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Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 14. Februar 2006, um 16:19 Uhr
Betrifft: Anwendung und Anerkennung von Wissenschaft

> Wenn Deiner Meinung nach die Vernunftsorientiertheit nur dem Menschen zusteht, der als atheist oder alls der sich nicht entscheidenkönnende Agnostiker

Ich sagte, dass man mit diesem Begriff vorsichtig umgehen muss, weil Gläubige und Atheisten ihn grundlegend unterschiedlich interpretieren. Du versuchst also mir eine Meinung in den Mund zu legen, die ich weder habe noch geäußert habe. Das finde ich extrem unvernünftig vom Standpunkt eines rational denkenden Menschen aus, vom Standpunkt eines sich auf eine höhere Ordnung Berufenden aber durchaus nachvollziehbar, weil seine Ethik fest vorgegeben und damit unflexibel ist. Was wieder einmal beweist, dass du sehr wohl vorsichtig mit dem Begriff Vernunft umgehen solltest.

Im Übrigen finde ich die Ausführungen zur Vernunft in der Wikipedia sehr ausgeglichen und ein Studium dieses kurzen Artikels kann gewiss auch dir nicht schaden.

> der sich nicht entscheidenkönnende Agnostiker, der sich alle optionen offenhält

Ich denke du tust dem Agnostiker unrecht. Es ist viel schwerer einen offenen Geist zu bewahren als sich einfach mal festzulegen. Agnostiker sind eher die sich-nicht-entscheidenwollenden. Und es gibt eine sehr große Bandbreite. Das reicht von Leuten, die eigentlich schon dem wissenschaftlichen Atheismus zuzurechnen sind, bis hin zu Gläubigen oder glaubenwollenden, die aber die Möglichkeit einer alternativen Herkunft ihrer persönlichen Gotteserfahrung als ausgerechnet von Gott nicht kategorisch ausschließen. Ich empfinde deine herablassende Aussage über Agnostiker als Beleidigung und empörend, gleichwohl sie mich als wissenschaftlichem Atheisten nicht persönlich trifft. Aber es zeigt, mit welcher Arroganz fanatisch Gläubige alle nicht-fanatisch Gläubigen und ethisch-philosophisch orientierten Menschen abwerten. Mit solchen Aussagen zeigst du dein wahres Gesicht, das bei weitem nicht so liberal ist wie du dich vielleicht selbst siehst.

> schon haben wir alle anderen Menschen von der Rationalität ausgeschlossen.

Vernunft und Rationalität sind nicht proportional zueinander - je nach Definition, versteht sich. Von Rationalität habe ich nicht gesprochen. Aber das terminologische Problem ist natürlich ähnlich gelagert. Es mag dem Islamisten durchaus rational vorkommen, dem überheblichen Westen mit Terroranschlägen zu entgegnen und dir mag es durchaus rational vorkommen, deine HLT-Sichtweisen zu propagieren und mir mag es rational vorkommen, die Lügen und Gefahren der HLT-Kirche offenzulegen. Insofern ist Rationalität viel stärker an deine Fähigkeit zur Einsicht gebunden als dies für den Terminus Vernunft gilt.

> Du machst es Dir ganz schön einfach damit diesen Menschen, letztendlich die vernunft abzusprechen, nur weil sie vielleicht in der Lage sind tiefere Gefühle zu empfinden als der Atheist oder der agnostiker je haben wird!

Erstens beleidigst du schon wieder Agostiker und Atheisten pauschal, indem du ihnen die Fähigkeit(!) zur Empfindung tieferer Gefühle absprichst und dich so zum Maßstab aller Empfindungen machst.

Zweitens benutzt du den Begriff Vernunft schon wieder völlig unterschiedlich als ich, und ich hatte lediglich auf die unterschiedliche Verwendung hingewiesen, d. h. du versuchst schon wieder mir unzutreffende Worte in den Mund zu legen.

> wenn alle Menschen so denken würden wie Du anzunehmen nur weil etwas noch nicht beweisbar ist, das es auch nicht existent ist

Von Wissenschaft scheinst du nicht die geringste Ahnung zu haben. Das mit dem Kurs in Logik scheint dringend erforderlich zu sein. Beweisbarkeit beschreibt die grundsätzliche Möglichkeit, etwas beweisen oder widerlegen zu können. Wenn du daher kommst und behauptest, dir sei gestern Nacht der Engel Nephi erschienen, dann ist das unbeweisbar, und kann somit auch nie bewiesen werden. Wenn du sieben Jahre später behauptest, es sei gar nicht Nephi sondern Moroni gewesen, dann ist das auch unbeweisbar (Übereinstimmungen mit Behauptungen von Joseph Smith sind nicht zufällig). Entweder du glaubst das, weil du es für möglich hältst oder du glaubst es nicht, weil du es für unwahrscheinlich hältst oder prinzipiell weil es unbeweisbar ist.

Der Beweis kann - Beweisbarkeit vorausgesetzt - schon erbracht oder noch nicht erbracht worden sein. Ist der Beweis erbracht, kannst du über noch Prämissen und Methoden diskutieren, mehr aber auch nicht, wenn der Beweis nicht gerade der Wissenschaftlichkeit entbehrt. Ohne Beweis ist eine Aussage eine These, eine teilweise bewiesene These kann sich zu einer Theorie verdichten. Man kann am Beweis oder der Widerlegung von These/Theorie arbeiten. Der Primitive wird sich ein Urteil ohne wissenschaftliche Anstrengungen und Recherchen erlauben, das kann natürlich auch sein und betrifft auch die Mehrzahl der heute lebenden Menschen ... leider. Wer also seinen Glauben über Wissenschaftlichkeit stellt, ordnet sich selbst den Primitiven zu. Wer Wissenschaftlichkeit vortäuscht um Glauben/Thesen/Theorien zu beweisen/widerlegen, gehört zu den Blendern und Propagandisten. Leider gehören die Begriffe "wissenschaftlich" und "Wissenschaftler" zu den am meisten missbrauchten heutzutage.

> dann würden wir noch in der steinzeit sitzen und uns mit holzkeulen auf den Kopf hauen. ... werden wir uns mit dieses einfachen ethisch moralischen vorstellungen aus der Zeit der aufklärung oder einer neueren Zeit nicht mehr zufrieden geben können, ohne auch die natürliche sprituallität der Menschheit zu betrachten und zu ergründen

Ach ja, Geschichtsverfälschung ist auch ein wesentlicher Faktor für die langsame Entwicklung menschlicher Ethik. Dazu gehört auch, alle Zeitebenen völlig durcheinander zu werfen. Die Ergründung der Spiritualität führte ja gerade zu Religionen (die kommunistische Sichtweise, dass dies nur ein Mittel zur Ausbeutung anderer Menschen sein sollte, lassen wir mal außen vor), und Religionen stehen auf einer Entwicklungsstufe erst einmal für Hexenverbrennungen und Terroranschläge. Die Aufklärung kam danach und sollte solche Auswüchse der Religion gerade bekämpfen, und war damit ja auch erfolgreich, in Europa zumindest, wo sie stattfand. Ob Kreuzzüge und Scharia wirklich besser sind als Holzkeule auf Kopf mag man unterschiedlich bewerten, ich persönlich sehe da keinen großen Unterschied, ausgenommen bei der Motivation, und da kommt Religion schlechter weg als die Steinzeit.

> wir uns neuer unbekannter Methoden bemächtigen müssen

Vor allem müssen wir uns erstnal der uns bekannten Methoden ermächtigen, nämlich der Wissenschaft, aber dazu sind die meisten Menschen leider unfähig oder unwillig.

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