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Seite erstellt am 18.4.24 um 18:44 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Hexe
Datum: Samstag, den 15. Oktober 2005, um 3:26 Uhr
Betrifft: Meine Meinung zu Deinem Beitrag

@ Renate,

Zunächst einmal hast Du, wie jeder andere Mensch in diesem Land, das Recht, Deine Meinung kund zu tun! Auch Giovanni hatte und hat das! Das Du Dich “einmischst”, finde ich auch okay, da es ja hier ein offenes Forum ist! Nur, das Du mir und anderen Frauen, die ähnliche Erfahrungen machen müßten, in den Rücken fällst, zeigt mir, das es in diesem Land an Frauensolidarität noch ne Menge zu tun gibt!
Doch nun zu Deinen Beiträgen an Giovanni, ibwd und meine Wenigkeit:

Zu Giovanni:

Warum kannst Du ihm weitgehend zustimmen? Gibt es keine struktuierte Männergewalt auf der Welt, in Europa, in Deutschland? Werden Frauen etwa nicht bevormundet? Ist, weil Dein Mann/Freund zufällig ein ganz Netter ist, deshalb alle Männer so?
Ich habe nie behauptet, das Frauen nicht gewalttätig sein können oder es nicht sind! Siehe die KZ-Aufseherinnen, die deswegen verurteilt wurden! Und das die Methodik, Gewalt anzuwenden, bei Frauen im allgemeinen subtiler als bei Männern ist, auch kein Thema! Ich frage mich nur, ob das “biologisch” vorgegeben oder durch Sozialisation so entstanden ist? Wenn es “biomäßig” ist, dann kann die Frau nichts dafür, sie muß nur lernen, es in den “Griff” zu bekommen! Ist es durch Souialisation entstanden, dann frage ich mich, warum? Vielleicht die einzige Form einer “Waffe”, die Männer Frauen zugestanden?
Auch ich bin mittlerweile in Diskussionen mit meiner Partnerin (die übrigens auch Renate heißt, und Mutter eines Sohnes (eines Säufers) und einer Tochter (die studiert in Greifswald)ist) dazu gekommen, auf solche Themen auf Beiträge von Männern im allgemeinen nicht zu antworten, es sei denn, diese sind konstruktiv oder sachlich, und regen mich an! Sie meinte, das mit Männern zu reden/schreiben, zu viel Energien kosten würden, und das sie die Erfahrung in vielen Foren machte, das dort zu viele “Heterotussis” sind, wie sie es ausdrückte (ich habe das Wort von ihr übernommen). Damit sind heterosexuelle Frauen gemeint, die ihre “Daseinsberechtigung von Männern ableiten, ebenso ihre Identität. Damit sind nicht heterosexuelle Frauen im Allgemeinen gemeint (also spar Dir deinen Atem, Giovanni)!

Zu Deinem Beitrag zu ibwd:

Auch mich hatte es positiv überrascht, wie radikal (an die Wurzel gehend) der Beitrag von ibwd war! Also hier noch einmal danke, lieber ibwd! Dadurch hast Du manches wieder wett bei mir gemacht! Aber warum sollen Frauen nicht das Recht haben, sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren? Weil wir “friedfertig” sind? Wie Du weißt, sind wir das nicht! Vielleicht etwas friedfertiger als Männer, aber das ist auch alles!
Vor Jahren ging der Fall einer phillipinischen Hausangestellten aus Saudi Arabien durch die Presse, die ihren Arbeitgeber, der sie mehrmals sexuell belästigte und vergewaltigte, und als “Spielzeug” für seine beiden halbwüchsigen Söhne bestimmte, erstochen hatte. Sie wurde ins Gefängnis gesteckt, geschlagen, vergewaltigt und wurde dann freigekauft, weil nach islamischen Recht der mann immer im Recht ist, und mit Frauen (vor allem Ausländerinnen in seinen Diensten) machen kann, was er will!
Oder der Fall von Lorena Bobbitt, der kolumbianischen Frau eines Marines, der sie in der Ehe vergewaltigte (was in Virginia legal ist), schlug, durch schläge sein und ihr Kind abtrieb, und sie wie der letzte Dreck behandelte. Sie schnitt ihm eines Nachts seinen Penis ab, aber anstatt ihn an den räudigsten Köter zu verfüttern (damit er wenigstens zu etwas Nütze war), warf sie ihn in eine Mülltonne, wo er gefunden, und ihm wieder angenäht wurde. Er arbeitete später als “Pornostar”, wärend sie in der Psychiatrie landete. Bei der Gerichtsverhandlung drohten ihr 20 Jahre Haft, weil der “Angriff” in der Nacht geschah, während er schlief, nachdem er sie wieder einmal vergewaltigt hatte!
Meinst du, sie hätte nicht das Recht gehabt, sich zu wehren?
Ich kenne durch Renate eine Frau, eine Russin, die einen deutschen Mann geheiratet hatte, der sie schlug, vergewaltigte, und an seine Freunde verkaufte. Sie erfuhr, als sie ihn anzeigen wollte, das sie, wenn sie das tun würde, sofort ausgewiesen würde!

Wer hatte hier Gewalt ausgeübt? Männer!
Wer wurde nicht durch das Gesetz geschützt? Frauen!
Und dann meinst Du allen Rernstes auch noch, Frauen haben nicht das Recht, sich zu wehren?
Und Frauen, die für dieses Recht der Frau eintreten (in matriarchalischen Gesellschaftern der antike übrigens nicht nur Frauenrecht sondern Frauenpflicht), gelten in Deinen Augen also als “dumm”, “gefährlich”, und vollem blindem Fanatismus!
Dabei schützen wir nur unsere Art!

Zu Deinem Beitrag über mich:

Wenn Giovanni nur seine persönliche Meinung dargestellt hätte, würde ich darauf sachlich antworten. Aber Wörter wie “Scheiße” über die Meinung eines Menschen sind wohl nicht gerade ein guter Stil, oder? Ich bin wohl die Letzte, die in diesem oder einem anderen Forum für ein “Maulkorb” wäre, aber ich bin dafür, das sachlich etwas diskutiert, oder über etwas gestritten wird, und nicht, das Männer wieder einmal ihre altbekannten Tricks benutzen, um Frauen klein oder lächerlich zu machen, oder sie als “krank” oder “verrückt” abzustempeln, so wie es Giovanni bei mir versuchte! Seine wirkliche Motivation habe ich in einem Posting an ihn ja angesprochen (die Angst von ihm, das Frauen sich auf Frauen beziehen, und männer außen vor bleiben), so das ich dazu nichts mehr sagen will.
Ich habe ihn nie “herabgewürdigt”, “angegriffen” (außer zur Verteidigung durch seine Angriffe), und schon gar nicht beleidigt! Oder fühlte er sich durch mein “italian boy” etwa angegriffen (was für ein dünnhäutiger mensch er dann ist)?
Meine Antworten an Giovanni waren immer durch mein sachliches Wissen über matriarchate in der Antike und durch das Leben moderner Frauen geprägt! Ich habe nie mit unbewiesenen Unterstellungen wie er gearbeitet!
Aber wie ich eingangs schon schrieb, fällt es vielen Frauen der heterosexuellen Fakultät wohl leichter, sich mit Unterdrückern als mit Unterdrückten zu solidarisierenI

In dem schon erwähnten Buch “Die neuen Hexen” von Gisela Graichen fand ich ein Interview mit Uta Sax, Schauspielerin, Sängerin und Kabbarettistin, die Mitte der 80iger Jahre ein “Hexenprogramm” auf die Bühne brachte. In dem Artikel sagt sie zu ihren Erfahrungen mit Männern:

“Ich las meinem Mann aus den Protokollen (der Hexenprozesse, Hexe) vor, aber er sagte nur, ach, das ist doch wieder das gleiche. Dabei waren es ganz andere Fälle. Und er sagte, immer die alte Leier, das ist doch viele hundert Jahre her, wie kann dich das heute noch aufregen. Er konnte überhaupt nicht begreifen, das es mich ganz persönlich betrifft. Ich sah die Verbindung zu den täglichen Erfahrungen der Frau heute. Angefangen von der Kindheit, wo uns unsere Minderwertigkeit beigebracht und die Vorrangigkeit des Mannes
präsentiert wird. Immer dieser Satz von Adam und Eva aus der Rippe. Mir wurde ständig gepredigt, wir sind nur dazu da, dem Mann zu dienen. Auch ich habe in meiner Ehe versucht, eine überdurchschnittliche Himmelsgattin zu sein, die alles duldet, die sich ständig überfordert und ihren Tag vollkommen auf den Mann ausrichtet. Durch das Thema Hexen ist mir das alles wie Schuppen von den Augen gefallen “
(S. 274)

“ Tatsächlich beschäftigte ich mich nun mit der Frauenbewegung und fing zum ersten Mal an, politisch für die Frauen zu denken, durch das Hexenthema ausgelöst. Es begann ein fast rauschhafter Prozess des Fragenstellens und des Engagements für alle anstehenden Frauenprobleme der Gegenwart und der Vergangenheit. Durch die Hexen kam das Erkennen dessen, was mit uns gemacht wird, denn sie sind die Erleidenden und die Opfer. Ich begriff, weshalb ich mich persönlich berührt fühlte. Dieses Mundhalten habe ich begriffen. Ich erlebe doch heute noch, dass der Mann zu seiner Frau sagt: Jetzt rede ich, unterbrich mich nicht, wenn sie mit flammenden Augen, interessiert an Themen, etwas einstreuen will. Das Weib schweige in der gemeinde, dieser christliche Hintergrund, der von einer grenzenlosen Brutalität ist. Oder die Diskrimminierungen, wenn du über die Straße gehst, und ein Männerchor pfeift hinter dir her. Ganz abgesehen von der Angst, wenn du alleine abends aud der Straße bist. Diese Alpträume von Gewalt hat man nur in Hinblick auf Männer, nicht in Hinblick auf Frauen. Plötzlich wurde mir das alles bewußt, versetzte mich in helle Zornesflammen, und ich habe sofort angefangen, mich zur Wehr zu setzen, das nicht mehr hinzunehmen “ (S. 274-275)

“ Sie (ihre Ehe, Hexe) hat sich in jedem Fall verändert. Ich habe die Dinge analysiert und angesprochen, die ich früher ertragen habe. Dinge, über die ich mich schon immer geärgert hatte, du die ich mich gedehmütigt fühlte. Ohne das mein Mann wußte, was er tat. Er hat es aus seiner selbstherrlichen, männerpriviligierten Situation heraus gemacht, die jeder mann in der Ehe ausnützt, oder als selbstverständliches Männerrecht ansieht “ (275-276)

“Zuerst ganz toll bei den Regisseuren(ihr Vorschlag des Hexenprogramms, Hexe), denen ich anbot, das Thema gemeinsam mit mir zu reallisieren., Aber als sie merkten, das es um Emanzipation ging, um Verbrennungen und dokumentalrisches Material, kam der große Zusammenbruch. Die stellten sich einen lustigen, grotesken Abend vor, angesiedelt zwischen Zauberei, Humbug und Fliegen, etwas Sexuelles. Es sollte witzig, kabbarettistisch und MÖGLICHST AUF KOSTEN DER FRAUEN GEHEN”. (S. 277, Hervorhebung von mir)

“ Wie hat Ihr Mann darauf reagiert (Frage der Autorin)?
Ach, lass sie mal machen, da ist eh nichts. Er meinte, er brauche sich nicht groß aufzuregen, das sei sowieso Unsinn. Er sah es nicht als gefährlich an, weil er nicht wußte, welchen Zündstoff das Wort Hexe und die beschäftigung damit birgt. Als er es merkte, hat er all seine Widerstandskräfte mobilisiert, und versucht, es mir auszureden. IMMERZU, DURCH LÄCHERLICHMACHUNG UND VERÄCHTLICHMACHUNG
”. (S. 272-273, Hervorhebung von mir)

Meinst du immer noch, das Giovanni im Recht, und ich im Unrecht wäre?
Wenn ja, ist Dir nicht mehr zu helfen!

Hexe

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