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Verfasser: Pyren
Datum: Samstag, den 11. März 2006, um 4:52 Uhr
Betrifft: Satanismus als Religionskritik

1. Naturgötter als Satan
"Satanismus", also die Vorstellung, dass Menschen den Teufel anbeten, entstand ursprünglich daraus, dass heidnische Götter mit dem Teufel identifiziert wurden, zum Beispiel Pan. Daher bekam der Teufel auch seine tierische Gestalt mit Bocksbeinen und Hörnern, weil er mit den naturreligiösen Göttern in eins gelegt wurde. Die Grundaussage war also "Die Naturgötter sind böse!"
Satanismus entstand aus ganz normalen Naturreligionen durch Transformation aus christlicher Sicht.

2. Satanismus als Projektion der eigenen Glaubenszweifel
Im Mittelalter bekam die Vorstellung, Menschen würden den Teufel anbeten, neuen Aufschwung.
Diesmal zeigte sich aber, dass die Legenden, die über Satanisten entstanden, hauptsächlich die eigenen Ängste und Glaubenszweifel ausdrückten. Weil man selbst Glaubenszweifel hegt, diese aber aufgrund der Machtstellung der Kirche nicht ausdrücken darf, sondern unterdrücken muss, projiziert man diese in die Geschichte der Satanisten, die z.B. die Hostie schänden. So kann man sich an diesen Geschichten "ergötzen" und seine Zweifel ausleben und verarbeiten, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Außerdem wurden Satan und Dämonen seit Jesu Zeiten als Ursache für unerklärliche Phänomene verwendet, wie zum Beispiel Epilepsie.

3. Die Entstehung wirklicher Satanisten, also nicht bloßer Phantasiegestalten innerhalb von Geschichten, dürfte wohl mit Anton LaVey begonnen haben, auch wenn manche Aleister Crowley als den Vater des Satanismus rechnen.
In seinem Buch "Die Satanische Bibel" zeichnet LaVey allerdings ein sehr atheistisches Bild.
Für ihn ist Satan nicht eine Person, sondern ein Prinzip.
Satanismus ist für ihn Kritik an der herkömmlichen christlichen Praxis, zum Beispiel:
- blinder Glaube und Autoritätsvertrauen
- falsche Freundlichkeit gegenüber Feinden
etc.
Es ist also eine Art Atheismus, jedoch zeigt sich im Symbol des Satan, dass Lavey emotionale Kritik an der christlichen Ethik bieten will. Während Atheisten meist nüchtern und sachlich sind,
zeigt sich in Laveys Atheismus gerade der emotionale Protest gegen das Unrecht und die Fehler in der christlichen Lehre.
Lavey  formuliert also genauer, was sehr viele Jugendliche im Jugendsatanismus instinktiv tun:
Kritik üben an den Lehren der Vorfahren.

Daher stimmt die Aussage schon:
Ohne Christentum kein Satanismus.
Ohne Christentum wäre Pan nur Pan, nicht Satan.
Ohne Christentum gäbe es keine Glaubenszweifel, die man in satanistische Geschichten projizieren muss.
Ohne Christentum gäbe es kein Dogma, dass man emotional ablehnen könnte, indem man sich stolz das Label "Atheist" verpasst.

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