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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Freitag, den 16. September 2005, um 12:39 Uhr
Betrifft: okay, also doch

in der letzten Zeit wurde ich häufiger mit der Frage nach Gott konfrontiert. Auch hatte ich mit meinem Geschäftsführer vor ein paar Tagen dieses Thema.

Ich stelle jetzt fest, dass ich bei vernünftigen Menschen zwei Dinge in Bezug auf Gott beobachten kann.

- Sie lehnen den Gott der abrahamischen Religionen ab.
Diese Religionen vermitteln ein bestimmtes Bild(nis) von Gott. Und so meint man, Gott habe zwei Arme und zwei Beine und sei körperlich. Gott sitzt auf einem sprichwörtlichen Thron. Gott ist "da oben", "da draussen" ein getrenntes Bewusstsein, so wie das Bewusstsein von Rainer und Henning getrennt ist. "Er" weiss, was auf der Erde passiert und beobachtet und richtet argwöhnisch und mißbilligend und mit einer Liebe, die aber parteiisch ist.
Aus diesem Gott lassen sich dann aber Dinge ableiten. Es lassen sich logische Rückschlüsse ziehen, ähnlich wie Renate das gemacht hat.
Zu diesen logischen Rückschlüssen bezieht der vernünftige Mensch Stellung und lehnt diese ethisch für sich ab, aus Mitgefühl mit dem Leben und der Schöpfung.

- Sie sind grundsätzlich humanistisch eingestellt.
Es ist keinesfalls so, dass sie die Idee eines Gottes grundsätzlich ablehnen würden. Es ist nur so, dass sie durch ihren humanistischen Ethos den Gott abrahamischer Religionen ablehnen wollen.
Aber wenn man mal genau nachfragt, dann hätten Sie zu einer logischen Alternative zu diesem Gott nichts einzuwenden.

Auch mir geht das so. Es gibt so viele Dinge, die auf der Welt passieren, die einem klar machen, dass ein Gott, der liebt und dem das Leben der Menschen wichtig ist, so etwas nicht zulassen würde.
Gerade heute habe ich im Fernsehen einen Bericht von einem Radsportler im Fernsehen gesehen, der eines Tages von seinem Fahrrad gefallen ist, Herzanfall, und dann ins künstliche Koma versetzt wurde. Nun, er hatte eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns zu erleiden und leidet fortan unter Amnesie. Er erinnert sich an nichts mehr. Seine Fähigkeit, sich zu erinnern ist überhaupt sehr stark eingeschränkt. Auch in Bezug auf Erlebnisse, die nach seinem Anfall passiert sind. Nun, er war/ist verheiratet. Erinnert sich aber nicht daran, eine Frau und eine Tochter zu haben. Kein Erinnerungsvermögen an die gemeinsame Zeit, die Geburt der Tochter, die Karriere als Radsportler bei der Tour de France im Team Telekom usw. Ich denke mir, wie bizarr ist das denn. "Was Gott zusammengeführt hat, darf der Mensch nicht scheiden?" --- Bullshit.
Kinder sterben oder leiden über viele Jahre dahin, wie die kleine Jessika und sterben dann. Wo war Gott da? Was kann dieses kleine Kind, das einfach nur Liebe und Führsorge braucht - was kann irgendjemand verbrochen haben, das es so ein Schicksal ertragen muss.

usw., usf.

Mir wird hier schnell klar, dass ich da ein anderes Gottesbild brauche.

Das, was jetzt kommt ist sehr persönlich und nicht kritikfähig.
Für mich ist Gott nicht körperlich. Ich glaube an Gott aber Gott ist für mich die spirituelle Essenz allen Lebens. Auf dieser Ebene hat dieses Mandala der Seelen aller lebender Dinge ein eigenes Bewusstsein, das sich aus der Essenz des Bewusstseins allen Lebens zusammensetzt.
Erlösung finden oder ins Reich Gottes eingehen ergibt sich, wenn man keine Trennung aus Ignoranz, Stolz und Hass zwischen dem eigenen Bewusstsein und diesem "Universellen Bewusstsein" mehr zulässt. Das ist es auch, was der Buddhismus unter Nirvana versteht. Wobei hier das eigene Bewusstsein vollständig im grösseren Bewusstsein des Universums aufgeht. Das glaube ich aber nur bedingt.
Daher ist auch alles Leben auf die eine oder andere Art und Weise verbunden. Nämlich auf einer höheren Ebene auf der auch diese Essenz besteht.

Jesus, Buddha, Chrsna und andere standen mit diesem Licht auf unmittelbare oder unmittelbarere Weise in Verbindung. Sie waren das, was der Buddhismus Bodhisathva nennt. Erleuchtete Wesen und mehr als nur Propheten.

Ich weiss, dass sich das für Manchen nur wie esoterischer Wischi-waschi Blödsinn anhört.
Aber zum Einen ist das aber ein ganz persönlicher Glaube, den ich so schon seit einigen Jahren habe und zum anderen die Einzige Möglichkeit, wie sich die logischen Widersprüche auflösen.
Viele, die hier vorschnell urteilen, brauchen vielleicht einen konkreteren Gott, obwohl genau dieser Gott ihnen ja eigentlich befohlen hat, das sie sich kein "Bildnis" von ihm machen sollen. Sie wollen es präziser. Aber genau DAS ist eine der grossen Quellen für viel Leid auf der Erde heute. Aus dem Wunsch nach der Präzision in Bezug auf spirituelle Dinge entsteht der Wunsch nach religiösen Regeln. Daraus entsteht dann die Religion. Daraus entsteht dann die Mauer zwischen den Religionen und daraus dann Leid in seinen unterschiedlichen Formen (Völker, Grenzen, territorialer Neid, diplomatische Unstimmigkeiten und Krieg).

Es gibt keinen Gott, der richtend auf einem Thron sitzt. Es gibt Jesus Christus für die, die an ihn glauben, denn er war konkret.
Ich habe einmal gelesen, dass das Tetragrammaton JHWH kein Name ist, sondern ein Laut - der Laut, der entsteht, wenn man ein- und wenn man ausatmet. Ich mag dieses Bild sehr.

Die Erste Vision von Josph Smith halte ich in der heute gültigen Version für einen schlechten Treppenwitz der Religionsgeschichte.

Dennoch hat auch der Mormonismus seinen Platz in der Welt, wie ich finde. Er hatte ihn lange in meinem Leben. Und selbst, wenn es damit vorbei ist, so spreche ich der Kirche zu, dass sie durch ihren alttestamentalischen Symbolismus den Menschen hilft, sich Gott anzunähern - sprich, ... na ja, siehe oben.

Henning

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