die Vermutung bestätigt, dass sie einfach davon nichts wussten. Aber man wies mich darauf hin, dass von den Oberen nicht der Befehl zur Metzelei gegeben wurde, sondern der der Auskundschaftung. Dabei ist es wohl zu einem Zwischenfall gekommen. Eine durchaus annehmbare Begründung aber für mich eine weitere Bestätigung, dass es bei den Mormonen genauso zugeht, wie in all den anderen christlichen Kirchen auch. Da bleibt für mich kein Platz für das "einzige" und "wahre" in dem Titel dieser Kirche. Denn die einzige und wahre Kirche sollte mit solchen Dinge fertig werden. Oder nicht?

Schließlich kamen wir auf die obengenannte Seite zu sprechen. Sie meinten, dass jeder Prophet auch Momente hat, in denen er Fehler macht. Das sind aber nicht die Momente, in denen er Prophet sei. Ich wollte wissen, woran man denn solche Momente erkenne, denn es sei schon wichtig zu wissen, dass wenn Herr Smith vom Abschlachten von Mördern im Sinne der Blutsühne redet, dass es sich nicht um eine prophetische Aussage handelt - sonst könnte so einiges durcheinander geraten. Im Grunde stimmt es aber, Zitate können erstens aus dem Kontext gerissen sein (ja, auch Aussagen, die für sich selber krass sind, können von der Person Jahre später bereut werden und in diesem Fall ändert sich die Sache aus meiner Sicht sehr!) aber auch schwache Momente der Personen darstellen. Ich würde es verstehen, perfekte Menschen kann sich Gott nunmal nicht als Propheten aussuchen, denn die gibt es nicht. Oder was sagt ihr dazu? Denn in diesem Sinne sind die Zitate auf obengenannter Seite mit bedenken zu lesen. Ich, als äußerst Joseph-Smith-Unkundiger, darf nicht zu viel daraus ablesen!

Ich hoffe, das es jetzt nicht als ein weiterer "Hallo, ich möchte meine Erfahrung bei der Begegnung mit Mormomen euch allen mitteilen"-Beitrag gesehen wird. Ich möchte sehr objektiv darüber diskutieren. Es ist mir klar, dass es unter den Aussteigern oder Austeigenwollern;-) sehr persönliche, traurige oder schockierende Schicksale gibt. Diese untermauern meiner Meinung nach meinen Standpunkt, dass es sich bei dieser Kirche nicht um die "einzige" und "wahre" handeln kann. Allerdings gebe ich - von meinem jetzigen Standpunkt aus - ihr könnt, nein, ihr müsst mir sagen, was ihr dazu denkt - den Mormonen den Rang einer eigenen christlichen Konfession. Sie glauben an Jesus Christus und an den Gott, an den ich auch glauben möchte. Die dunklen Seiten kennen alle anderen christlichen Konfessionen genauso. Schaut nur die katholische Kirche an. Auch sie ist zutiefst menschlich, wie anders kann sie in Afrika Aids so grassieren lassen, nur weil ihr Kondome nicht passen. Patriarchalisch sind sie alle mehr oder weniger, manche sehr viel mehr.

Ich freue mich auf jede Antwort,
p.

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