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Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 1. Februar 2006, um 20:02 Uhr
Betrifft: Glaube und Aberglaube

> Zum Weihnachtsmann: Nun, es gibt Glauben und Aberglauben. Was was ist, bleibt jedem selber überlassen.

Mit dieser Aussage versuchst du doch nur, einer Auseinandersetzung mit dem Thema aus dem Weg zu gehen. Warum tust du das? Hast du etwa Angst vor mehr Licht und Erkenntnis?

Wie definierst du denn Aberglauben? Für einen guten Mormonen sieht diese Definition in etwa so aus: Was ich habe ist Glauben und was die Anderen haben und keine Schnittmenge mit meinem Glauben aufweist ist selbstverständlich Aberglauben, weil das natürlich ein falscher Glaube ist.

Na? Kommt dir diese Definition irgendwie bekannt vor? Keine Sorge, ich will dich nicht an den Pranger stellen, denn diese Ansicht ist ziemlich weit verbreitet. Die Ansicht selbst muss man allerdings schon an den Pranger stellen, denn sie ist aberwitzug, dumm und gefährlich. Und sie hat nur sehr oberflächlich betrachtet etwas mit Toleranz zu tun, sie ist vielmehr geprägt von Arroganz und fehlender Weitsicht.

Ein Blick in die Wikipedia bestätigt genau meine Aussage: Der Begriff Aberglaube wird meist abwertend für einen Glaubenssatz oder ein Glaubensgebilde gebraucht, das – dem eigenen als Dogma angesehenen Rechten Glauben gegenübergestellt – als irrational, unvernünftig, nutzlos (manchmal auch unmenschlich) und deswegen als unterlegen betrachtet wird. Häufig wird er im Zusammenhang mit mangelnder Bildung, dem Mittelalter (Aufklärung), oder auch nicht-monotheistischen Religionen und Kulten gebraucht. Auch der christliche Glaube kann für einen Angehörigen einer anderen Religion, einen Marxisten oder einen Atheisten Aberglauben darstellen.

Was könnte wohl eine vernünftige Unterscheidung zwischen Glaube und Aberglaube sein? Ich schlage als Unterscheidungskriterium mal die Ãœberprüfbarkeit vor. Demnach lässt sich Glaube definitiv weder be- noch widerlegen und entzieht sich damit der Ãœberprüfung. Hingegen lässt sich ein Aberglauben mit welchem Aufwand auch immer überprüfen und somit be- oder widerlegen. Wobei man einschränkend hinzufügen muss, dass ein belegter Aberglaube auf Grund der nunmehr vorhandenen Erkenntnis natürlich  ein Oxymoron ist und für den Aberglaube somit nur die Annahme der Richtigkeit eines bereits widerlegten oder eines noch nicht überprüften Aberglaubens ist, wodurch Aberglaube effektiv immer der an etwas Unsinniges wäre (da wir durch Definition ja das nicht überprüfbare hier ausgeschlossen haben).

Aberglaube kann man demnach widerlegen. Nehmen wir z. B. den Aberglaube an den Unglück bringenden Freitag den 13. Man nehme die Versicherungsstatistiken über die Schadensfälle mehrerer Jahre und vergleiche sie mit den Schadensfällen die an allen  Freitagen, die in dieser Statistik auf einen 13. fallen, aufgetreten sind. Man wird keinen signifikanten Unterschied entdecken und hat somit den Aberglauben widerlegt. Natürlich gilt eine statistische Angabe nicht für Einzelfälle. Ein Individuum kann sehr wohl an einem solchen Tag ein Unglück erleben. Interessanter Weise ist die Wahrscheinlichkeit dafür um so höher, je fester es diesem Aberglauben anhängt. Man spricht dann von selbsterfüllenden Prophezeiungen. Will eine Person ihren Aberglauben überwinden, muss sie natürlich die Ergebnisse der Ãœberprüfung kennen und akzeptieren - durchaus eine Herausforderung für den wahrhaft Gläubigen.

Der Glaube hingegen ist per se nicht überprüfbar. Damit existiert nicht der geringste Unterschied beispielsweise zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an den Weihnachtsmann. Beides ist nicht widerlegbar. Das bedeutet noch nicht, dass sich die dem Glaubensgegenstand zugeschriebenen Effekte nicht widerlegen bzw. deren Herkunft nicht korrekt deuten ließen. Blitzschläge, Papyri-Ãœbersetzungen oder Geschenke unter dem Weihnachtsbaum lassen sich zweifelsfrei von dem zugeschriebenen Glaubensgegenstand abkoppeln. Das allein beweist aber nicht - und schon gar nicht dem aufrecht Gläubigen - das Nichtvorhandensein des Glaubensgegenstandes selbst, hier also Gott und  Weihnachtsmann. Der einzige wirklich signifikante Unterschied zwischen Gott und Weihnachtsmann ist die Anzahl rechtsfähiger, sprich erwachsener Personen, die an sie glauben. Bleibt also Eines: die normative Kraft des Faktischen, oder anders ausgedrückt: 60 Millionen Deutsche können sich nicht irren. Genau deshalb sucht man sich ja Gleichgesinnte: Da fühlt man sich bestätigt und man muss nicht so viel nachdenken. Nachdenken kostet ja auch Energie und: Jeder Körper nimmt den energieärmsten Zustand ein - physikalisch gesprochen - oder: Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes - mehr oder weniger biblisch gesprochen.

Halten wir also fest: Glaube ist das Festhalten an eigenen Wünschen wider jeglicher rationalen Grundlage. Und Aberglaube ist genau das Selbe.

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