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der Beitrag:
Verfasser: Pyren
Datum: Dienstag, den 14. Februar 2006, um 13:21 Uhr
Betrifft: Christliche Nächstenliebe ohne Christus

Mal ein paar Anmerkungen zu deinen:
> denn ein Buch, das als Grundlage eines Glaubens darliegt, aber in vielerlei Hinsicht nur durch
> glauben auf seine richtigkeit geprüft werden kann.
Diese Aussage ist ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich selbst.
Glauben ist gerade NICHT Überprüfung. Wenn ich der Bibel a priori glaube, muss ich mir die Widersprüche und Ungereimtheiten irgendwie zurecht biegen und basteln.
Wenn ich die Bibel hingegen objektiv am wissenschaftlich rekonstruierten Geschichtsbild messe, werde ich feststellen, welche Teile wahrscheinlich, welche unwahrscheinlich sind.
So sind die Bücher Könige und Chronik bis auf Details wohl historisch, das Buch Josua hingegen nicht.

2. Anmerkung: Sicherlich ringen auch andere Denksysteme um die Gunst der Menschen. Dass diese aber alle den Menschen ins Unglück stürzen, ist noch lange nicht erwiesen. Und dass sich Menschen, die eben keinen naiven christlichen oder gar HLT Glauben haben, dem nächsten Märchen aufsitzen müssen, ist auch fraglich, denn aus Fehlern wird man klug, und ich denke die meisten hier werden aus ihrer Erfahrung in der HLT gelernt haben, nicht blind zu vertrauen, bevor man nicht zweimal ordentlich hingeschaut hat.

Die Vorstellung, die Welt geht in einer großen islamischen Diktatur unter, entspricht ganz einfach deinem mormonischem Schwarz-Weiß Denken. Zwar stimmt es schon, dass alles sein Gegenteil haben muss  (Nephi, einzige Klasse Stelle im gesamten Buch Mormon, außer den Träumen von Joseph Smith Senior), aber dass man deshalb alles Ãœbertrieben in Gut und Böse einteilen muss, ist falsch. Gibt es nicht auch eine unendlich differenzierte Grauzone zwischen Gut und Böse, zwischen Perfekt und Loser, zwischen weißem Hemd und schwarzem Hemd?
Joseph Smith selbst dachte schon in die Richtung, als er den Himmel in drei Teile einteilte und so mehr Schattierungen zuließ als noch die christliche Kirche mit ihrer Vorstellung von Himmel und Hölle.

Dazu nur mal so ein Gedanke: Ich lebe derzeit in Japan.
Hier sind weniger als ein Prozent Christen, und ung. 0.09% HLT.
Und trotzdem sind alle Menschen hier freundlich und hilfsbereit, wie ich es in Deutschland noch nie erlebt habe. Sie helfen immer, wenn ich ein Problem, eine Frage habe, sind geduldig mit meinem schlechten Japanisch, etc. pp.
Ich habe noch nie so viel "christliche Nächstenliebe" erlebt wie in diesem unchristlichen Land.
Somit schließe ich, dass das Attribut "christlich" eine reine Farce, ein Verkaufstrick ist.
Man könnte höchstens behaupten, dass hier buddhistisches Mitgefühl praktiziert wird, aber auch dies wird der Situation nicht gerecht, denn die meisten Japaner sind nicht sehr religiös und denken nur zu Festen an ihre Götter.

Daher sehe ich nicht wie du, dass eine Welt ohne Jehova direkt schlecht, amoralisch, sittenlos, ohne Gemeinschaftsgeist ist.
Vielmehr verkauft die HLT Konzepte, die auch ohne Kirche gut ziehen, als einmalig.
Jeder Fußballclub, jeder Frauentreff hat Gemeinschaftssinn, dafür brauch ich keine heilige Unterwäsche. Jedes Nachbarschaftsgrillfest, jede Krabbelgruppe führt Menschen zusammen, dafür brauche ich nicht Oblate und Wein/Wasser. Die Japaner leben es vor:
Menschen können Verantwortung haben, moralisch leben, ohne großes Brimborium.
Und hier in Kawasaki ist die Zahl der Familien mit Kindern auch sehr hoch. Der Shinto feierte schon die Verbindung zu den Vorfahren, als noch kein Mikrofilm erfunden war.

Naja, das mag genügen. Vielleicht nicht immer alles schwarz-weiß sehen,
das Leben ist bunt wie der Regenbogen.

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