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Verfasser: ibwd
Datum: Dienstag, den 11. Oktober 2005, um 23:21 Uhr
Betrifft: Nochmal Konstantin

Zitat aus Wikipedia:
Konstantin nahm die Zeichen des bevorstehenden Endes des Römischen Imperiums wahr. Mit allen Mitteln suchte er die Stabilität und Einheit des Reiches zu festigen. Die dynamisch wachsende christliche Kirche bot sich daher als ein integrierender Faktor an, dessen er sich bediente.

Konstantin war vermutlich Christ, aber wie weit er sich in Theologie auskannte, ist nicht überliefert. Aus seinem Verhalten in den Jahren nach dem Konzil, wo er einmal die Trinitarier und dann wieder die Arianer unterstützte, je nach dem, was ihm für den Frieden dienlicher schien, lässt sich schließen, dass er dogmatisch weder sehr auf der einen noch auf der anderen Seite stand.

Belegt ist, dass dem Kaiser in erster Linie an Frieden und Einheit in der Kirche - und damit des Reiches - lag. Er schreibt in einem Brief: "Mein Ziel war es, die unterschiedlichen Urteile unter allen Nationen, die die Gottheit verehren, zu einem Zustand der beschlossenen Einheit zu bringen, und zweitens, den gesunden Ton im Weltsystem wieder herzustellen..." Dieses Ziel hat der Kaiser jedoch weder am Konzil noch in den Folgejahren erreicht.
Zitat Ende

Eine gewisse Distanziertheit lese ich aus den Worten: "unter allen Nationen, die die Gottheit verehren,". Das klingt nicht  so, als ob er sich allzusehr mit diesem Glauben identifiziere.

Ohne ihm jetzt unrecht tun zu wollen, glaube ich doch, daß er in erster Linie Rationalist war.
Er hat sicher den Unterschied dieser "Gottheit" zu den bis dato bekannten römischen Göttern erkannt. Die waren nämlich in ihrem Wesen den Menschen sehr ähnlich, launisch und allerlei menschlichen Schwächen unterworfen. Ziel des "Gottesdienstes" war sich diese Gottheiten gewogen zu machen, z.B. durch Opfergaben. Ganz anders der jüdisch/christliche Gott, der eine sittliche Instanz war und in erster Linie die Befolgung seiner Gebote forderte.

Ob Konstantin sich sein Wissen aus dem Studium der heiligen Schriften erworben hat oder aus den Verhörprotokollen der Christenfolterungen ist unklar.

Eines ist jedoch sicher: Zu den wichtigsten Grundlagen jeder zivilisatorischen Weiterentwicklung gehören Normierung und Standardisierung. Das fängt bei so simplen Sachen wie der Verwendung eines einheitlichen Meßstabes beim Tempelbau an und gipfelt mit einem standardisierten geistigen Überbau eines Weltreiches.
Hierzu hätte sich das Christentum aufgrund seines normierten Verhaltenskodex in Form der göttlichen Gebote recht gut geeignet. Schade nur, daß die Christenheit zu dem Zeitpunkt bereits ziemlich zerstritten war. Letztendlich mußte er Zugeständnisse an alle Parteien machen und durfte auch die übriggebliebenen Anhänger alter theologischer Modelle nicht ganz außen vor lassen, was das Einfließen heidnischer Kultmerkmale in den neuen universellen - katholischen - Glauben erklärt.

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