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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Donnerstag, den 13. Oktober 2005, um 17:18 Uhr
Betrifft: Welt’anschauung’ im weitesten Sinne

(also wohl noch fürs Forum zulässig - weiter unten kommt auch noch was ’Christliches’;-) ) Ich hatte mir heute einen Tag frei genommen, um in der freien Natur etwas meine Gedanken zu ordnen. Das ’Problem’, worüber ich eigentlich nachdenken wollte, wurde dabei zwar nicht gelöst. Aber etwas total Nebensächliches fiel mir dabei auf.

Wie ich gerade so im Einklang mit der herbstlichen Natur durch den Wald trabte und meine Seele etwas ausdehnte, fiel mir plötzlich ein, warum mich die Landschaftsbilder des gestern erwähnten Hagazussa Buches nicht so hundertprozentig angesprochen hatten. Ihnen fehlt ein bisschen die Seele (mein Empfinden). Allerdings hatte sich die Fotografin auch eine andere Aufgabe gestellt. Ihr ging es wohl mehr um hell und dunkel und alles was an Grautönen so dazwischen liegt. Licht, Flächen, Schattierungen, Abgrenzungen etc, was ihr sehr gut gelungen ist, aber für mich halt etwas ’kalt’ rüberkam.

Fergus Bourke, ein irischer Fotograf, hat ähnliche Landschaften (Connemara) ebenfalls schwarz-weiss fotografiert, aber wohl mit einer etwas anderen Intention. Genaues weiss ich nicht darüber, da die Aufnahmen, die ich meine, ’nur die Begleitmusik’ zu den Texten von John O’Donohue in seinem Band ’Landschaften der Seele’ sind. Ein wirklich sehr schöner stimmungsvoller und handlicher Bildband, allerdings im Gegensatz zum Hexenbuch mit christlich angehauchten Texten. Kein Wunder: der Autor hat in Tübingen philosophische Theologie studiert und ebenfalls dort über Hegel promoviert.

Hier mal ein Auszug:

" Eine der schwersten Sünden - das ungelebte Leben

Wir Abendländer haben im Laufe der Jahrhunderte viel über das  Wesen der Negativität und der Sünde nachgedacht und gelernt, aber man hat uns nie beigebracht, dass eine der größten Sünden das ungelebte Leben ist. Wir sind in die Welt geschickt worden, auf dass wir alles, was in uns erwacht, und alles, was auf uns zukommt, vollständig ausleben. Es ist eine einsame Erfahrung, am Sterbebett eines Menschen zu sitzen, der voller Reue ist, mit anhören zu müssen, wie ein solcher Mensch klagt und sich wünscht, er könnte wenigstens noch ein Jahr lang die Dinge tun, nach denen sich sein Herz schon immer gesehnt, die er aber immer wieder hinausgeschoben hatte: Er hatte sich den Traum seines Lebens einfach zu lange aufgespart. Viele Menschen führen nicht das Leben, das sie sich sehnlichst wünschen. Ein Großteil der Dinge, die sie davon abhalten, in ihrem Schicksal zu wohnen, sind gar nicht real. Sie sind Hirngespinste, Einbildungen des Geistes. Die Hindernisse, vor denen sie zurückschrecken, existieren in Wirklichkeit überhaupt nicht. Wir sollten unseren Ängsten oder den Erwartungen anderer nie gestatten, die Grenzen unseres Schicksals festzusetzen.

Es ist ein großes Privileg, dass wir noch immer Zeit haben. Wir haben nur dieses eine Leben, und es wäre eine Schande, es durch Angst und eingebildete Zwänge einzuschränken. Der Kirchenvater Irenäus, ein bedeutender Philosoph und Theologe des zweiten Jahrhunderts, sagte:  "Die Herrlichkeit Gottes ist der vollkommen lebendige Mensch." Es ist ein schöner Gedanke, dass wahre Göttlichkeit diejenige Gegenwart ist, in der sich Schönheit, Einssein, Güte, Schöpferkraft, Dunkelheit und Negativität  miteinander in harmonischer Einheit verbinden. Das Göttliche besitzt einen leidenschaftlichen schöpferischen Impetus und ein tiefes Gefühl für das vollkommen bewohnte Leben. Wenn wir uns gestatten, die Person zu sein, die wir sind, dann wird alles seinen Rhythmus finden. Wenn wir das Leben führen, das wir lieben, dann werden wir Schutz und Segnungen empfangen. Nicht selten führt der große Mangel an Segen in uns und um uns von der Tatsache her, dass wir eben nicht das Leben führen, das wir lieben, sondern dasjenige, das von uns erwartet wird. Wir sind gleichsam aus dem Takt gekommen, haben den Rhythmus der geheimen Signatur und des Lichts unseres eigenen Wesens verlassen.

Jede Seele ist anders gestaltet. Jedem Menschen ist ein geheimes Schicksal vorbestimmt. Wenn wir versuchen, das nachzumachen, was andere getan haben, oder uns in eine vorgefertigte Form zwingen, dann verraten wir unsere Individualität. Wir müssen zu unserer Einsamkeit zurückkehren. Wir müssen den Traum wiederfinden, der am Herdfeuer unserer Seele liegt. Wir müssen diesen Traum mit der Verwunderung eines Kindes fühlen, das sich der Schwelle einer Entdeckung nähert. Sobald wir unsere kindliche Natur wiederentdecken, betreten wir eine Welt voll freundlicher Möglichkeiten. Wir werden uns dann weit häufiger als zuvor an diesem Platz finden - an diesem Ort der Ruhe, der Freude und der Feier. Die falschen Bürden fallen von uns ab. Wir finden unseren eigentlichen Rhythmus wieder. Unsere Erd-Gestalt lernt allmählich, in Schönheit auf dieser herrlichen Erde zu wandeln."

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